Glück sollte jeder haben – egal wie alt!

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Lorraine und die Entdeckung des Glücks

Valérie Gans

Diana Verlag, 2014

978-3453291591

19,99 €

Dass die Liebe nicht immer gut endet, weiß Lorraine aus eigener Erfahrung. Mit Anfang vierzig ist sie geschieden und zieht ihre beiden Kinder allein groß. Doch eines Tages kommt endlich der Moment, an dem das große Glück zum Greifen nah ist. In dem kleinen Blumenladen in Paris, in dem Lorraine arbeitet, steht plötzlich ihre Jugendliebe Cyrille vor ihr. Lorraine macht sich an die Entdeckung des Glücks, das nicht immer auf direktem Wege kommt ...

Lorraine ist ein Schatz. Sie hält ihre Familie zusammen, ist tolerant und das in Paris, lebt ihr Hobby und ist doch ein klein wenig einsam. Sie strahlt für mich etwas aus, dass ich heimelig nennen würde, trotzdem hat sie Power im Hintern, wenn der Leser sie nur lässt. Ihr Organisationstalent bewahrt die Familie oft vor Hunger und Durst. Aber sie ist auch eine Frau mit Bedürfnissen und langsam kommt sie aus ihrem Schneckenhaus heraus und guckt sich um: Ein Mann muss nicht immer im Leben fehlen.

Ihre beste Freundin ist ziemlich durchgeknallt, aber eine echte Stütze für Lorraine. Wenn diese einen Schubs braucht, ist die Freundin da und wenn sie eine Umarmung braucht auch.

Die Kinder von Lorraine machen es ihr nicht immer einfach. Der eine kocht plötzlich gut und viel, ihre Tochter isst nur Nutella aus dem Glas - und plötzlich das auch nicht mehr. Ihr könnt Euch vorstellen, wenn da ein Mann dazukommt, schalten die beiden auf stur.

Was habe ich mich in dieser Kulisse wohlgefühlt! Obwohl die Protagonistin viel älter ist, fühlte ich mich in ihrer Umgebung wohl. Der Blumenladen ist ein Kleinod, das ich gerne selbst gesehen hätte.

Die Stimmung in Paris ist recht gut eingefangen, es laufen viele Menschen herum, die wahre Unikate sind. Die unterschwellige Liebe zu Blumen war nie so groß, dass sie mich genervt hätte, sondern war ein gut eingebautes Hobby.

Ihr könnt hier keine Schnulze erwarten, sondern ein Stück wahres Leben mit ein Stückchen Liebe. Lorraine steht fest auf dem Boden der Tatsachen, hat kein außergewöhnliches Leben, macht dieses aber zu ihrem. Genau das hat mir sehr gut gefallen. Sie brauchte nicht mehrere Probleme, damit sie mich gefesselt - sie hatte eines und zwar die Einsamkeit und Neuentdeckung ihres Glücks. Beides zusammen ergibt einen ruhigen, aber sehr schönen Roman.

Eigentlich habe ich recht große Probleme mich mit älteren Protagonistinnen, die ihr Glück suchen, zu vergleichen. So weit bin ich einfach noch nicht. Aber bei Lorraine war es ganz leicht, da sie selbst so eine Pariser Leichtigkeit an den Tag legt. Sie hat nie den Zeigefinger erhoben und hat auch nicht sonderlich oft auf ihr Alter verwiesen.

Zuerst lernt der Leser sie kennen - ihre Familie, ihr Hobby, ihre Arbeit. Aber schon bald merkt man, dass Lorraine grübelt und etwas einsam ist. Sie macht sich Gedanken. Als dann noch ein alter Schulfreund auftaucht, ist es um sie geschehen und der Leser ahnt: Das war die Initialzündung für ein neues Leben. Oder etwa doch nicht?

Ich mochte die Gespräche zwischen den beiden Freundinnen, da sie sich oft anstachelten, philosophierten, aber es nie langweilig wurde oder zu lange Gespräche waren.

Die Entwicklung von Lorraine überrascht am Anfang nicht, aber am Ende als ich mein, es endet wie immer, werde ich von Lorraine überrascht und fühle mich gänzlich wohl. Sie hat sich nicht verraten, verkauft oder einengen lassen. Trotzdem ist sie nicht mehr die Lorraine, die ich kennenlernen durfte und deswegen war dieses Buch einfach toll.


Das Cover ist, so denke ich, kein besonders interessanter Blickfang im Buchladen. Es gab einmal diese Türpostkarten - so sieht es für mich aus. Aber es ist schön, denn wenn man als Leser die Tür öffnet, lässt Lorraine ihn hinein in eine sehr schöne Welt. Es lohnt sich also diese Tür aufzustoßen und/oder den Buchdeckel zu öffnen.

In diesem Buch dreht es sich nicht um Weihnachten, aber es war dennoch ein perfektes Buch für die Weihnachtszeit. Herzblut für ein Hobby, die Liebe zu Menschen und die Suche zu sich selbst haben mich und Lorraine beschäftigt. Es ist schön, dieses Buch zu kennen und wer noch einen schnellen Weihnachtsbuchtipp sucht: Kauft es, verschenkt es - dieses Buch hat es verdient!