Im weltweit tätigen Architekturbüro gmp von Gerkan, Marg & Partner legt man großen Wert auf eine qualitätvolle Dokumentation der fertig gestellten Projekte. Daher werden renommierte Architekturfotografen mit dieser Aufgabe beauftragt. Eine Interview-Reihe des Mitarbeiter-Magazins concrete gmp stellt vier Fotografen vor, die Auskünfte über ihre Arbeitsweise und die Zusammenarbeit mit gmp geben. Teil 2: Marcus Bredt.
Freundlicherweise darf ich die Interviews aus dem Mitarbeitermagazin gmp concrete (Ausgabe 03/09.2011), das sich dem Schwerpunktthema Architekturfotografie widmete, hier im Architekturfotoblog wiedergeben.
Die von Christian Füldner mit den Fotografinnen und Fotografen geführten Gespräche beginnen jeweils mit einem Bild, das exemplarisch für die Zusammenarbeit zwischen Fotograf und gmp Architekten steht. Interessant sind die Beschreibungen zur Herangehensweise der Fotografen an die spezifischen Aufträge, aber auch die Aussagen zu den grundsätzlichen fotografischen Positionen. Interviewt wurden Hans-Georg Esch, Heiner Leiska, Julia Ackermann und Marcus Bredt.
Marcus Bredt im Interview
Dieses (oben gezeigte) Motiv steht aus Ihrer Sicht für die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und gmp – wie kam es zu dieser Aufnahme?
Dieses Motiv aus dem Hanoi Musuem steht für ein gegenseitiges Verstehen und Vertrauen ohne Worte, auch wenn ich gelegentlich Fotos mache, die sich nicht unmittelbar als Architekturfotografie erschließen.
Auf welche Weise erschließen Sie sich Ihr Objekt, um zu entscheiden, wie Sie ein Foto aufbauen werden?
Durch Intuition, Spontaneität und harte Arbeit.
Sind Gebäude rein statische Objekte oder lässt sich mit ihnen auch fotografisch eine Geschichte erzählen?
Jedes Gebäude weckt Fantasien über zukünftige Geschichten, die ich schon heute zu fotografieren versuche.
Welche Prozesse – organisatorisch, logistisch, technisch – spielen sich ab zwischen der Beauftragung und dem Betätigen des Auslösers?
Ein Anruf aus Hamburg, vier Telefonate mit der Reiseagentur Schittek, 15 Kilogramm Handgepäck, 22 Flugstunden, 24 Stunden Fotografieren, 26 Stunden Bildbearbeitung, 50 Gigabyte Daten und eine Abgabe.
Digitale Bearbeitung: Inwiefern ist sie auch ein gestalterisches Mittel?
So wie nur Gedichte die Realität abbilden können, ermöglicht die digitale Bearbeitung die Annäherung der Fotos an die Realität.
Ist es möglich, fotografisch die Realität abzubilden?
Die Realität besteht nicht aus Daten, Pixeln oder Informationen, sondern sie wird erlebt. Dieses Erlebnis zu vermitteln, ist die Kunst der Fotografie.
Vor welche Probleme kann man vor Ort gestellt werden, vielleicht haben Sie eine Anekdote für uns?
Auftrag in China: Treffen mit Li Ling in Changchun, kurze Besichtigung des Museums. Danach: allein unter
1,3 Milliarden Chinesen. Li Ling hat mir einen Zettel zugesteckt: Reiseführer, Navigationssystem, Rettungsring. Dem Taxifahrer zeigen, nicken, losfahren, ankommen, aussteigen. Dem Wachdienst zeigen, nicken, Tür auf usw. Mein Zettel ist inzwischen etwas abgegriffen. Nach etlichen Chinareisen brauche ich bald einen neuen …
Welche Rolle spielt Geduld?
Geduld ist kein Wert an sich, man muss den richtigen Augenblick erwischen. Das kann sofort sein oder später.
Wenn Sie Ihre Bilder mit einem Attribut versehen sollten – welches wäre das?
Keine Attribute, eher ein Motto: keine dauerhaften Attribute.
Wie wurden Sie Architekturfotograf?
Ich mag es nicht, wenn Motive wackeln und schlechter Laune sind.
Die Fragen stellte Christian Füldner.
Vita Marcus Bredt
Marcus Bredt, 1968 in Göttingen geboren, lebt seit 1992 als Fotograf in Berlin. Nach seiner Ausbildung im Lette-Verein Berlin gründete er mit seinem Kollegen Jan Bitter das Büro BitterBredt Fotografie. Seit 2001 arbeitet er allein unter dem Namen Bredt Fotografie weltweit für Architekten, Magazine und verschiedene Institutionen.
- Website des Architekturbüros gmp von Gerkan, Marg & Partner
- Mitarbeiterzeitschrift concrete gmp Ausgabe 03/09.2011 (PDF-Dokument)
- Website des Architekturfotografen Marcus Bredt