“Go Ost!”, ein Buch von Alexander Pehlemann, erzählt uns von Menschen, die gewiss mit zum Untergang des Systems im Osten beitrugen. Es sind Geschichten die uns mal grinsend, mal ratlos den Kopf schütteln lassen. Nur ein Beispiel: Was etwa hat eigentlich die Staatsmacht in Polen gedacht, als sie Anfang der 1980er Jahre Bands gewähren ließ, die sich “Dezerter” (Deserteur) oder “Brygada Kryzys” (Krisen-Einheit) nannten und sie sogar in Studios ließ? *
“Klang – Zeit - Raum: Reisen in die Subkultur Osteuropas” unterschrieb Pehlemann, der sich über die Wende selbst in der alternativen Szene tummelte und später das Magazin “Zonic” gründete, sein Buch. Was den Inhalt tatsächlich gut umreißt. Detailbesessen und in Erinnerungen schwelgend, beschreibt er das subkultuelle Leben und Orte in Polen, der Tschechoslowakai, der Sowjetunion, Ungarn und Ländern des Balkans. Wobei nichts dramatisiert oder überhöht wird. Biertrinken und Protest waren oft nicht zu trennen. Und auch im Osten war nicht jeder Punk der große Gesellschaftskritiker.
“Go Ost!” verlangt dem Leser allerdings auch ein gewisses Grundinteresse ab. Pehlemann, der vor allem am Punk interessiert war, schaut in jede noch so kleine Nische der Musik. Da werden Avantgarde-Künstler genauso besucht, wie abgedrehte Folklore-Kapellen.
Eine wirkliche Perle für Freunde der alternativen Musik ist die beigelegte CD, die seltene und knallige Aufnahmen enthält – die zugleich so gar nicht alt oder gar nostalgisch klingen. / Thüringer Allgemeine
- Alexander Pehlemann: “Go Ost!”, Ventil 224 S., 24,90 Euro
*) He, solche Gedanken macht sich die Zeitung? Mit den Augen der Staatsmacht? Seltsam. Zum Glück hatten manche andere Gedanken ;-)