Going Mobile

Von Gardner
Going Mobile (zur Musik aufs Foto klicken)

Die Börsenwerte und die Temperaturen sind im Keller, das Sommermärchen der Sommermädchen war ein Flop, die Regenvögel haben Hochsaison und der August fährt als wechselhafter April verkleidet dahin. Anscheinend haben die Beiden ja für dieses Jahr nur ihre wesentlichen Charaktere getauscht. Für Börsenwertrutschbahn und Sommermädchenpleite lassen sich ja noch Verantwortliche ausmachen. Versucht man das mit dem Wetter, fällt einem zu guter Letzt nur Petrus ein. Doch um diesen Herrn wird jetzt keine Personaldebatte vom maroden Lattenzaun gebrochen. Der kommt weiter ungeschoren davon, es sei denn, er hat sich mittlerweile bewusst eine Glatze schneiden lassen, wobei  die „Glatze schneiden, sicher eine schmerzhafte Geschichte ist, fehlt ihr per definitionem allein schon die Haarpracht. Beinahe ängstlich schaue ich bisweilen hinauf zum Himmel, an dem ich stündlich die erste Versammlung der Zugvögel erwarte, die ihr Ticket für den Süden sicher schon im Schnabel tragen. Nein, es macht nicht wirklich viel Spaß in dieser Jahreszeit. Gebratene Tauben mit Zielflugrichtung auf die reichlich gedeckte Tafel des Herren erwarte ich nun auch nicht gerade, aber so eine kleine Wachtel wäre vielleicht gar nicht schlecht. Nun denn, bevor ich nun völlig in vorherbstliche Depression abdrifte, wird allmählich  mir gewahr, dass schon ich in ein paar Tagen mir das westeuropäische Straßennetz nutzbar mache, um mich für einige Zeit dem täglichen Trott zu entziehen. So sei es denn: Mein erster Urlaub im frisch erstandenen Schneckenhaus steht bevor. So wird der Highway dann zum „Snail Trail“, Entschleunigung vom ersten Meter der Reise an, keine Hetzerei, die Ruhe wird mich in den Fahrersessel drücken, der Dieselmotor wird gemütlich tuckern. Es wird anders sein als je zuvor. Ja richtig: Ein kleines Abenteuer. Ein Wunsch, ein Traum geht in Erfüllung. Ein Reiseziel steht fest, der Rest zur freien Disposition. Ich werde es gemächlich angehen lassen. Kein Termin-, kein Zeitdruck. Ein paar lieb gewonnene Freunde wieder treffen, vielleicht einige andere dazu gewinnen. Aufs Meer schauen, die salzige Luft genießen. Musik machen und Musik hören. Essen und trinken. Schreiben und lesen. Denken und vergessen. Heute hier, morgen da. „I’m an air- conditioned gypsy, going mobile.” Und tschüss, ich bin dann erst mal weg. Aber ihr werdet von mir lesen.