"Glück à la carte" von Antonella Boralevi...

… überrascht seine Leser mit einem bemerkenswert romantischen wie gleichzeitig klugen Roman über das Leben. Mirella reist am Vorabend ihres 47. Geburtstags nach Paris und besuchte dort in einer kleinen Seitenstraße ein ganz besonderes Restaurant.
Es ist ein Restaurant, dass ihr die verpassten Chancen in ihrem Leben aufzeigt, das à la carte. Mirella hat einige verpasste Chancen in ihrem Leben und ist entsprechend unglücklich. Letztendlich begegnet ihr in dem Restaurant immer wieder die Frage: „Welche verpasste Chance würde dein Leben von Grund auf verändern, wenn du die damals getroffene Entscheidung noch einmal zurücknehmen würdest, sie überdenken und neu entscheiden könntest?“
Mirella stellt sich die Frage, welche Entscheidung wohl die diejenige war, die Leben oder ihrem Lebensweg vielmehr die falsche Richtung gab. Sie zieht eine Entscheidung heran, überdenkt sie und legt sie beiseite, prüft die nächste, legt sie beiseite und zieht eine andere heran. Sie kann sich einfach nicht entscheiden, weiß nicht, welche Entscheidung tatsächlich die falsche war, bis das Restaurant ihr schließlich einen neuen Weg aufzeigt. Einen Weg der für Mirella ihr absolutes Glück bedeuten könnte, wenn sie dieses Mal die richtige Entscheidung trifft.

Ein bemerkenswerter, kleiner Roman

Bei „Glück à la carte“ von Antonella Boralevi handelt es sich um einen bemerkenswert kurzen wie bemerkenswerten Roman, der insbesondere durch seine starken Philosophie über die Werte des Lebens mein Interesse weckte. Normalerweise ist Philosophie ein sehr trockenes, fragenstellendes Konstrukt, das in Romanen meist etwas tragend. Dass dieser nicht ganz leichte, aber sehr gut lesbare Roman da anders ist, war für mich die absolute Überraschung, denn spätestens seit Sophies Welt weiß man, dass Philosophie in Romanen zwar einerseits sehr interessant sein kann, andererseits jedoch auch viele Fragen für das eigene Leben aufwirft. Genau diese Folge hat auch „Glück à la carte“ von Antonella Boralevi. Schon während des Lesens stellt man sich als Leser die Frage, welche Entscheidungen man in seinem eigenen Leben gerne noch einmal auf den Prüfstand stellen würde. Natürlich hat jeder Mensch seine eigenen Entscheidungen, die er selbst prüfen könnte, mit denen er vielleicht nicht ganz zufrieden ist oder auch solchen die seinen Lebensweg nachhaltig beeinflusst haben. Dieser Roman wirft die Frage auf: „Was wäre wenn…?“ Und lässt den Leser mit 1000 Fragen zurück.

Der Stil

der Stil der Autorin ist nicht derart anspruchsvoll, wie das Thema über das sie schreibt. Er ist eher leichtfüßig und einfach zu lesen. Der Textfluss ist spielerisch und fließend. Tatsächlich hat der Leser zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es sich um einen wohl durchdachten, konstruierten Roman handeln könnte und doch ist es genau das: ein Gedankenspiel. Ein Spiel also, dass man nur in Gedanken spielen kann, denn tatsächlich kann man zwar einige Entscheidungen am Leben bereuen, andere als völlig korrekt interpretieren und sich an ihnen erfreuen, ändern kann man aber einmal getroffene Entscheidung meist nicht mehr. Dieser Roman strahlt einerseits viel Lebensfreude aus und ist so leicht, dass er von einer jugendlichen Person stammen könnte, gleichzeitig jedoch so erfahren, dass man meinen könnte, die Autorin hätte schon lange gelebt. Tatsächlich ist Antonella Boralevi mit ihren 62 Jahren eine durchaus lebenserfahrene Autorin, der es gelingt auf spielerisch leichte Weise ein Teil ihrer eigenen Lebenserfahrung an ihre Leserinnen zu vermitteln.

Die Inspiration in der Philosophie

Sören Kierkegaard sagte einmal: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“ Vermutlich ist genau dieser Satz die Inspiration für einen solchen Roman. Das Verständnis dass man später über sein Leben hat, könnte einem helfen, wenn es bei unserem Leben eine Rücksprungstaste gäbe, doch genau dies ebenjene Rücksprungstaste gibt es nicht. Der Mensch ist bis dato noch nicht in der Lage einmal getroffene Entscheidungen zurückzunehmen. Entscheidungen kann man korrigieren, aber eine einmal falsch getroffene Entscheidung lässt sich nicht noch einmal zurücknehmen um sie erneut zu treffen.

Fazit

ob es sich um den Roman besonders handelt, kann ich nicht sagen, tatsächlich kann ich sagen, es ist ein Roman mit einem Anspruch an deinen Leser, der gleichzeitig als leichter Sommerroman gelesen werden kann. Es ist sicher kein Buch, das ich als einfacher Strandlektüre empfehlen würde, aber für den heimischen Garten oder Balkon dürfte es bei gutem Wetter genau das richtige sein um sich nach Frankreich entführen zu lassen.

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