Glückliche Menschen küssen auch im Regen
Agnés Martin-Lugand
Blanvalet, 2014
978-3764505288
14,99 €
Seitdem ihr Mann Colin und ihre Tochter Clara bei einem Unfall starben, lebt Diane zurückgezogen. Der Einzige, den sie in ihre Wohnung lässt, ist ihr Freund Félix, mit dem sie bis vor einem Jahr ein Literaturcafé betrieben hat. Eines Tages jedoch beschließt sie Hals über Kopf, Paris zu verlassen und nach Irland zu ziehen, was ursprünglich einmal Colins Traum war. Ihr Ziel heißt: Mulranny. In dem kleinen Dorf am Meer hofft sie ein neues Leben aufbauen zu können – an einem Ort, an dem Claras Lachen nie erklang. Sie hätte aber nie erwartet, dass es ausgerechnet im regnerischsten Kaff der Welt jemanden gibt, der wieder Licht in ihr Leben bringt …
Diane steht hier völlig im Fokus, auch wenn sie nur auf dem Sofa liegt und vor sich hin vegetiert. Dabei dachte ich, würden wenigstens die Gefühle mich gefangen nehmen, da das Thema ja sehr traurig ist. Leider kommt keine Traurigkeit bei mir an, auch wenn sie immer und oft weint. Am ehesten würde ich noch sagen, dass sie sehr cholerisch ist, aber auch diese Ausbrüche wirken eher schlecht gespielt und deplatziert.
Ihr Nachbar in Mulranny wirkt genau so gebaut. Seine Ausflüchte, Streits und Schreie wirken nicht echt, sondern sehr inszeniert. Das kann ich daran liegen, dass ich seine Probleme nicht verstehe und er auch ein nicht überzeugender Griesgram ist. Fast könnt eich ihn Grinch nennen.
Erst Paris, dann Irland. Ihr könnt Euch vorstellen, wo ich geblieben wäre. Das angepriesene Literaturcafé sieht der Leser leider kaum und auch Paris ist nur eine Randerscheinung.
Wer jetzt aber glaubt, Irland würde groß beschrieben würde, der täuscht sich. Auch dort gibt es nur kurze Landschaftsbeschreibungen. Leider wird auch das Cottage nicht beschrieben, sodass keine Atmosphäre entsteht.
Diane hat einen Schicksalsschlag hinter sich und versucht eigentlich nicht damit umzugehen. Als ihr bester Freund aber endlich eine Veränderung will, nimmt sie Reißaus nach Irland. Eine gute Idee, aber was danach kommt, ergibt für mich keinen Sinn.
Es entsteht ein Nachbarschaftsstreit, bei dem schon jeder Leser weiß, worauf es hinausläuft. Außerdem sind die beiden wie zwei schlechte Schauspieler und alles wirkt so unecht, dass ich mich fragte: “Was lese ich da?”
Die zwei übrig gebliebenen Punkte gibt es dann für eine süße Idee und ein nettes Cover. Leider kann ich dem Roman nicht mehr abgewinnen. Er ist auch so kurz, dass sie meiner Ansicht nach keine Verbindung entwickeln kann und auch die Charakterentwicklungen somit auf der Strecke bleiben.
Das Cover ist recht süß und auch der Titel, wenn auch recht lang, ist nicht so schlecht. Aber ich finde nicht, dass er den Inhalt widerspiegelt und aufmerksam auf das Buch macht.
Die Gefühle fehlten, die Kulisse war sehr trist und ich konnte mich nicht mit Diane anfreunden. Auch kam mir alles sehr amerikanisch vor, spielt aber überhaupt nicht dort.