Good Time

Good-Time-(c)-2017-Viennale(1)

Good Time

7Thriller

Der Titel von Ben und Joshua Safdies rauem Krimidrama Good Time spielt mit den Hoffnungen des Publikums und der Protagonisten, deren Missgeschick es atemlose 100 Minuten lang verfolgt. Dass sich Erste erfüllen während Zweite frustriert werden, ist nur einer der sardonischen Twists, die das glücklose Figurenensemble in den kondensierten 24 Stunden Handlungszeit erwartet.

Die zwischen surrealem Fatalismus und brutalem Hyperrealismus schlingernde Geisterbahnfahrt, die ihren inszenatorischen Höhepunkt ironischerweise in einer Rummelplatz-Attraktion findet, beginnt in einer psychiatrischen Anstalt. Von diesem erdrückenden Schreckensort will Kleinganove Connie Nikas (Robert Pattinson) seinen geistig behinderten Bruder Nick (Benny Safdie) bewahren. Doch der vermeintliche Weg in ein besseres Leben führt immer tiefer ins Verderben.

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Pattinson liefert seine äußerlich schäbigste und darstellerisch glanzvollste Darbietung als gerissener Gauner, der auf alle in seinem Umfeld wie ein Unglücksbringer wirkt. Dieses fatale Muster beginnt mit einem missglückten Bankraub, nachdem Nick erst im Knast, dann im Krankenhaus landet. Der flüchtige Connie ist fortan auf einer chaotischen Mission zu Nicks Rettung. Auf der Hatz durch ein in Neonlicht und angeranzten 80er-Jahre-Schick getauchtes New York begegnet er einer Reihe emotional und physisch kaputter Existenzen, unter denen seine psychisch labile Freundin Corey (Jennifer Jason Leigh) und die vernachlässigte Jugendliche Crystal (Thalia Webster) noch am sympathischsten sind. Jeden treibt der gleiche Wunsch wie Connie: dem eigenen Elend entkommen.

Diese vergebliche Sehnsucht verleiht selbst den abstoßendsten Figuren wie Ex-Sträfling Ray (Buddy Duress) menschliche Züge. Doch das Schicksal macht keinen Unterschied zwischen mehr und weniger Verkommenen. Alle gehen auf der nervenaufreibenden Odyssee mit dem sinkenden Schiff namens Connie unter. Der jede grausame Plot-Wendung mit einem irren Plan konternde Anti-Held erscheint inmitten des von Selbstnutzen geprägten Milieus fast nobel durch sein Motiv und ist zugleich verachtenswert aufgrund seiner skrupellosen Manipulation seiner Mitmenschen, inklusive Nick, sowie seines sich latent manifestierenden Rassismus. Iggy Pops „The Pure and the Damned“ ist der passende Abgesang auf diesen gebrochenen Charakter und die kompromisslose Story, die das Regie-Duo um ihn strickt.

Regie: Benny Safdie, Josh Safdie, Drehbuch: Ronald Bronstein, Josh Safdie, Darsteller: Robert Pattinson, Benny Safdie, Taliah Webster, Jennifer Jason Leigh, Barkhad Abdi, Filmlänge: 101 Minuten, Kinostart: 03.11.2017, gezeigt im Rahmen der Viennale 2017


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Autor

Lida Bach

 
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