Glut und Asche

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Glut und Asche

James Lee Burke

Heyne Hardcore, 2015

978-3453676800

17,99 €

Amazon

Fortsetzung von :

Regengötter

»Vielleicht würde er eines Tages die Angst vergessen, die in jenen fünfzehn Minuten einen anderen Menschen aus ihm gemacht hatte.« Danny Boy Lorca ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er sich ins Büro von Sheriff Hackberry Holland schleppt. In der Wüste nahe der texanisch-mexikanischen Grenze wurde er Zeuge eines brutalen Mordes. Von einem zweiten Gefangenen fehlt jede Spur. Hackberry Holland hat erneut alle Hände voll zu tun, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Sheriff Hackberry Holland ist ein eigenwilliger, verschrobener Sheriff. Seine Position weiß er korrekt zu besetzen. Er kann sich durchsetzen und lässt sich kaum die Butter vom Brot nehmen. Er ist dennoch kein leichter Charakter mit dem der Leser schnell warm wird. Vielleicht hätte mir Band 1 geholfen, den ich nicht gelesen habe, um Hollands Entwicklung nachvollziehen zu können. 

Danny Boy Lorca hat einige gesehen und kann es nicht verkraften. Ebenfalls ein sehr schräger Charakter, der ein bisschen zu durchgedreht für meinen Geschmack ist. Im gesamten Setting passen die beiden Männer sehr gut zueinander und verkörpern das harte Bild eines Lebens in der Hitze und Einsamkeit. 

Es gibt keine Figur, die nicht irgendwelche Macken hat und in manchen Momenten trotzdem völlig normal wirkt. Das ist der Trick von James Lee Burke, der es unmöglich macht eine Figur zu 100 % zu mögen. 

Mexiko ist warm, trocken und sehr einsam. Die staubigen Straßen, die heruntergekommenen Häuser und die Einsamkeit der “Wüste” spürt der Leser beim Lesen sofort. An der Grenze zum Nirgendwo treffen wir Schlepper, böse Menschen und brutale Mörder. 

Hollands macht Pause. Nachdem sein Erzfeind für tot gehalten wird, hat er genug Zeit, um im Schaukelstuhl zu sitzen. Bis Lorca einen Mord mit ansehen muss und dies dem Sheriff erzählt. Wer hat etwas damit zu tun? Was hat die Menschenschmugglerin damit zu tun, die nur schmuggelt, um den Menschen zu helfen? Und warum ist Hollands Erzfeind doch nicht so tot, wie alle glauben? 

Ich habe leider zu spät gesehen, das dies ein zweiter Band ist. Aufmerksamkeit schenkte ich dem Titel und dem Cover, sowie dem Klappentext. Alles fand ich so gut, dass ich zu griff. Ich kenne die Vorgeschichte nicht. Weiß nicht, warum Jack Collins Hollands Erzfeind ist und wie der Sheriff wirklich tickt.

Ich kann nur dieses Teil der Geschichte beurteilen. Es gibt keine Entwicklung beim Sheriff zu sehen. Er ist ein kantiger, grober Kerl. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Nicht schlecht für einen Ermittler, aber es macht ihn nicht unbedingt liebenswert. Muss ein Thriller liebenswerte Protagonisten haben? Diese Frage stelle ich mir oft und auch ob ein Mörder liebenswert sein kann, könnte eine Frage sein.

Fakt ist, dass James Lee Burke gut schreiben kann. Ich würde nicht behaupten, dass der Thrillerplot gut aufgebaut ist und das der Spannungsbogen ausgewogen ist. Die 704 Seiten machen es kaum unmöglich mal eine Szene zu verschleppen und machen es möglich die einsamen Straßen einmal zu oft zu beschreiben. Aber Holland kann erzählen, vor allem beschreiben. Wenn es eine Wüste gibt, die mit Wortbilder gut beschrieben war, dann die an der mexikanischen Grenze. Die Figuren verwenden manchmal Wortbilder, die ich so in einem Thriller noch nicht gesehen habe: fast zu poetisch und experimentell. Wer so etwas einmal lesen möchte, ist hier genau richtig. 

Ich selbst habe das Lesen etwas verschleppt, da ich nicht gut damit klar komme, dass zwar viel passiert, aber  an anderer Stelle wieder Zeit verschleppt wird. Es entsteht dadurch für mich ein unruhiges Bild, dem ich nicht folgen mag. In diesen Augenblicken lege ich das Buch zu Seite. 

Es wirkt von außen wie ein sehr hartes und einsames Buch. Heyne Hardcore trifft es. Blöd nur, dass ich mich als Leser beschwere, dass es zu viel Action gibt, wenn es doch in so einem Segment erscheint. 

In manchen Büchern zu viel, in manchen zu wenig – oft bemängele ich die fehlende oder die Spannung, die zu viel ist. In diesem Buch ist sie definitiv zu viel. Ich konnte mich kaum erholen von all der Gewalt und dazu noch die bildgewaltige Sprache. Nächstes Mal etwas weniger –  vielleicht.