Jeder möchte ein Stück vom Kuchen
Brillo soll zwar mit den Geräten von Googles recht gut laufendem Heimvernetzer Nest funktionieren, aber davon unabhängig sein. Vermutlich war Microsofts gerade vorgestelltes Betriebssystem Windows 10 IoT für das Internet der Dinge hier der Auslöser. Demnächst entwickeln alle von Apple über Google bis Microsoft noch Betriebssysteme für die Verkabelung…
Vorstellen will Google das Projekt den Berichten zufolge auf seiner Entwicklerkonferenz I/O, die Donnerstag nächster Woche beginnt. Angeblich soll Brillo am Ende unter der Android-Marke von Google angesiedelt werden. Auch das deutet auf einen leichten Microsoft-Schock hin.
Das Betriebssystem soll auf den kleinen und stromsparenden eingebetteten Computern laufen, die schon heute, aber gerade in Zukunft alle möglichen Geräte beispielsweise im Haushalt ins Internet bringen sollen.
Sie wissen schon: Der Kühlschrank, der Ihren Lieblings-Yoghurt automatisch rechtzeitig nachbestellt – eine feuchter Traum der Yoghurt- und Kühlschrank-Produzenten, der sporadisch immer mal wieder hochkommt…
Für Brillo könnten 32 oder 64 Megabyte Arbeitsspeicher ausreichen. Google hofft auf eine große Verbreitung, die es den verschiedenen Geräten dann auch einfacher machen soll, miteinander zu kommunizieren.
Das sogenannte Internet der Dinge gilt bei den Big Players aktuell als der nächste große Wachstumsmarkt, für den sich zum Beispiel gerade Samsung mit seiner Artik-Plattform positionierte.
Viele Gerätehersteller unterstützen schon das Konzept, mit allen möglichen Technologien praktisch jedes erdenkliche Gerät mit dem Internet zu verbinden.
Es gibt aber keinen Kuchen
Gartner geht davon aus, dass im Jahr 2020 rund 26 Milliarden Geräte internetfähig sein werden – 2009 waren es gerade 900 Millionen. IDC schätzt das Volumen des IoT-Markts im Jahr 2020 auf 3,04 Billionen Dollar.
Man kann da aber auch wesentlich skeptischer und damit realistischer sein. Wenn ich mich in Deutschland umschaue, sehe ich für einen derartigen Massenmarkt schon heute einfach zu viele Leute, die von ihrer prekären Arbeit nicht mehr leben können.
Die haben andere Sorgen, als die Heizung aus ihrem BMW heraus von ihrem iPhone aus passend zu ihrer Ankunft zu Hause zwei Grad höher zu stellen – die denken darüber nach, ob sie sich das Einschalten der Heizung überhaupt noch leisten können.
Von einem teuren iPhone oder einem Mobilfunkvertrag gar nicht erst zu reden. Und ein BMW – macht hier jemand schlechte Witze über arme Leute?
Und das werden von Jahr zu Jahr immer mehr, selbst hier im an sich reichen Deutschland. Ein Massenmarkt wird das sicher nicht – höchstens ein Markt der Gimmicks für immer weniger Menschen, die sich solche dummen Spielereien überhaupt noch leisten können – und bereit sind, dafür mit ihren persönlichsten Daten zu bezahlen…