William Dafoe kassiert als kleinkrimineller Stripclub-Götze. Er hat ein breites Maul, ein seifiges Auftreten, rhetorisches Überzeugungsgeschick und windet sich entschlossen vor der Kapitalpleite seines Reiches. Ray Ruby (Dafoe) zockt, um dem entgegenzuwirken, Lotto, geldbüschelweise. Welch' jammervolle Ironie auf den Kapitalismus ist es, dass er das Glückslos im Anschluss nicht findet, die perfekten Zahlen? Abel Ferraras Filme, heutzutage mehrheitlich ohne einen deutschen (auch internationalen) Kino- oder Heimkinostart gesegnet, verenden vielmehr zu Spätzeiten auf Arte, und "Go Go Tales" verbildlicht, warum: Zuckende, kreiselnde Bilderströme, abgehetzte, ekelhafte Typen (Sylvia Miles' königliches Puffmuttergehabe), vermengt zu einem bemitleidenswerten Körnchen Halluzinativhandlung. Zwischen der leicht komödiantischen Lossuche Rubys schneidet der Film vornehmlich zu den Ärschen, die Rubys gefährdetes Business am Leben (und Wackeln) halten. Fleischliche Videoclip-Manie, durchgezeigt bis Ultimo. Die Bewandtnis von Ferrras Werk passt auf eine Arschbacke, denn dieses nervenschwache Inferno streift Konventionskruste um Konfektionskruste ab. Die Reste – Spaß am Nonsens, erotisches Treiben, überhasteter Kummer, arme Gehälter und faule Versprechungen. All' das wäre nicht so spritzig, wenn die Titelrolle nicht William Dafoe gespielt hätte. Aus seiner gesamtfilmischen Liebelei mit Abel Ferrara sprießen die kuriosesten Pusteln. Dafoe singt, strauchelt und protestiert manieriert, als wären ihm die Ärsche und Lottoziehungen irgendwann vollkommen egal geworden. Aber sich dadurch ändern?
6 | 10