Der große Skandal blieb am Ende aus: Das umstrittene Gastspiel “Gólgota Picnic” im ausverkauften Thalia in der Gaußstraße in Hamburg hat am Montagabend vom Publikum eher kurzen, aber kräftigen Beifall erhalten. Vor der Vorstellung hatten rund 60 Gläubige mit einem Priester der konservativ-katholischen Piusbruderschaft unter den Augen der Polizei mit Gesängen und Gebeten vor dem Theater demonstriert.
Mit Gesang und Gebeten haben rund 50 Christen am Montagabend vor dem Hamburger Thalia-Theater gegen das Gastspiel „Gólgota Picnic“ protestiert. Die erzkonservative Piusbruderschaft hatte zum Protest aufgerufen, weil das Stück ihrer Auffassung nach die religiösen Gefühle von Christen verletzt.
Am Nachmittag hatte das Hamburger Verwaltungsgericht einen Eilantrag abgelehnt, die Aufführung zu verbieten. Der Straftatbestand „Störung der Religionsausübung“ schütze allein den öffentlichen Frieden und nicht das Empfinden Einzelner, heißt es in der Begründung. Die Aufführung beeinträchtige auch nicht die Freiheit des Einzelnen, seinen christlichen Glauben zu praktizieren. Geklagt hatte ein Hamburger Bürger, der der Piusbruderschaft nahesteht.
http://www.welt.de/kultur/article13830934/Fromme-Christen-demonstrierten-gegen-Theaterstueck.html
Schon vor der Aufführung hagelte es Proteste von Katholiken, doch der große Eklat blieb aus. Das vermeintlich blasphemische Stück “Gólgota Picnic” im Hamburger Thalia-Theater geriet zum erstaunlich faden Bühnen-Dinner. Da half auch die Mini-Demo der Pius-Bruderschaft nicht.
“Wir wollen nur beten!” Der Schweizer Pater Alois Brühwiler beteuerte absolute Friedfertigkeit, als er und seine rund zwanzig Getreuen als Abgesandte der Piusbruderschaft in der Hamburger Gaußstraße aufmarschierten. Diese Versicherung schien auch nötig, denn die radikale katholische Vereinigung hatte zuvor verbal heftig gegen eine Aufführung des Thalia-Theaters im Rahmen der Lessing-Tage 2012 protestiert. “Gólgota Picnic”, die Performance des Centro Dramatico Nacional aus Madrid (in Zusammenarbeit mit dem Théatre Garonne aus Toulouse) sei eine Beleidigung für jeden Christen – grelle, persiflierende Darstellung des gekreuzigten Erlösers, nackte Menschen und allgemeine Respektlosigkeit, Blasphemie eben.
Rund tausend wütende E-Mails hatte die Thalia-Leitung in den vergangenen Tagen erhalten, wie der kaufmännische Leiter Ludwig von Otting erklärte. “Hunderte mit identischem Inhalt”, wie er sagte, was eindeutig von Kampagnencharakter zeugte. Dennoch suchte er vor der Aufführung des “Gólgota Picnic” den Dialog mit Pater Brühwiler und war überrascht von dessen Friedfertigkeit. Brühwiler wiederum staunte über die Aggressivität der Drohungen – offenbar machte er sich keine plastische Vorstellung, wie viel Böses so in der digitalen Kommunikation explodierte.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,810890,00.html