Götterdämmerung … Richard Wagner … also damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Eigentlich müsste ich als echter Künstler nun feinsinnig die Lippen spitzen und vor Begeisterung mit wirrem Blick etwas von „epochal“ und „wiegeilistdasdenn“ faseln. Nichts davon! Richard Wagner mag ich nicht (eine viel zu schwere Kost für mich) und mit der Götterdämmerung verbinde ich gelegentlich ein Bild …
Götterdämmerung und der schwarze Hund
Wir sind das Land der Dichter und Denker … angeblich. Oft wird Deutschen auch eine gewisse Schwermut nachgesagt. Ein kleiner Hang zur Depression ist den Deutschen tatsächlich nicht abzusprechen. Depression, der schwarze Hund. Er folgt seinem Herren treu auf Schritt und Tritt, aber Herr wird man über ihn nicht. Ich habe gelesen, dass Depressionen zur Volkskrankheit geworden sind. Und wenn ich mich so umschaue, dann ist das keine falsche Annahme. Schwermütige Gedanken ziehen auf, wenn wir das Geschehen um uns herum betrachten … nicht zuletzt die aktuelle Politik trägt einen Beitrag dazu bei. Und die *gidas! Wenn ich diese Menschen sehe, wenn sie „wir sind das Volk“ plärren, dann kläfft er hinter mir, der schwarze Hund. Wenn DIE das Volk sind, dann suche ich mir ein anderes. Gruseliger Gedanke.
In einer (noch nicht so lange vergangenen) Vergangenheit haben sich Faschisten in hymnischer Verehrung der Götterdämmerung bemächtigt und fest daran geglaubt, das (auserwählte und berufene) Volk zu sein. Gruselig. Heute plärrt es wieder. Ein Ruf nach Einzigartigkeit und Auserwähltenbewußtsein. Schwarze Hunde und Boten der Depression. Dem darf man keinen Raum bieten, in dem sie sich entfalten können. Das ist meine Meinung, für die stehe ich ein. Aber es ist nur eine Facette.
Gebt schwarzen Hunden keine Chance
Ich habe mich ein wenig in der Blog-Welt umgesehen und auch meine Texte auf dem Blog betrachtet. Echte Fröhlichkeit ist etwas anderes. Entweder wird allgemein eine Pseudofröhlichkeit gepflegt (mich interessiert nicht, wie oft sich irgendwelche Leute Kaffee über das Hemd kippen) oder mit Tiefgründigkeit wird am Sinn des Lebens vorbeidiskutiert. Nur nicht verbindlich werden, nur nicht den Finger auf die Wunde legen, nur leise lachen (bevor es lächerlich wird). Oder, Krönung der Hilflosigkeit, es wird so etwas wie ein Tagebuch veröffentlicht. Klar, das habe ich auch schon gemacht. Titel der Serie war „Ein geiles Fotografenleben“. Das war authentisch, weil voll aus dem Leben gegriffen. Da habe ich alle Erlebnisse in Worte verpackt, die mir in der (Geldverdien-)Fotografie begegnet sind. Es ist schon viele Jahre her. Da waren wir alle auch noch ein wenig lockerer. Heute wäre das nicht mehr möglich. Locker ist heute kaum noch jemand. Sind schwarze Hunde darauf abgerichtet, Lockerheit einzufangen und in den Pferch zu treiben? Tatsächlich? Als freiheitsliebende Menschen müsste uns das doch total gegen den Strich gehen!
Es muss wieder mehr Spaß in die Bude!
Kampf den schwarzen Hunden! Bin ich, ohne es selbst zu merken, plötzlich auch ein Opfer meiner schwarzen Hunde geworden? Mehrzahl! Schließlich kann man sich doch nicht mit nur einem Exemplar begnügen. Zugegeben, hier auf meinem Blog wurden die Texte auch immer düsterer. Aber damit soll jetzt Schluss sein. Ich will wieder mehr Fröhlichkeit bringen. Das Leben ist fröhlich, wenn es sich lohnen soll. Und ich erlebe viele fröhliche Momente. Also, warum erzähle ich das nicht hier auf meinem Blog?
Schöne Worte, gut dahingedacht, aber nicht so einfach in die Tat umgesetzt. Ich habe keine Lust mehr auf Götterdämmerung … obwohl Dämmerung etwas Schönes ist, wenn es die Morgendämmerung ist. Vielleicht habe ich jetzt den entscheidenden Punkt gefunden. Ich bewege mich in der Fotografie und seit letztem Jahr beschleicht mich das Gefühl, dass die Fotografie immer weiter in die Depression gerutscht ist … Abenddämmerung. Auf der Photokina 2014 gab es keine echten Neuigkeiten, technisch sind die Kameras auf dem höchsten Stand und viel weiter geht es nicht mehr, Nikon und Canon verkünden Verluste, den Fotografierenden gehen die Motive (oder sind es die Bildideen?) aus und das heiß geliebte Bild wird zur austauschbaren Massenware.
Was finden wir demzufolge jetzt vor? Beste Voraussetzungen, ein Trend gegen den Trend zu setzen!
In der Fotografie einen Trend gegen den Trend zu setzen, dürfte mir nicht schwer fallen. Meine Kameras sind sowieso uralt, die Analogfotografie hält immer noch einige Überraschungen bereit, Verluste von Digitalkameraherstellern spielt für mich keine Rolle, mein riesiges Negativarchiv überbrückt auch die größte Motivdurststrecke und meine Bilder sind als Massenwaren nicht geeignet. Beste Voraussetzungen also!
Mich würde freuen, wenn aus der allgemeinen Abenddämmerung eine umfängliche Morgendämmerung wird. Dann ist das Ding mit der Götterdämmerung auch wieder im Lot. Nun heißt es aber machen, nicht nur labern …