Gottes Sanatorium

Gottes Sanatorium

„Er geht nie ohne seinen Kater aus“, flüsterte mir Armin zu, als der alte Mann mit den wilden langen Haaren in der Kantine des Sanatoriums erschien. Hinter ihm spazierte eine getigerte Katze durch die Tür.

„Ich wusste gar nicht, dass Tiere hier erlaubt sind.“

„Selbstverständlich. Wo Menschen erlaubt sind, sind auch Tiere erlaubt.“ Armin schaute mich herausfordernd an. In diesem Augenblick setzte sich der Weißhaarige, ohne zu fragen, an unseren Tisch. Die Katze sprang auf seinen Schoss und begann laut zu schnurren.

„Sie werden in den Abfluss der Geschichte gespült“, sagte der Alte unvermittelt.

„Die Tiere?“, fragte ich verwirrt.

„Nein, die Menschen“, korrigierte mich Armin. Der Alte nickte zustimmend.

„Nur wir werden überleben“, sagte er und streichelte seine Katze. „wir hier im Sanatorium.“

„Wir sind eine Welt in der Welt“, meinte Armin. Sozusagen eine Enklave der Verrückten.“ Er kicherte.

„Wenn die Welt untergeht, wird auch das Sanatorium nicht verschont werden“, gab ich zu bedenken.

Der alte Weißhaarige schaute mich aus glänzenden Augen an. Für den Bruchteil einer Sekunde vermeinte ich darin Sterne zu sehen, ja ganze Galaxien.

„Ihr habt es verbockt“, sagte er.

Ihr? Wir? Wer war der Kerl? Gott in Person? Mir schwirrte der Kopf und die Kantine zog sich in die Länge wie ein Tunnel.

„Es existiert ein Sanatorium jenseits des Sanatoriums“, sagte Armin. „Das hier ist nur ein Vorposten.

Wenn ich noch länger bleibe, werde ich selbst verrückt und sie werden mich hierbehalten, schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte aufstehen und zur Tür gehen, aber ich konnte mich nicht bewegen. War ich krank? Hatte ich Fieber? Ich griff mir mit der Hand an die Stirn. Die Katze vis-à-vis feixte wie der Grinsekater in Alices Wunderland.

„Es war alles da. Fruchtbares Land und Meere voller Fische. Riesige Wälder und Tiere euch zu Diensten. Aber ihr habt es verbockt“, sagte der Alte und seine Stimme donnerte durch die Tunnelkantine wie eine Explosion. Erstaunlicherweise drehte sich niemand nach unserem Tisch um.

„Aber du hast doch gesagt: macht euch die Erde untertan“, entgegnete Armin. Dann beugte er sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Er hält sich für Gott.“

„Ein weiser Herrscher ist gut zu seinen Untertanen und pflegt seine Gärten. Ihr wart dumm. Nur auf euren unmittelbaren Vorteil bedacht.“

„Wohnt er auch hier?“, fragte ich flüsternd zu Armin gebeugt. Der weißhaarige Alte schien unsere Flüsterkommunikation nicht wahrzunehmen.

„Es ist ein Fehler. Ein fürchterlicher Fehler.“, donnerte der Alte. Die Tunnelkantine wurde noch länger und enger. In der Ferne schien ein Feuer zu lodern. War ich verrückt? Nein, sagte ich zu mir, sie sind verrückt. Du bist der einzig normale hier.

„Da irrst du dich gewaltig“,  sagte der Alte. Ich erschrak. Konnte er Gedanken lesen?

„Er meint nicht dich“, flüsterte Armin, der offenbar mein Zusammenzucken bemerkt hatte.

„Mit wem spricht er dann?“, flüsterte ich zurück.

„Vermutlich mit einem Erzengel.“

In diesem Augenblick erhob sich der Alte und schritt ohne Abschied davon. Die Katze grinste uns kurz an und huschte ihm dann nach.

„Ein komischer Kauz“, sagte ich.

„Ja, er ist im Sanatorium jenseits des Sanatoriums einquartiert. Dort gibst es wirklich sonderbare Fälle.“

„Du meinst, er wohnt nicht hier im Haus?“

„Nicht wirklich. Er ist in Gottes Sanatorium zuhause und besucht uns nur ab und zu.

Nahm mich Armin auf den Arm oder meinte er das ernst?„Diese Besuche sind nicht gut für dich“, murmelte ich zu mir selbst.

„Es kann dir nicht schaden“, sagte Armin, der mein Selbstgespräch gehört hatte. „Besonders nicht in dieser Zeit der Auflösung.“

Vielleicht ist unsere Welt Gottes Sanatorium. Euer Traumperlentaucher.



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