Gott und Teufel

Er solle den Teufel also spielen, schreit der Schauspieler, er, der an diesem Theater für seine Schöpfungen bekannt sei, seine großartigen Schöpfungen, er, der diesem Theater Leben eingehaucht habe, er, dabei sei doch jedem klar, klar sei das jedem, er müsse Gott spielen, nicht dieser drittklassige Schmierenkomödiant Diesinger, der nicht einmal einen Bauerntölpel geben könne, nein, nein, nein, und nochmals nein, schreit der Schauspieler, er sei Gott, und wer den Teufel gebe, egal, egal, egal, aber nicht er, der große Hermann Krauch, er sei Hermann Krauch, ob das klar sei, schreit der Schauspieler, schreit Hermann Krauch, Star des Theaters, der sich nicht beruhigen will, der sich nicht beruhigen kann, denn er ist Hermann Krauch, er hat dieses Theater aus den Sümpfen des Nichts in die Lichter der Aufmerksamkeit gespielt, nichts wären Sie ohne mich, schreit er den Intendant an, nichts, nichts, nichts, ich habe schon, schreit Krauch, mit Sempl gedreht, Sie wissen doch, wer das ist, Ernst Sempl, er hat Preise abgeräumt, ich habe mit ihm in Cannes gewonnen, und jetzt kommen Sie daher und wollen mir erklären, ich müsse mich mit dem Teufel zufrieden geben, während Gott von einem Diesinger gespielt wird, sehen Sie mich doch einmal ein, ich bin Gott, ich, ich, ich, können Sie denn das Strahlen nicht sehen, Sie Idiot, Sie gottverdammtes Arschloch, schreit Krauch, der nun durch das Zimmer schreitet, gewaltig, mit weit ausholenden Schritten, lächerlich sieht das aus, denkt der Intendant, aber er sagt es nicht, niemals würde er das sagen, denn dann würde Krauch explodieren, obwohl, denkt der Intendant, das wäre doch auch eine Möglichkeit, ein explodierender Krauch, weg wäre der Krauch, und endlich würde man richtig arbeiten können, alle am Theater wünschen sich ein Theater ohne Krauch, der jetzt nach einem Stuhl greift, ihn hebt, abstellt, mit rotem Gesicht, zu schwer, schnauft Krauch, das ist ja ein echter Stuhl, beschwert sich Krauch, Sie Arschloch, sagt Krauch, der Stuhl sollte leichter sein, viel leichter, ein Windhauch sollte es sein, Requisiten sollten nicht viel wiegen, wir, sagt der Intendant, was, schreit Krauch ihn an, wir sind hier doch im richtigen Leben, Krauch bleibt vor dem Intendant stehen, ich scheiß auf das richtige Leben, schreit Krauch, ich bin Schauspieler, ich bin kein Mensch, ich bin nicht für das richtige Leben zuständig, hier sind wir im Theater, ich will hier kein richtiges Leben, Arschlöcher seid ihr, allesamt Arschlöcher, schreit Krauch, er rennt zum Fenster hin, er öffnet das Fenster, er schreit auf die Straße hinaus, ich bin Gott, habt ihr das verstanden, er schließt das Fenster, selig lächelt er den Intendant an, ja, jetzt geht es mir schon etwas besser, ich ziehe mich jetzt zurück, Sie können mir ja Ihre Entscheidung übermitteln lassen, schicken Sie einen Laufburschen, sagt Krauch, der Intendant nickt, der Intendant überlegt, er wird den Praktikanten opfern, der wird daran glauben müssen, Sie werden sich halt einen neuen Praktikanten besorgen müssen, der Intendant denkt fieberhaft nach, was könnte er denn nur tun, da ist Krauch schon aus dem Büro hinaus, man kann ihn noch minutenlang toben hören, Arschlöcher, diese Arschlöcher, der Intendant setzt sich, er ruft Diesinger an, hören Sie, Diesinger, Sie müssten den Teufel spielen, da fängt Diesinger schon zu schreien an, er solle den Teufel also spielen, schreit der Schauspieler, er, der an diesem Theater für seine Schöpfung bekannt ist, seine großartigen Schöpfen, er, der diesem Theater Leben eingehaucht habe, er, dabei sei doch jedem klar, klar sei das jedem, er müsse Gott spielen, nicht dieser drittklassige Schmierenkomödiant Krauch, der Intendant nickt und nickt, man kann Tränen über seine Wangen rollen sehen, er will nicht mehr, er kann nicht mehr, stets diese Kämpfe zwischen Gott und Teufel, er ist doch nur ein Mensch, denkt der Intendant, nur ein kleiner Mensch, ein Spielball der Götter, nein, er will einfach nicht mehr.



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