Go Go Berlin live im Sage-Club in Berlin

Erstellt am 7. März 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Veröffentlicht am 7. März 2014 | von Greta Egle

Skandinavien hat ja schon die letzten Jahrzehnte bewiesen, dass man nur ein paar Birken zu schütteln braucht, damit wieder eine neue, junge und gutaussehende Indierock-Band aus dem Himmel fällt.

Der Mythos besagt, dass sich Go Go Berlin innerhalb eines Abends formierten, um schon zwei Wochen später ihr (vom damals noch ohne Band dastehenden Schlagzeuger organisiertes) erstes Konzert zu spielen. Das ist drei Jahre her und seitdem haben die fünf Dänen aus Aarhus weit über 100 Konzerte gespielt und werden, jeglicher Promo zufolge, als neuer Stern am dänischen Rockfirmament gehandelt.  

Was gibt es nun passenderes, als eine Musikgruppe, die die deutsche Hauptstadt schon im Bandnamen trägt, in ebendieser Stadt bei der Vorab-Präsentation ihres Debütalbums zu sehen. Der Sage-Club in Berlin ist zwar im Kiez Mitte, strahlt jedoch charmant abgenudelte Peripherie-Atmosphäre aus: man könnte sich auch irgendwo am Stadtrand in der Nähe einer Autobahnausfahrt wähnen. Den Rockern folgend, biegen wir im Club zuerst falsch ab und bestaunen die Metalljugend beim Headbangen, im Keller wird zu R’n’B geschunkelt – noch sind wir nicht am Ziel. Schließlich ist die Western-Schwingtür gefunden und wir taumeln mitten ins Set hinein, gerade noch rechtzeitig zur Hitsingle Raise your Head. Im Verlauf des Konzerts wechseln Go Go Berlin von kreischenden Gitarrenriffs und treibenden Schlagzeug Rhythmen, die wie auch die Haarpracht eher in die Siebziger verweisen, zu etwas eingängigeren Nummern, die wohl in irgendeine Sparte mit Namen „melodiöser Indie/Alternativrock“ einzuordnen wären.

Die Gitarren werden viermal gewechselt, Frontmann Christian Vium bemüht sich mit blonder Matte und nicht gerade stimmbandschonendem Timbre tatkräftig um das Publikum: er animiert zum Klatschen und Tanzen, hat kein Problem mit Publikumskontakt und fragt auch immer wieder nach, ob man denn eh ready sei und so… jaja. Aber Hauptsache dem Publikum gefällt’s – das tut‘s und  es schunkelt und tanzt und klatscht folgsam mit. Bewegungstechnisch erinnert Vium manchmal an den jungen Jagger, während Christoffer Østergaard am Schlagzeug schöne Choreographien mit seinen Händen aufführt. Obwohl sie bandintern natürlich durchgestylt und abgestimmt wirken (hautenge Röhrenjeans und Lederjacken dominieren, man beachte die Promobilder), bleibt trotzdem ein kleiner Rest von charmanter Zusammenwürfelung – Organist Anders Søndergaard und sein Schnauzer wirken wie direkt aus Hipster Berlin eingekauft, Emil Rothmann, am Bass, dürfte hingegen sicherlich auch mal bei Lordie mitspielen.

Am meisten Spaß machen ihre rockigeren Nummern: California Mind erinnert ein wenig an die Doors und Bad ist schon recht catchy, wenn man es erstmal geschafft hat, das peinlich-berührt-sein abschalten oder ignorieren zu können, denn: I’m a bad motherfucker, you can see it in my eyes. I’m a bad motherfucker, the devil in disguise. Man hofft, dass da irgendwo auch ein bisschen Ironie versteckt ist. Aber andererseits: Wenn schon Rock, dann richtig.

Go Go Berlin erfinden das Rad nicht neu, aber treten mit einem solchen Enthusiasmus und einer Überzeugung auf, dass man nicht diejenige sein will, die ihnen diese Nachricht übermittelt. Und das Publikum jubelt ja doch. Im April dieses Jahres erscheint in Deutschland und Österreich ihr Debütalbum „New Gold“, dazu dann bald mehr hier auf diesen Seiten…

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Greta Egle