Globalinformations-Interview mit der Band Born From Pain

Erstellt am 25. Februar 2013 von Hartstein

Globalinformations führte mit der niederländischen Hardcore-Band „Born From Pain“ sein erstes Band-Interview. Hier sollen aber nicht die -unbestreitbar vorhandenen- musikalischen Qualitäten der Band oder das aktuelle Album „The New Future“ (s. Musik-Tipp) im Focus stehen, sondern ausschließlich die Attitüde und das gesellschaftspolitische Denken des Bandkopfes und Sängers Rob Franssen.

Globalinformations: Hi Rob! Magst Du bitte Dich und die Band, sowie das dahinterstehende Konzept – auch für Leser die Euch nicht kennen – mit eigenen Worten vorstellen/beschreiben?

Rob: Born From Pain ist eine kritische, sozial engagierte Band, die metallastigen Hardcore spielt. Konzepttechnisch schließen wir da auch an und versuchen Leute dazu zu bringen, ebenfalls kritisch zu denken und aktiv zu werden. Wir wehren uns aktiv gegen die politisch/ökonomischen Kräfte, die die Welt beherrschen – mit alle ihren bizarren Auswüchsen – und sind auch direkt aktiv, um unsere Hardcore-Community zu   unterstützen. Die Attitüde ist für uns genau so wichtig wie die Musik!

GI: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich für das Legacy-Magazin ein mehrseitiges Special über „Metal und Politik“ gemacht. Primär ging es darum, aufzuzeigen, dass sehr wohl viele – auch bekannte – Metal-Bands bereits seit langer Zeit politische Themen in ihre Texte einarbeiten und das politische Weltgeschehen kritisch beobachten. Fallen Dir selbst einige Bands oder Alben ein, die Du für diese Thematik als wegweisend oder beeinflussend für Euer Schaffen beschreiben würdest, und wenn ja warum?

R: Naja, an erster Stelle sind wir eine Band, die sich durch die Situation in unserer direkten Umgebung und durch das Geschehen im Rest der Welt beeinflussen lässt. Bestimmte Bands oder Alben waren da nie ein Einfluss, eher eine Konstatierung, dass es immer Bands gibt und gab, die auch wie wir denken oder zumindest in die gleiche Richtung gehen. Bands, die auf jeden Fall mit ihrer Haltung herausstechen sind Napalm Death, Heaven Shall Burn, Kreator, Rise Against oder Rage Against The Machine. Und dann gibt es noch eine Reihe von anderen Metal und Hardcore-Bands, die eine gewisse Attitüde haben, die weit in die Richtung geht, die wir vertreten. Hier darf man auch auf jeden Fall den HipHop nicht vergessen, vor allem Leute wie Immortal Technique, Lowkey oder KRS-One.

GI: Dein letztes Interview habe ich vor ein paar Monaten im Fuze-Magazin gelesen. Es ist ja oft so, dass Bands, die auch außerhalb der Musik etwas zu sagen haben, dafür ehr weniger Platz in Musikmagazinen eingeräumt wird. Die Interviews des Fuze-Magazin gehen da ja erfrischend weiter als manch andere Publikation. Bei vielen Band-Interviews, habe ich oft das Gefühl, dass einiges unausgesprochen bleibt, was der entsprechende Künstler noch gerne sagen würde. Ist das so? möchtest Du zu machen Themen gerne mehr sagen und wenn ja, welche sind das? Und wenn Du willst, leg einfach hier los…!

R: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Interviews, die ich über die Jahre mit den „größeren“ Magazinen der Hardcore- oder Metal-Szene gemacht habe, immer ziemlich offen waren. Natürlich hat man nicht immer über alles ausführlich geredet, aber ich hatte eigentlich nie den Eindruck, dass der jeweilige Interviewer das absichtlich gemacht hat oder aus irgendeiner bösen Absicht heraus. Ich muss sagen, dass sogar viele Interviewpartner übereinstimmen, mit dem, was man so von sich gibt. Das liegt auch da daran, dass die jeweiligen Personen oft selbst kritisch eingestellt sind und ihre Bedenken über einige Dinge haben, die da draußen so abgehen. Manche haben sich sogar regelrecht gefreut, dass man da drüber redet. Wenn auch letztendlich nicht immer in jedem Interview stand, was gesagt wurde, stelle ich mir das nicht als großartige Zensur vor. Manchmal kommt mehr rein, manchmal weniger. Und ein bisschen über die Musik usw. muss ja auch sein, wir sind ja schließlich eine Musikband! Es kann sein dass irgendein Editor vielleicht meint, dass solche Sachen nicht interessant sind und dieser  dann doch noch etwas kürzt. Bisher hatte ich aber zu 90 Prozent gute Erfahrungen. Das Fuze war da auch keine Ausnahme! Auch die Leute die für Musikmagazine arbeiten sehen, dass sich die Welt nicht zum Guten ändert und man ist, wie gesagt, auch vielleicht selbst kritisch oder hat seine Gedanken zu den Dingen, die so abgehen. Man merkt schon verstärkt, was gut und was schlecht ist.

