Karla(7) schläft. Ihr leidlich gekämmtes Haar fließt in wilden Locken über die hölzerne Lehne der Kirchenbank. Dunkel ist die Kirche in, der wir allein sitzen.Ich vermute , dass wir soeben das Osterfeuer verpassen. Jedenfalls hat der Pastor mit den Messdienern wortlos die Kirche verlassen….oder ist es doch die Zeitverschiebung die ihre Spuren hinterlässt?
Wir sitzen und warten in der kalten dunklen, stillen Kirche. Irgendwann kehrt der Pastor zurück, mit Messdienern und etwa 150 Menschen im Gefolge. Der Gatte setzt sich zu uns auf die Kirchenbank, nicht ohne vorwurfsvoll zu zischen “Wo wart ihr?”
Osterfeuer also wirklich verpasst, hatte er nicht auf Nachfrage gesagt.- erst drinnen dann draußen?
Immer noch ist es dunkel Karla schläft, ihre Stiefel entenfüssig angezogen, der Mund weit offen.
Die Osterkerzen werden entzündet, es ist stimmungsvoll, ein steter Wechsel von Gebeten,Lesungen, leiser Musik. Anna wackelt an einem Zahn.
Mein Zeitgefühl ist verlorengegangen…die Ärmel an Julius Jacke sind ausgefranst.
Plötzlich Licht! Freudige , jubelnde Musik von Klarinette, Cello und Kontrabass, natürlich auch Gesang.
Karla fällt fast von der Kirchenbank, schaut sich verwundert um”Guten Morgen Morgen” flüstere ich ihr zu.Jetzt ist sie wach.
Anna hält mir triumphierend ihren ehemaligen Wackelzahn hin.
Zwei Stunden und 45 Minuten später verlassen wir nach einem stimmungsvollen, durchaus eindrucksvollen Gottesdienst die Kirche .Draußen ist es nun hell, noch bedeckt Schnee die Erde, aber das Licht ist frühlingshaft, der Winter scheint überwunden.
