Muss dieser David Fincher entkräftet gewesen sein, um sich neun Filme lang hinter einer Täuschungsmasche zu verhüllen – jetzt, definitiv, bekennt er sich zur IKEA-Exploitation, gekonnt ausgeschmückt, reißerisch feminisiert und nie überanstrengt, Charaktere an bekannten Twist-Ampeln anzustupsen, als sie sein zu lassen. Dies ist der Drehbuchseiten raschelnde Metakniff in "Gone Girl": Dieser Film ist die manipulatorische Vorderseite von etwas Wechselwütigem, das wir nicht sehen sollen, teilnahmsvoll und vulgär, reglementiert und entrüstet vor ablenkenden Überraschungen, deren gruselige Plausibilität den sprungbereiten Medienzirkus karikiert. Die übelkitschigen Eheszenen, die übelschrägen Verwicklungen, die übelschlechten Rotationstricks – das muss System sein, um den Betrug grotesk zu verfielfachen. Hätte ein weniger versierter Arrangeur wie David Fincher den hartnäckig selbstdemontierenden (hartnäckig stupiden) Stoff Gillian Flynns dramatisiert, hätte ein Fiasko entstehen können. Aber Fincher schlittert bisweilen exzentrisch in die Vorlage und muntert sie mit seinen ziseliert gesteuerten Schauspielern auf, der Puddingtropferei Rosamund Pikes, dem heimtückischen Augenkontakt Ben Afflecks. Oder den gestanzten Credits. Im Film allerdings fällt ein wichtiger Satz. Amys (Pike) abgeschmackte Story sei zu perfekt. Reflektiert sich "Gone Girl" (auch) hier? Finchers Jubiläumswerk sitzt in der Tat einer erzählgestaltenden Perfektion auf, die jede Luftblase erfasst, jeden Kalkulationsfehler vernichtet und erst dadurch, ja, auf der Mattscheibe schwerlich ernst zu nehmen ist.
5 | 10