Nachdem Cheffe Monsterdoc mir freundlicherweise eine Einladung zu Google+ geschickt hat, musste ich es jetzt auch mal ausprobieren. Schließlich habe ich mich jahrelang gegen den Facebook-Hype gesträubt. Ich dachte, ich gucks mir wenigstens mal an (man muss ja auch wissen, wogegen man ist).
Schnell war ich allerdings angefixt. Ich starre schon seit zwei Stunden nur auf diesen blöden Stream und warte darauf, dass Nachrichten reinkommen. Da ich immerhin schon vier Freunde habe, ist das jetzt allerdings nicht so häufig der Fall. Und einer meiner lieben Freunde hat mich, glaube ich, in einen Ramschkreis geschmissen, der nie irgendwas mitkriegen darf, denn von dem sehe ich eigentlich nie was. Tolle Freunde.
Schlecht finde ich das nicht mit diesen Kreisen. Man hat schon die Möglichkeit, sehr stark einzuschränken, wer was sehen darf. Ob sich diese hübschen Sachen mit den Hangouts, Sparks und wie sie alle heißen, etablieren, bleibt abzuwarten. Ich fürchte, man wird dazu angeleitet, stundenlang vor dem Computer zu sitzen und online zu gucken, was die eigenen Freunde so machen, anstatt mal anzurufen und zu fragen. Andererseits denke ich, dass sich unsere ganze Kommunikationsform dahingehend verschiebt, dass Informationen virtuell ausgetauscht und Kontakte virtuell gepflegt werden. Vielleicht wird es dann irgendwann problematisch, wenn man sich dem gegenüber verschließt. Wer nicht bei FB ist, dem fällt sicherlich oft auf, dass man, wo man früher nach seiner Telefonnummer gefragt wurde, heute nach seinem vollem Namen gefragt wird, mit dem Hinweis: “Ich finde dich dann bei Facebook.” Sagst du dann, du bist nicht bei Facebook, trifft dich ein überraschter Blick. “Wie, nicht bei Facebook?”
Auch kommen mir da so grundsätzliche Fragen, wie: Wie viele Menschen interessiert es eigentlich wirklich, welches Buch ich gerade lese? Muss ich die Menschheit mit dieser Information zumüllen? Will wirklich jeder wissen, was ich am Wochenende gemacht habe? Und sollte das auch jeder wissen? Da ist das mit den Kreisen bei Google+ schon nett. Aber ich fürchte, wenn man erst einmal 250 virtuelle Freunde hat, dann wird das auch wieder schnell unübersichtlich. Das kann mir mit meinen vier Freunden jetzt natürlich nicht so schnell passieren. Allerdings beschränkten sich meine Postings bislang auch auf: “Endlich habe ich kapiert, wie das mit den Postings geht.” Mir fiel sonst nichts ein, was teilenswert wäre. Oder interessiert sich jemand dafür, dass ich heute einen lila Pullover von philo-sophie anhab? Ich glaube nicht.
Ich werde jetzt trotzdem mal gucken, ob einer meiner vier armseligen Freunde mittlerweile wieder was gepostet hat.