Die Alte spinnt doch
Als ich meinem Freund zum ersten Mal von meiner Idee erzählte, während der diesjährigen Fastenzeit nicht nur auf Süßigkeiten, Chips und Kuchen, sondern stattdessen komplett auf jegliche Form von industriell zugesetztem Zucker zu verzichten, schaute er mich nur skeptisch und mit einer "Jetzt-dreht-sie-völlig-durch-Miene" an. Aus den letzten Jahren war er es ja bereits gewohnt, mir dabei zuzusehen wie ich versuchte den zuckersüßen Versuchungen des Alltags zu widerstehen. Er wusste darüber bescheid, dass ich irgendwann anfing von Süßigkeiten zu träumen, dass ich haufenweise Salzbrezeln und Trockenobst als Naschersatz in meiner Vorratsschublade hortete und er war sich darüber bewusst, dass meine Laune extremst sprunghaft abrutschen konnte, wenn ich mein Verlangen nach etwas Süßem nicht stillen konnte oder er anfing neben mir im Bett Schokoriegel oder Eis zu essen.
Es sei ihm also verziehen, dass er nicht sofort vor Begeisterung übersprudelte, als ich ihm von meinem neuen (zugegeben deutlich anspruchsvolleren) Plan für die diesjährige Fastenzeit erzählte. Außerdem wusste ich, dass er sich gleichzeitig Sorgen darum machte, dass ich dieses Projekt nur als eine weitere Chance für mich sehen könnte, um mich essenstechnisch noch stärker einzuschränken und weitere Kilos zu verlieren (ich hoffe, dass es mir gelingen wird, ihn während der nächsten Wochen vom Gegenteil zu überzeugen). Aber vor allem hatte ich das Gefühl, dass er Angst davor haben könnte, dass diese Essensumstellung gleichzeitig bedeuten würde, dass ich mich nur noch von Salat und Suppen ernähren und somit auch nichts "Anständiges" mehr für ihn kochen könnte.
Also versuche ich seitdem ihn davon zu überzeugen, dass eine zuckerfreie Ernährung noch lange nicht bedeuten muss, dass man auf alles zu verzichten hat, sich nichts mehr gönnen und nur noch die langweiligsten Rezepte zubereiten kann. Denn ganz im Gegenteil - so lange man sein Essen selbst zubereitet, lässt sich eigentlich fast jedes Rezept in eine zuckerfreie Variante umwandeln, die meist deutlich gesünder und nährstoffreicher daherkommt, aber mindestens genauso gut schmeckt. So wie beispielsweise der Gnocchi-Auflauf, den wir in der letzten Woche zusammen zubereitet haben und von dessen Geschmack wir sofort restlos überzeugt waren ;)
So gut kanns ohne Zucker sein
Ich betone ja immer wieder, dass ich Rezepte sammel, so wie andere Menschen Briefmarken oder Ü-Ei Figuren. Überall auf meinem PC und in meiner Wohnung finden sich Links, Notizen oder Ausdrücke mit Anregungen oder Backanleitungen für neue kulinarische Erlebnisse. Und um bei diesem Überangebot an Inspirationen und Ideen nicht vollkommen den Überblick zu verlieren, habe ich es mir angewöhnt 1-2 Mal im Monat eine "Essliste" zu erstellen, auf der ich alle Gerichte notiere, die ich in der nächsten Zeit gerne einmal ausprobieren würde (selbstverständlich fein säuberlich sortiert nach Kategorien - Ordnung muss schließlich seinn :P).
Als ich diesen Zettel nun letztes Wochenede hervorholte, um mir ein Gericht zu überlegen, dass uns beiden schmecken könnte, war ich überrascht wie viele der Gerichte tatsächlich noch zur Auswahl standen. Klar, ein paar Rezepte lassen sich nur schwer fastenzeittauglich machen, vor allem jede, in denen Wurst einer der Hauptbestandteile ist. Aber die meisten von ihnen enthielten entweder sowieso von sich aus keinen Zucker oder konnten mit wenigen Handgriffen ganz einfach "entsüßt" werden. Der Auflauf, für den wir uns letzten Endes entschieden, gehörte sogar zu der ersten Kategorie. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass in Gnocchis (zumindest denen von Netto) kein Zucker enthalten ist und meinem Freund versprochen hatte, dass wir das Gericht mit etwas Hack auch männertauglich machen würden, konnten wir uns also beschwingt an die Zubereitung machen.
Und was soll ich sagen? Dieser Auflauf ist der absolute hammer!!! (Mein Freund wird euch das sicher gern bestätigen). Die weichen Gnocchi harmonieren hervorragend mit der fruchtigen, leicht scharfen Soße. Das Hack gibt dem ganzen einen schönen Biss und der weiche, zerflossene Käse setzt diesem Rezept erst die Krone auf.
Also, worauf wartet ihr noch? Ab an den Herd und raus mit der Pfanne... hier folgt schonmal das Rezept:
Gnocchi-Auflauf in cremiger Paprika-Tomaten-Soße
Zubereitung
Zuerst die Gnocchi nach Packungsanweisung zubereiten. Währenddessen das Hack in einer Pfanne mit etwas Öl krümelig anbraten, kräftig würzen und in einer Schüssel beiseite stellen.
Anschließend die Paprika zu einer feinen Creme pürieren und zusammen mit dem gepressten Knoblauch in der Pfanne anbraten. Die passierten Tomaten zugeben und das ganze zu einer sämigen Soße kochen lassen. Daraufhin die frischen Tomaten klein schneiden und zusammen mit dem Frischkäse unterrühren. Nun alles mit den Gewürzen (bei mir darf es gern auch immer etwas scharf sein) und etwas Zitronensaft abschmecken und mit den Gnocchi und dem Hack in eine Auflaufform schichten.
Diese mit reichlich Käse bestreuten und bei 180° für etwa 15 Minuten überbacken, bis die Oberfläche goldbraun zerläuft und es im ganzen Haus herrlich duftet :) Dann darf endlich gekostet werden (Achtung, sehr heiß!).
Tipp: Wem die Menge an Soße nicht ausreicht, der kann selbstverständlich auch einfach gleich die doppelte Menge zubereiten und eventuelle Reste einfrieren. Sie lässt sich auch wunderbar einfrieren oder als Grundlage für eine Gemüsesuppe oder andere Nudelsoßen verwenden .
Uns hat dieses Gericht auf jeden Fall hervorragend geschmeckt. Sebst am nächsten Tag war dieser Auflauf noch immer ein Genuss. Zwar konnte ich meinen Freund bisher noch nicht davon überzeugen wenigstens mal für eine Woche mit mir zusammen das "Projekt: zuckerfrei" auszuprobieren, dennoch bin ich mir sicher, dass auch ihm inzwischen klar ist, dass Rezepte ohne Zucker definitiv alles andere als langweilig und fad sind. Schließlich hat er mich erst gestern wieder gefragt hat, ob wir heute eventuell wieder zusammen unser Mittagessen kochen wollen - na wenn das kein Kompliment ist! :)
Bis dahin - sonnige Grüße
Lisa ☼