Über das Projekt Gogoro war bisher wenig bekannt, obwohl das Startup bisher 150 Mio. US$ an Finanzierung eingesammelt hatte. Nun wird bekannt, das hinter dem Namen ein cleveres Batterie-System steckt, dass zu erst Anwendung in einem Elektroroller findet. Mit einem ähnlichen Konzept ist das Münchner Unternehmen unu unterwegs. Bei unu scheint der Fokus aber auf dem Roller zu liegen, bei Gogoro auf dem Batteriesystem.
Gogoro hat im Jahr 2011 bereits 50 Mio. US$ eingesammelt, im letzten Jahr sind noch mal 100 Mio. US$ hinzugekommen und trotzdem war wenig darüber bekannt, an welchem Produkt das Startup arbeitet. Auf der CES wurden jetzt die ersten Produkte eines langfristig ausgerichteten Plans vorgestellt. Das Unternehmen bietet einen elektrischen Roller mit dem Namen “Smartscooter” und ein passende Swapping-Infrastruktur für den Austausch der Akkus an.
Es scheint so, als wäre der Roller zwar der erste Anwendungsfall für das Batteriesystem, aber erst der Anfang von Geräten und Fahrzeugen, die mittels dem Batteriesystem betrieben werden sollen. Mit dem Smartscooter soll der Markteintritt geschaffen werden und der Grundlage für das Akku-Tausch System aufgebaut werden.
Die Akkus
Die Akkus sind das Kernstück des Konzepts. Am Anfang werden die Akkus dazu genutzt, um Power für die Smartscooter zu lieferen. Es können anscheinend mehrere Akkus miteinander gekoppelt werden, um auch genügend Energie für größere Fahrzeuge liefern zu können. Die Akku-Pakete bestehen aus dem gleichen Zellen, die auch im Tesla Model S verwendet werden (von Panasonic). Ein Akku-Paket wiegt etwa 10 Kg und hat die Größe eines Schuhkartons. Mit dem “hohen” Gewicht von 10 Kilogramm sind mobile Anwendungen, wie z.B. der Betrieb eines elektrischen Laubsaugers unhandlich.
GoStation Wechselstationen für Akkus
Um die Batterien zu laden, bzw. auszutauschen, sollen sogenannte GoStations aufgestellt werden, an denen die Akkus getauscht werden können. Die nächste GoStation wird über eine Smtartphone App gefunden. Eine GoStation kann bis zu 8 Akku-Pakete gleichzeitig aufbewahren und laden, es können auch mehrere Stationen verbunden werden, um für eine höhere Verfügbarkeit zu sorgen.
Das leere Akku-Paket muss in einem der freien Slots gesteckt werden und kurze Zeit später kann ein voll geladener Akku aus einem andere Slot entnommen werden. Es soll mit der App auch möglich sein, einen vollen Akku zu reservieren. Das ist vor allem interessant, um sicherzustellen, dass nicht ein anderer Nutzer die volle Batterie wegschnappt, während man sich auf dem Weg zur Wechselstation befindet.
Die Akkus werden nicht gekauft, die Nutzer von Gogoro zahlen eine Gebühr, um Zugang zum Akku-Tauschsystem zu erhalten. Für den Erfolg von Gogoro wird die Verfügbarkeit der Stationen entscheidend sein. Wenn gewährleistet wird, dass ein dichtes Netz an Stationen verfügbar ist, hat das System seinen Charm, bei zu geringer Dichte wird es schwierig sein, genügend Nutzer zu finden.
Der Elektroroller “Smartscooter”
Beim Roller handelt es sich um eine Eigenentwicklung. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 95 kmh und von 0 auf 50 sprintet der Roller in etwa 4.2 Sekunden. Der Roller kann 2 Akku-Pakete aufnehmen. Wenn beide voll sind, liegt die Reichweite bei etwa 160 Kilometern.
Der Name Smartscooter basiert vor allem auf den verbauten Sensoren. Die 30 verbauten Sensoren zeichnen viele Betriebsdaten auf, um frühzeitig Fehlfunktionen und Probleme feststellen zu können. Wenn ein Teil defekt ist, oder der Roller zur Inspektion muss, wird das dem Nutzer über die Smartphone App mitgeteilt und die Informationen erscheinen auch auf dem Display der Swapping-Station beim nächsten Batteriewechsel.
Mittels Sensoren sollen auch Daten über das Fahrverhalten ermittelt und ausgewertet werden. Einerseits passt sich der Roller so automatisch an die Fahrweise des Nutzers an, auf der anderen Seite werden dem Fahrer Tips gegeben, wie er sein Fahrverhalten ändern kann, um die Reichweite zu erhöhen.
Fragen für die Zukunft
Das Unternehmen wird noch viel experimentieren und testen, um in der Lage zu sein, einige wichtige Fragen beantworten zu könne. Die Fragen wären zum Beispiel: Sind viele potentielle Kunden bereit, einen Roller zu kaufen, den sie nicht zuhause laden können? Für welche Usecases ist das Akku-Paket noch interessant? Wie schnell wird die Dichte des Netzwerks hoch genug sein, um möglichst viele Nutzer zu überzeugen. Welche Städte sind am besten für einen Start geeignet?
Das Münchner Unternehmen unu bietet ebenfalls einen Elektroroller mit austauschbaren Akkus an. Die Akkus werden im Unterschied aber gekauft und zuhause an der Steckdose geladen. Wäre interessant zu sehen, ob unu ebenfalls an einer Ausweitung der Usecases für die Akku-Pakete arbeitet, oder ob der Fokus ausschließlich auf dem Roller liegt.
Über Gogoro
Gogoro nutzt die Möglichkeiten der modernen mobilen Konnektivität und Datenanalyse um Energieverteilung und -management in den Städten weltweit zu verändern. Das Unternehmen arbeitet an einer bessern Zukunft, in dem ein intelligenteres und flexibleres Energienetz für Konsumenten entwickelt wird. Einer der Mitgründer von Gogoro, Horace Luke war vor der Gründung Chief Innovation Officer bei dem Smartphone-Hersteller HTC. Ein Großteil der Finanzierung stammt aus den Kreisen von HTC.
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