Beim Blick auf unsere Auswahl an Gerichten unterschiedlichster Herkunft fiel mir auf, dass unsere königlichen Nachbarn auf der Insel bislang noch nicht vertreten sind. Ich überlegte also, was ich an englischen Gerichten kenne und mir fiel eigentlich nur ein, dass man, egal was man zuberitet, es englischen Charme erlangt, sobald man es 1.) mit Essig überschüttet, 2.) kräftig salzt und es 3.) am Ende pürriert.
Das schien mir zu einfach, also dachte ich weiter nach und schon viel mir eine bessere Idee ein. Ein Bekannter von mir ist Engländer und ich weiß von ihm, dass seine Mutter eine großartige Köchin war. Lasst mich kurz ein wenig von Rob erzählen, damit ihr euch ein Bild machen könnt, und ihn sofort ins Herz schließt.
Rob lebt mit Mrs. Rob sozusagen in wilder Ehe auf einem abgelegenen Hof im schönen Devon, welchen er selbst restaurierte. Da es das einzige Haus an dem Feldweg ist, stand es ihm frei, seine eigene Adresse zu bestimmen. Sende ich ihm ab und an Post auf dem traditionellen Weg, geht diese sozusagen an die "Hummel-Hütte". Als ich das erste mal davon hörte, wähnte ich ihn auf der Stelle im 100-Morgen-Wald. Derzeit ist er gerade damit beschäftigt einen See anzulegen - spätestens jetzt habt auch ihr Tigger und Ferkel vor Augen, richtig? Nun kenne ich Rob aber nicht aufgrund seines Anwesens, und auch nicht, weil seine Mutter es verstand die gutbürgerliche britische Küche hochleben zu lassen. Nein, ich kenne Rob, weil er die vermutliche größte Sammlung von Marvel-Comics außerhalb der USA besitzt. Und weil er dabei sehr großzügig ist.
Nun, bei meiner Frage nach einem britischen Gericht für unseren Blog erzählte er mir von etwas, dass er als Kind liebte, und seine Mutter bis ins hohe Alter gelegentlich zubereitete. Es trägt den holprigen Namen "Bubble & Squeak" und beschreibt damit das, was das Gericht während der Zubereitung so von sich gibt: es blubbert und zischt unentwegt. Während des zweiten Weltkriegs - eine Zeit, in der Robs Mutter aufwuchs - war dies eine gute Möglichkeit die Gemüsereste des Vortages zu verarbeiten, um daraus eine weitere leckere Mahlzeit zuzubereiten. Da es bei Robs Elternhaus einen Kastanienbaum gab, verwendete sie neben Kohl und Kartoffeln noch Maronen, um dem Gericht eine originelle Note zu geben. Außerdem gab es, wenn Little Rob lieb war, ein Spiegelei oben drauf.
Da wir seit gut zwei Monaten wieder eine wöchentliche Gemüsekiste geliefert bekommen und auch hier immer wieder mal das ein oder andere Gemüse übrig bleibt, ist "Bubble & Squeak" also sehr willkommen. Ich habe für meine Version neben den obligatorischen Kartoffeln und dem Kohl, noch die von Robs Mutter angedachten Esskastanien, sowie einige Leftovers aus der Gemüsekiste genommen: Karotten, Lauch, Sellerie, Pastinaken und ein paar tiefkühl Erbsen. Und es war überraschend lecker, auch wenn es schon Zauberei benötigt, um sein, nunja, rustikales Äußeres attraktiv wirken zu lassen.
Bubble & Squeak
Zutaten:
300g Kartoffeln
300g Gemüse (Kohl, Sellerie, Lauch, Pastinaken, Erbsen, Karotten, etc.)
2 Zwiebeln
100g Maroni (optional)
1 El Butter
Salz & Pfeffer
Kartoffeln und das Gemüse waschen, ggf. schälen und in alles in Würfel schneiden. (W6, wer mag W20. Den Witz habe ich schon mal gemacht, oder?) Alles für etwa 15 Minuten in Salzwasser weich kochen. Anschließend alles voller Hingabe zerstampfen.
In einer Pfanne Butter schmelzen und die Zwiebeln und Maronen darin kurz angehen lassen. Danach die Kartoffel-Gemüse-Masse zugeben, in der Pfanne platt drücken und bei mittlerer Hitze braten lassen. Jetzt wird der Name des Gerichtes deutlich, denn es blubbert und zischt ohne Unterlass. Wenn die Unterseite knusprig ist, das ganze umdrehen und von der anderen Seite ebenfalls knusprig werden lassen. Die Zubereitung ist simpel, lediglich das Wenden könnte Probleme bereiten, wenn der Fladen nicht zerfallen soll.
Tip: Einfach ein Schneidebrett oder einen Teller auf die Pfanne legen und dann wenden. Damit zerfällt euch beim Wenden die Masse nicht, falls die knusprige Kruste auf der Unterseite noch nicht fest genug war.Wenn ihr und eure Gäste lieb waren, könnt ihr beim servieren noch ein Spiegelei oben drauf legen.Rezept drucken