USA 1925
Mit Buster Keaton, Howard Truesdale, Kathleen Myers u.a.
Regie: Buster Keaton
Dauer: 66 min
Go West ist einer der weniger bekannten Langfilme Buster Keatons. Im deutschsprachigen Raum gibt es ihn nicht auf DVD zu kaufen. Mir war diese gemächliche Westernparodie früher der liebste Film dieses Regisseurs. Nun wollte ich überprüfen, ob Go West der Zeit standhält; seit bestimmt zwei Jahrzehnten hatte ich den Film nicht mehr gesehen. Viele andere Streifen, die ich damals bejubelte, haben heute, mit beginnender Altersweisheit betrachtet, ihren Glanz verloren.
Go West nicht!
Damit gehört er zu den wenigen Filmen, die der kritischen Betrachtung und der fortschreitenden Persönlichkeitsentwicklung standgehalten haben.
Am Rande soll bemerkt werden, dass dies bei praktisch allen Keaton-Filme der Fall war (ausser bei College – und bei Seven Chances, dort aber aus einem einfachen Grund: Ich kenne den Film noch gar nicht).
Go West parodiert das schon zu Stummfilmzeiten beliebte Western-Genre, indem er einige Regeln des Genres auf den Kopf stellt: Er setzt auf Gemächlichkeit statt Tempo; der Held ist ein lonesome cowboy, aber ein furchtbar unbedarfter; den Showdown bildet zwar eine Rinderstampede, doch Keaton lässt sie in der Grossstadt los. Und die obligate Liebesgeschichte… na, das ist ein Kapitel für sich.
Keaton spielt seine bekannte Figur, die hier Friendless heisst und es natürlich auch ist. Zu Beginn des Film verkauft er seine gesamte Habe und begibt sich trampend nach Westen. Dort heuert er auf einer Farm an und verliebt sich – in die Kuh Brown Eyes, die ihm fortan überallhin folgt und so für zahlreiche komische Sequenzen sorgt.
Brown Eyes ist es denn auch, welche den Film, der im Grunde aus locker zusammengefügten Sequenzen besteht, mit ihrer Präsenz zusammenhält. Tatsächlich vermochten die Filmemacher sie derart geschickt zu integrieren, dass der Eindruck eines Films “aus einem Guss” entsteht. Da hat damit zu tun, dass die Kuh entweder Auslöser der einzelnen Episoden ist oder dann eine wichtige Rolle darin einnnimmt. Brown Eyes bildet somit den roten Faden von Go West, der deshalb eingentlich Cow West heissen müsste.
Noch nie war eine Kuh in einem Film derart herzzerreissend!
Abgesehen davon macht die Betrachtung von Go West einfach grossen Spass. Es gibt zahllose kleine Gags, die en passant eingestreut sind und mit umwerfendem Lakonismus serviert werden. Einmal thematisiert er sogar sein eigenes Stoneface – einer der schönsten Gags, die Keaton je kreiert hat.
Wie alle guten Komödien jener Zeit endet Go West mit einem fulminanten Höhepunkt: Die Rinderstampede durch San Francisco ist eine der irrsten Sequenzen, die Keaton je kreiert hat. Wie er im roten Teufelskostüm vor der Herde herrennt, um sie zum Corrall des Käufers zu lenken, gehört zu den schönsten Momenten der Stummfilmkomödie. Seltsam, dass sie so wenig bekannt ist.
Michael
Die DVD: Die Bildschärfe ist ganz gut, der Kontrast vermochte mich nicht zur Gänze zu befriedigen – das Bild scheint mir etwas matt. Ich vermute, die DVD wurde von einem Videoband gemastert.
Die Musikbegleitung ist nicht genau definiert. Man erfährt nur, dass sie von Eric Beheim eingespielt wurde. Aber worauf? Ich vermute einen Sythesizer: Der Klang ist unnatürlich und bisweilen leicht verzerrt, was auf Elektronik hinweist. Die Musik selber passt sich dem Film sehr gut an, geht angenehm ins Ohr und unterstützt die Handlung, deren Absicht und die darin agierenden Charaktere vortrefflich.
Extras: Zwei der besten Kurzstummfilme von Buster Keaton, The Scarecrow und The Paleface.
Reginalcode: 0
Bestellung : Der Film wird von Kino on Video (USA) angeboten. Man bekommt ihn direkt bei Kino, oder bei amazon (dort gibt’s den Film ab und zu gebraucht für weniger Geld..
Für Preisvergleiche, evtl. preisgünstigere Angebote und andere Fragen im Zusammenhang mit DVD-Bestellungen aus dem Ausland siehe auch die Tipps zur DVD-Bestellung im Ausland.
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