Nicht nur ist er nach eigenem Bekunden sehr stolz auf die Steuerspar-Tricks seines Unternehmens – er hat auch vollkommen recht damit. Und mehr noch: Eric Schmidt, der Verwaltungsratschef des Suchmaschinenkonzerns, macht alles richtig! Das sei nun mal Kapitalismus, sagt er. Wer dem Manager jetzt Vorhaltungen machen will, hat selbst ein Problem, weil ihr oder ihm jedes Verständnis für das aktuelle System fehlt.
Margaret Hodge ist so eine. Die Labour-Abgeordnete und Vorsitzende des Haushaltsausschusses im britischen Unterhaus, kritisierte Schmidts Aussagen scharf. “Dass Eric Schmidt sagt, er sei stolz auf die Steuerstrategie seiner Firma, ist arrogant, abgehoben und eine Beleidigung seiner Kunden in Großbritannien.” Gewöhnliche Steuerzahler seien es “leid, hochprofitablen globalen Unternehmen wie Google dabei zuzusehen, wie sie mit allen Tricks versuchen, ihren gerechten Beitrag zu vermeiden”. – Verbale Breitseiten für die Galerie, die weit am Ziel vorbei gehen.
Eric Schmidt wird sich über solch alberne Vorträge höchstens amüsieren. Der Google-Boss tut exakt das, was seine Aufgabe ist und die einzige (!) Pflicht eines jedes Unternehmers: Mit dem geringsten Aufwand unter Einsatz aller legalen Mittel in der kürzesten Zeit das meiste Geld verdienen! Es ist die einzige Definition, es gibt keine andere. Wer das tut, ist ein guter Manager. Wer nicht, fliegt raus. Es ist sinnlos und verfehlt, von Unternehmern mehr zu verlangen als genau das. Sie haben eine Rolle in diesem System, die durch genau diesen einen Satz abschliessend beschrieben wird.
Wer Personal einsparen (entlassen) könnte und es nicht tut, ist ein schlechter Manager. Wer nicht alle legalen Möglichkeiten ausschöpft, wenig oder gar keine Steuern zu zahlen, ist ein schlechter Manager. Wer sein langjähriges teures Firmenpersonal nicht durch günstige Zeitarbeiter ersetzt, wenn die Möglichkeit dazu besteht, ist ein schlechter Manager. Mit dem geringsten Aufwand unter Einsatz aller legalen Mittel in der kürzesten Zeit das meiste Geld verdienen! Wer das nicht schafft, wird fogerichtig selbst entlassen, weil er seine Rolle im System nicht adäquat ausfüllt und die Anteilseigner des Unternehmens um die Dividende bringt.
Sehr ähnlich ist es mit den Bankern, die heutzutage zu gern “Bankster” genannt werden, was ebenso weit an der Sachlage vorbei geht. Solange die Mitarbeiter der Geldläden nicht gegen Gesetze verstossen, machen sie alles richtig, egal, mit welchen Tricks und windigen “Finanzprodukten” sie die Tresore füllen. Banker, ebenso wie Unternehmer, füllen die ihnen zugedachte Rolle im System aus. Insofern ist die ewig nervende Kritik an “Bankster” so kurzsichtig wie wenig zielführend. Man kann einen Gärtner nicht dafür kritisieren, dass er eine Hecke schneidet und einen Förster nicht dafür, dass er einen Hirsch abschiesst. Es ist ihre Pflicht, ihre definierte Aufgabe innerhalb des Berufs.
Eric Schmidt macht also ebenso alles richtig wie seine Kollegen von Starbucks, Apple, Facebook, Intel und vielen anderen. Sie nutzen alle gesetzlichen Möglichkeiten, um keine Steuern zu bezahlen. Das ist ihre Pflicht. Er ist berechtigt stolz darauf, das geschafft zu haben. Und Schmidt sagt mit Recht: “Das ist Kapitalismus!” – Wenn danach wütender Protest aufflammt, zeugt das nur von fehlender Reflektion und komplettem Unverständnis des Systems. Doppelt albern ist es, wenn solche Kritik von Blogs kommt, in denen Leute ihr Wesen (um nicht “Unwesen” zu sagen) treiben, die jeden Tag mit glänzenden Augen ihr Gold-Säckerl wässern und sich diebisch freuen, wie kapitalistisch clever sie gegenüber denjenigen sind, die “immer noch mit Banknoten” hantieren.
Leute zu kritisieren, die im Kapitalismus legal erfolgreich sind und ihre Rolle damit besser ausfüllen als andere, ist falsch und ergibt keinen Sinn! Statt dessen kann sich die Kritik nur am System an sich festmachen, wenn sie irgendeinen konstruktiven Nährwert enthalten soll.
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