Gnaaaa... Darcy du Affe! (Stolz und Vorurteil: Rezension Teil I)

Zum ersten mal in meinem Leben lese ich gerade ein Jane Austen Buch. Ich hab vor einiger Zeit ihre gesammelten Werke in einem band für 2,50 im Second Hand Shop gekauft. Wie sehr ich den Laden liebe, hatte ich ja schon mehrfach erwähnt, richtig? Und natürlich musste ich mit Stolz und Vorurteil beginnen, denn es ist ja nun eigentlich - so wurde ich freundlich von diversen Freundinnen ermahnt - ein Unding, dass jemand, der sich "Leseratte" schimpft, kaum den Unterschied zwischen Jane Eyre und Jane Austen kennt! (Zu meiner Verteidigung: Das war bevor ich das Projekt 100 Bücher und damit diesen Blog gestartet habe! Seitdem weiß ich natürlich zumindest wer Jane Eyre ist.)
Wie dem auch sei, ich habe also gestern Stolz und Vorurteil angefangen. Auf meiner Lieblingsbank im Park. Bin zwar erst halb durch, aber ich bin begeistert. Die Charaktere, der Schreibstil, das Setting, mein wunderschönes England, alles! Und natürlich vor allem von Lizzy und Jane, was ja nun niemanden erstaunen dürfte, da wir ja schon bei Betty und ihre Schwestern festgestellt hatten, dass ich eine Mischung aus Jo und Meg verkörpere. Vater Benett ist auch ganz nach meinem Geschmack und Jane Austen hat ihm einen derart herrlichen Sinn für Humor auf den Leib geschrieben, dass man sich das Grinsen eigentlich nicht verkneifen kann. Diesem sehr sympathischen Part der Familie hat die Autorin zwei stereotype Nerveumel entgegengestellt: da wäre erstens die ziemlich viel Geduld erfordernde Mrs. Benett, die ungefähr eins zu eins dem Charakter von Rupa Mehra in 'Eine gute Partie' entspricht - nur dass sie eben nicht indisch ist. Wenn ihre Mutter dabei ist, kann die arme Lizzy eigentlich nie viel anderes tun als betreten zu Boden schauen und vor Scham zu erröten, den Mrs. Benett ist ganz groß darin, Leute bloßzustellen ohne es zu merken.

Gnaaaa... Darcy du Affe! (Stolz und Vorurteil: Rezension Teil I)

Mrs. Benett. Quite the sweetheart! via (Foto kommt von einer Seite namens 'AskMrs.Benett') Dieses sehr treffende Bild habe ich beim Googlen gefunden, allerdings habe ich keine Ahnung aus welcher Verfilmung es kommt, da ich nur mal ein paar Ausschnitte aus dem Film mit Keira Knightley gesehen habe.
Dann hätten wir da noch den entzückenden Mr. Collins, ein Verwandter der Benetts, der so grandios dumpfbackig charakterisiert ist, dass es eine wahre Freude ist, wenn er auftaucht. Sowohl Mrs. Benett als auch Mr. Collins haben zwar ein Talent allen anderen Charakteren im Buch gehörig auf die Nerven zu gehen, aber der Leser sieht dem ganzen Treiben sehr erheitert zu und erkennt mit Sicherheit den ein oder anderen Bekannten wieder, der ähnliche Charakterzüge aufweist. Jane Austen hat mit präzisem Geschick eine sehr beißende Satire geschaffen, die aber trotzdem im Familienzusammenhang eher liebevoll wirkt. Purer Lesespaß also. ABER (!!!) dann ist da noch Mr. Darcy. Gnagnagnagnaaaaa. Kommt ins Bild und macht mich wahnsinnig! Alle die die Geschichte NICHT kennen, lesen JETZT nicht mehr weiter!

