“Goht’s no?” ist schwäbisch für “Geht’s noch?” und meint nicht etwa ein aufmunterndes “Ich könnte Dir helfen, falls nicht” sondern eher ein “Wie blöd kanns eigentlich laufen?”
Eingeteilt sind die Schwabengeschichten in fünf Kapitel, in denen es um Schwäbische Freuden, Schwäbischen Ärger, die schwäbische Sprache, um Schwäbische Erotik und ums Schwäbische Weltstädtle geht. Das “Gräbele” ist in Gefahr erfahre ich gleich zu Beginn des ersten Kapitels: die gemütliche Bettritze verschwindet immer öfter zugunsten durchgehender Großmatratzen oder wird mit “Bettritzenfüllern” zugepolstert. Ja, da stirbt wohl tatsächlich eine typisch schwäbische Freude aus, was sogar ich ein bisschen bedauerlich finde, obwohl ich nie im Gräbele schlafen durfte und ich ehrlich gesagt schon die Vorstellung ungemütlich finde – eingekeilt auf unebenem Gelände, nicht jedermanns Sache. Die Geschichte endet, wie viele andere im Buch auch: mit einem vagen Fazit und offenem Ende.
Richtig ratlos hinterließ mich aber “Dior not war”, eine Kolumne, die mit Weinbergschnecken anfängt und sich dann einem mir unbekannten Vigasisten und einem mir ebenfalls unbekannten Trendshirt widmet. Weinbergschnecke – Slow Food – Biokosmetik – Männermakeup – Sattar – Gelassenheit – soweit so gut. Vermutlich hab ich die Pointe nicht ganz verstanden, weil mir trotz Hauschka-Creme im Bad die Faszination duftender Parfümerie-Glitzerwelten immer fremd bleiben wird.
Aber auch bei den “onnötigen” Wasenpromis, beim “schwäbischen Stinktier” und vor allem beim Spätzle-Sex im Kapitel Schwaben-Eros wartete ich vergeblich auf den Aha-Effekt. Dafür haben mich Bogens Promiportraits über Vincent Klink, Starfrisör Uli oder über Laura-Halding-Hoppenheit bis zum Ende gefesselt – fast alle anderen Themen wirkten für einfach wild verkausalisiert. Aber: ich weiß jetzt was ein Killesberg-Gigolo ist und warum auf der Wielandshöhe auch kinderlosen Paaren ein Extrahocker gereicht wird.
Sehr passend fand ich allerdings die Story über Stuttgarts Bauzäune und vor allem Manuel Klokers Illustrationen, die für verwirrte Leser wie mich die Inhalte visuell auf den Punkt bringen. Es tut mir im Grunde richtig leid, dass ich einfach keinen Zugang zu Bogens Geschichten bekomme, weil wir immerhin die gleiche Stadt lieben…Gott sei dank weiß ich ja, dass ganz ganz viele Stuttgarter seine Kolumnen lieben, sogar von Suchtgefahr ist die Rede. Von daher wird meine kleine ratlose Rezension vermutlich nicht all zu sehr ins Gewicht fallen. Am besten Ihr lest das Buch einfach selbst, und entscheidet dann, obs no goht…
Uwe Bogen “Goht’s no? Lieben, Leben, Leiden im Land der Schwaben”, 128 Seiten, Hardcover, belser Verlag