„Glücksfall“ Tschechien

„Glücksfall“ Tschechien
Das Ende des „Eisernen Vorhangs“ war für einen bayerischen Ingenieur aus der Grenzregion ein doppelter Glücksfall: In Tschechien hat er seine zweite Karriere und ein privates Zuhause gefunden.
Cernosin/Nabburg (ce-press - internet-zeitung) – Wenn es noch Beweise für die viel beschworene neu auflebende bayerisch-böhmische Freundschaft bedürfte – der bayerische Ingenieur Veit Schmucker wäre ein Muster-Beispiel: Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ fand er seine Frau fürs Leben – sie stammte aus Tschechien. Als sein Arbeitgeber im bayerischen Nabburg überlegte, nach Tschechien zu gehen, zögerte er nicht lange – und leistete gemeinsam mit seiner Ehefrau im Nachbarland Pionierarbeit. Auf einem alten böhmischen Bauernhof fanden Jana und Veit Schmucker auch privat eine neue Heimat. Und auch beruflich läuft es für den heute 49-Jährigen bestens: Das Werk gilt heute als ein Vorzeigebetrieb des bayerischen Haustechnik-Spezialisten emz-Hanauer.
Foto: ce-press
Veit Schmucker ist heute in zwei Welten zu Hause: Seitdem im tschechischen Werk einheimische Führungskräfte das Ruder übernommen haben, arbeitet er wieder am Heimatstandort im ostbayerischen Nabburg. Nur einmal in der Woche ist er noch am tschechischen Standort. Vor ein paar Jahren war das noch unvorstellbar. Denn die Anfänge, sagt er heute, seien alles andere als einfach gewesen: „Wir waren Pioniere“, erinnert er sich. Von Gemeinde zu Gemeinde sei er mit seiner Frau gezogen auf der Suche nach einem geeigneten Standort.
Das war Mitte der neunziger Jahre, als der Baum der deutsch-tschechischen Wirtschaftspartnerschaft noch ein zartes Pflänzchen war. In Cernosin, etwa auf halbem Wege zwischen der bayerisch-tschechischen Grenze und der Industrie-Metropole Pilsen gelegen, wurde das deutsch-tschechische Tandem fündig – und ist bis heute dort geblieben, auch weil Veit Schmucker mit den Menschen vor Ort von der ersten Minute an besonders gut klar kam: „Die Mitarbeiter, die wir auf dem Land gewonnen haben, sind ihrer Region und dem Betrieb besonders verbunden“, sagt Schmucker.
Seit der Gründung vor 15 Jahren hat das Mutterunternehmen emz-Hanauer rund vier Millionen Euro in den Standort Cernosin investiert, allein im laufenden Jahr rund eine dreiviertel Million. Aktuell wird die Hallenfläche um ein Drittel auf 3.000 Quadratmeter vergrößert. „Wir haben uns von einer ‚verlängerten Werkbank’ zum unverzichtbaren Dienstleister für die Muttergesellschaft entwickelt“, sagt Schmucker. Zur Montage der Produkte sind inzwischen auch der Bau spezieller Fertigungsvorrichtungen und Prüfautomaten hinzugekommen. „Dafür haben wir auch in optische Messmaschinen und neue Fräsen investiert“, sagt Schmucker.
Emz-Hanauer ist heute Weltmarktführer für patentierte Sicherheits-Türverschlüsse in Waschmaschinen, Wäschetrocknern und Geschirrspülern, die sich im Notfall auch von innen öffnen lassen und dennoch wasserdicht abschließen. Auch Sensoren für die Messung von Temperatur und Verschmutzungsgrad des Spülwassers gehören zu den rund 15 haushaltstechnischen Produkten des tschechischen Werks von emz.
Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise haben die 150 Fachkräfte im böhmischen emz-Werk mit Bravour gemeistert: „Bei rückläufiger Produktion haben wir unsere Kapazitäten in den Bau von Montage- und Prüfvorrichtungen verlagert“, sagt Schmucker. Auch wenn das Lohnniveau im Vergleich zu Deutschland immer noch geringer ist, sei die Qualität der Produktion von Anfang an vergleichbar hoch gewesen. Einziger Wehrmutstropfen: „Ich hätte gerne den Euro in Tschechien, damit das Wechselkursrisiko entfällt“, sagt Schmucker.
emz in Zahlen:
Jahresumsatz: 71 Millionen Euro (2010/2011)
Mitarbeiter in Nabburg/Deutschland: 400
Mitarbeiter in Cernosin/Tschechien: 150
Mitarbeiter weltweit: 750
Produktions- und Lagerfläche in Cernosin: 3.000 Quadratmeter
Anzahl haushaltstechnischer Produkte in Cernosin: ca. 15

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