Ich hab zwar das Buch noch nicht gelesen und den Film nur Ausschnittsweise gesehen, aber das Darcy am Ende unsere Heldin verzaubert, ist mir bekannt. Was mir nicht bekannt war, ist wie trottelig er sich dabei anstellt. HILFE! Es ist so: Darcy erscheint und ist erstmal Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit, was ja auch kein Wunder ist, liest man die folgende Beschreibung: "fine, tall person, handsome features, noble mien: and the report which was in general circulation within five minutes after his entrance, of his having ten thousand a year." Dumm nur, dass Mr. Darcy ungefähr das soziale Talent eines Staubsaugers aufweist. So ist er denn auch ratzfatz bei allen unten durch. Und nachdem Lizzy dann nach brühwarm mit anhört, wie er sie als "tolerable, but not handsome enough to tempt me" bezeichnet, bin ich eigentlich geneigt, alle Hoffnung für die beiden erstmal aufzugeben.

Gnaaaa... Darcy du Affe! (Stolz und Vorurteil: Rezension Teil I)

Dieser junge Mann ist auch auf dem Cover meines Buches, Google scheint also Recht zu haben. (via) Allerdings hab ich jetzt beim Lesen die ganze Zeit Bridget Jones im Kopf...


Dabei habe ich eigentlich ein Geständnis zu machen: Ich habe (und hatte schon immer) eine Schwäche für die Darcys dieser Welt. Die stillen, leicht arrogant wirkenden, sozial etwas dösbaddeligen Nachdenker-Typen sind es, denen mein Interesse zufliegt. Deswegen halte ich mit Darcy! Und seitdem sich zum ersten mal sein Interesse an Lizzy zeigt, glaube ich auch, dass es noch etwas wird mit den beiden. Auch wenn dieses Interesse bei genauerer Betrachtung ja nun eher von zweifelhaftem Charme ist. "Darcy had never been so bewitched by any woman as he was by her. He really believed, that were it not for the inferiority of her connections, he should be in danger." Arroganter Pinsel! Gegen jede Vernunft halte ich also mit Mr. Arroganz, auch wenn ich selbst noch nicht so genau weiß warum. Er scheint mir einfach irgendwie gut zu Lizzy zu passen. Das Problem ist: Zum jetzigen Punkt der Geschichte habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, wie er den Karren noch wenden will! Lizzy hat gerade herausgefunden, dass Darcy es war, der die Hochzeit ihrer Schwester mit seinem besten Freund verhindert hat. Sowohl Lizzy als auch ich sind deswegen ziemlich sauer auf ihn. Aber ich weiß noch aus dem Film, dass er einen guten Grund hatte, auch wenn ich mich nicht mehr an den Grund erinnern kann. Lizzy weiß das nicht! Und statt sich zu entschuldigen und irgendwie aus der Sache wieder rauszukommen, reitet sich Darcy jedes. mal. wenn. er. auftaucht. tiefer in die ________ (Hallo Mama, schön dass du jetzt mitliest!) Ich bin mittlerweile so frustriert mit dem Mann, ich ich hab schon meinen kompletten Daumennagel abgekaut! Grr. Die letzte Stelle die ich noch gelesen habe bevor ich entnervt meinem Leid beim Bloggen einen Ausdruck verleihen musste, war diese unglaublich geschickt eingefädelte Liebeserklärung an Lizzy. Ein Rasenmäher könnte sich nicht taktvoller verhalten. Lizzy reagiert darauf auf die einzig richtige Art und Weise: "I might as well enquire why with so evident a design of offending and insulting me, you chose to tell me that you liked me against your will, against your reason,  and even against your character!" Er hat ihr also gerade gesagt dass er, gegen jede Vernunft, denn schließlich ist sie ja unter seinem Stand und gegen seinen Willen sich leider, leider in sie verliebt hat - und ist dann komplett überrascht von ihrer Antwort (die in Essenz ungefähr "FUUUU" lautet) als müsste jedes Mädchen nur den einen Wunsch im Leben haben: IHN zu heiraten. (Das scheint ein vorherrschendes Problem der Männer in diesem Buch zu sein). Bravo Darcy. ALLES FALSCH GEMACHT! Ich bin gespannt, wie du da wieder rauskommst! Mehr wollte ich eigentlich auch garnicht sagen. Ich geh dann mal weiterlesen.  Männer sind manchmal solche Hornochsen.


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