Das Herz bricht leise und die Augen verdrücken ein Tränchen – die Zeit mit der Großen Liebe ist schon fast wieder vorbei.
Und nun sitze ich auf meiner Dachterrasse hoch über dem Nil, lausche dem Wochenendverkehr und zähle Lichter auf den Booten – Danke Cairo, für alles, was du mir einmal mehr gegeben hast.
Diese Stadt kann zaubern, da bin ich ganz sicher. Ich kam her, schon wieder, wie jedes Mal, mit viel Ballast, mit Sorgen, mit zu vielen Kurven im Kopf. Und dann – hier, zwischen all dem Lärm, den Autos, den tausenden Menschen, in der Hitze, dem Staub und der Unordnung, da kommt der wirre Geist plötzlich zur Ruhe und der Atem wird ruhiger, der Blick klar und alles, was nun vor mir liegt, plötzlich deutlich und schön.
Leidenschaftlicher als ich kann man diesen Ort kaum lieben, auch da bin ich sicher. Jedes kaputte, verschrammte, dreckige Auto, jedes plärrende Radio, jeder noch so winzige Laden, reingehauen in irgendwelches bröckelnde Mauerwerk, all die keuchenden Aufzüge, die grummeligen Bawwab, die modrig riechenden Morgenstunden – all das lässt mein Herz täglich mehrmals hüpfen. Da schafft man es meistens sogar, über das ein oder andere falsch eingestellte Taxameter, die Abzocke auf dem Stoffmarkt oder die wirklich episch langsamen Kellner (egal wo!) hinweg zu sehen.
In Deutschland reden und schreiben sie immer so viel über Mohammed-Filme, über die drohende Islamisierung und über beginnenden Terror. Ja, das kann man nicht wegleugnen, will ich auch gar nicht, rosa Cairo-Brille hin oder her. Man merkt Veränderungen, keine Frage, und auch die Menschen hier sehen mehr als skeptisch in die Zukunft. Aber mir bricht das Herz mal um mal, wenn ich die ausgestorbenen Touristenorte sehe, den gähnend leeren Khan el Khalili und all die Spottpreisangebote für Hotels am Sinai – Leute, kommt hier her, unterstützt die Menschen hier, die leben vom Tourismus, und es könnte kaum ein Volk geben, das es gerade jetzt mehr verdient hätte, dass man bei ihm bleibt! Dasselbe versuche ich auch ägyptischen Freunden zu sagen, die darüber nachdenken, das Land zu verlassen – aber ja, ich sehe ein, man sieht die Dinge anders, wenn man hier lebt und mit den alltäglichen Schikanen zu kämpfen hat.
Nichts desto trotz werde ich morgen früh auf dem Weg zum Flughafen bestimmt das eine oder andere Tränchen weinen – auch wenn ich spätestens im Januar zurück sein werde …
Thank you for everything, my love. It has been sweet, once again!