Für das deutsche Wycliffe-Magazin redigierte ich die folgenden Gedanken zu obigem Thema. Der deutsche ERF hat diesen Artikel vorgelesen, und nun erhalte ich Telefonanrufe aus Deutschland, weil diese Thesen offenbar als hilfreich empfunden werden. – Das will ich meiner Leserschaft nicht vorenthalten :-)
- Die Suche nach Gottes Willen beginnt bei der Erkenntnis, dass Gott mir wohlgesinnt ist. Die Frage nach Gottes Willen macht nur Sinn, wenn sie eingebettet ist in eine lebendige (Liebes-)Beziehung zum dreieinen Gott. Gott liebt mich und zwar bedingungslos, begeistert und mit tief empfundener Freude. Daraus folgt unter anderem, dass Gott mich gerne führt, er spielt nicht Verstecken mit mir; das Gelingen meines Lebens ist ihm lieb und teuer.
- Gute Entscheidungen entsprechen biblischen Grundsätzen: Weil Gott mir wohlgesinnt ist, glaube ich auch, dass seine ethischen Massstäbe für ein gelungenes Leben grundlegend sind. Jede Entscheidung, die dem allgemeinen Willen Gottes widerspricht, wird früher oder später bitter beweint.
- Gute Entscheidungen sind ganzheitliche Entscheidungen: Sie berücksichtigen Hirn, Herz und Hand; sie beziehen meine Familie, meine Freunde, mein gesamtes Umfeld mit ein; sie beachten meine Gaben und meine Grenzen; sie berücksichtigen meine eigene Geschichte, insbesondere früher gefällte Entscheidungen, die sich bewährt haben. Ich folge der „Logik meiner Lebensrealität“, dem roten Faden in meinem Leben.
- Gott spricht auf ganz unterschiedliche Weise: Mein Gemeindehintergrund, meine Erfahrung und mein Umfeld prägen meine Vorstellung davon, wie Gott redet. Aber vielleicht redet Gott ja auch ganz anders, als ich mir das derzeit vorstelle? Ein Bibelstudium zum Thema oder die Lektüre von guten Biografien können meinen Horizont erweitern und mir das Ohr für Gottes Reden öffnen.
- Gute Entscheidungen fördern Gottes umfassenden Schalom – in meinem Umfeld wie auch bei mir selber: Als Frucht einer guten Entscheidung werden Glaube, Liebe und Hoffnung gefördert, Gott kommt mehr zum Zug, sein Friedensreich wächst. Das Ergebnis meiner Entscheidung wird vielleicht erst später sichtbar, aber ich mag es schon heute in Vorfreude erahnen.
- Nur ein fahrendes Schiff lässt sich steuern: Wenn ich auf „absolute Gewissheit“ oder „gänzliche Läuterung meiner Motive“ warte, mache ich mich nie auf den Weg. Deshalb wage ich den nächsten Schritt, den ich zu erkennen glaube; ich vertraue darauf, dass Gott einschreitet, wenn dieser in die falsche Richtung gehen sollte.
- Ohne Risikobereitschaft keine Entscheidung: Jede Wahl bedeutet, dass ich mich auch irren kann. Es hilft, die schlimmstmöglichen Folgen einer möglichen Fehlentscheidung zu bedenken. Könnte ich damit leben? Könnte ich die gefällte Entscheidung im Bedarfsfall rückgängig machen? Ein Ja zu diesen Fragen nimmt die Angst vor einer (Fehl-)Entscheidung.
- Gute Entscheidungen basieren auf einer klaren Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenaspekten: Damit ich beim Entscheiden auch mitten in den Bäumen den Wald noch sehe, bemühe ich mich, das wirklich Wesentliche im Blick zu behalten und die Nebensächlichkeiten (vorerst) beiseite zu lassen. Grossräumige Bibellektüre hilft bei der Erkenntnis, was in Gottes Augen wesentlich ist.
- Gute Entscheidungen gehen mit dem Faktor „Zeit“ gekonnt um: Ich entscheide im richtigen Tempo, d.h. ich überstürze nichts, aber ich zögere auch nicht unnötig hinaus. Bevor ich eine grosse Entscheidung nach aussen kommuniziere, schlafe ich nochmals darüber. In Krisensituationen fälle ich keine wichtigen Entscheidungen. Die Zögerer sind eingeladen, ihre Entscheidung zu beschleunigen, die Überstürzten, sich dafür etwas mehr Zeit zu nehmen.
- Gott redet auch durch unsere Wünsche und Sehnsüchte: Wenn zwei Alternativen grundsätzlich gottgefällig sind, darf ich ruhig davon ausgehen, dass die für mich attraktivere Möglichkeit die richtige ist. Ich wähle nicht grundsätzlich den für mich schwierigeren Weg, akzeptiere ihn aber bereitwillig und demütig, wenn Gott mich so führt.
Gerne dürfen diese Punkte per Kommentar ergänzt, kritisiert, … werden.