GI: Lassen wir vorerst mal die rechts/links-Schemata beiseite und stützen uns nur auf die bekannten Schwarzbücher (Markenfirmen/Öl/Globalisierung) und ähnliche Publikationen. Was machst Du als Ursache von Überfischung der Weltmeere, Pipelines durch Naturschutzgebiete, Spekulationen auf Nahrungsmittel fest? Was treibt Menschen und Entscheidungsträger dazu an, Mensch und Lebensgrundlage zu zerstören?

R: Naja, deutlich der Verlust an Profit! Es gibt genügend alternative Möglichkeiten, um Dinge zu realisieren, ohne dass man der Natur und dem Menschen derartig schaden muss. Man muss dafür nur mehr Geld ausgeben, es so machen zu wollen. Das wären dann Geschäfte, die aus 5 Milliarden Profit nur 4,5 Milliarden Profit machen. Das will man anscheinend nicht. Die Politik wird gesteuert durch die Macht der Ölfirmen, den militärisch-industriellen Komplex, Banken, u.ä.. Das ist noch nicht mal ne Lobby, mehr sind das die Leute, die entscheiden, wer in die Politik gehen darf und wer welche Politik führen soll/kann. In einer Welt, in der die ganze Macht nur bei einigen wenigen liegt, die die Politik und vieles andere beherrschen, kann man auf der politischen Ebene halt nichts mehr verbessern. Das gleiche gilt für die Verteilung der Nahrungsmittel oder das Problem der Überfischung. Man sucht nicht nach einer Alternative oder man hat sie und nutzt sie aber nicht, weil man seine Machtposition nicht aufgeben mag. Die Welt in der diese Mächtigen leben, ist eine ganz andere, als die, in der der „Normalbürger“ lebt. Andere Ansichten, andere Moral, andere Werte. Und dann haben wir noch nicht mal drüber geredet, ob man überhaupt noch Öl als Energiequelle nutzen sollte oder was in dem nicht fair verteilten Essen überhaupt alles an Zutaten und Chemie drin ist…

GI: Aufklärung halte ich fast nicht mehr für nötig, all diese Missstände liegen doch offen vor uns! Wir können an alle wichtigen Informationen einfacher und schneller herankommen als alle Generationen vor uns. Es gibt einen Haufen alternativer Zeitungen und Magazine, Schwarzbücher zu jedem Thema, wirklich gute und professionell gemachte Dokumentationen, Organisationen wie proAsyl, Foodwatch, Greenpeace, Campact, Grundrechtekomitee, Amnesty International oder LobbyControl weisen regelmäßig und immer wieder auf Unzustände hin, kritische und deutliche Kabarettisten wie Volker Pispers, Georg Schramm, Urban Priol oder besonders Hagen Rether finden allesamt auch im TV statt, Blogs und Internet-Recherche en masse! Es wurde noch nie so viel alternatives Gedankengut veröffentlicht wie heute… Woran mangelt es? Was fehlt? Warum handelt niemand wirklich?

R: Deinem ersten Satz kann ich mich leider nicht anschließen! Ich halte es durchaus für nötig! DU, weil du interessiert bist und gezielt auf Suche gehst, hast und findest all diese Infos. Viele Leute die (noch) nicht interessiert sind oder bestimmte Sachen (noch) nicht realisieren, machen das halt nicht. Es gilt: jeder der aufgeklärt ist und kritisch denkt und alternative Infos zu bestimmten Thematiken hat, MUSS auch andere aufklären. Wenn wir es nicht machen, wer denn sonst? Die Eintrichterung der herrschenden Macht ist doch viel größer und massiver durch Fernsehen, Schulbücher, Magazine, Radio, usw., als dass wir annehmen könnten, das nur, weil es Organisationen wie Amnesty International (auch wenn man es vielleicht bewusst wahrnimmt, über was sie informieren) gibt, die Leute auf einmal die ganze Matrix erkennen könnten und das, was hier eigentlich los ist. Das ist meines Erachtens leider ein Prozess der schwieriger ist und länger dauert, als was die wenigen alternativen Infos, die der Durchschnittsbürger bekommt, bewirken können. Da muss man immer wieder versuchen, auf die richtige Art und Weise Infos zu liefern und zu informieren. Vergiss nicht, dass die Indoktrination immer präsent ist und die Endlosschleife schon ganz lange andauert. Das Aufwachen braucht Zeit!

GI: Der Satz zur „Aufklärung“ stammt sinngemäß vom Kabarettisten Hagen Rether und meint, wir selbst sind schuld, wir sind faul, träge und desinteressiert. Wir wissen z.B. mittlerweile alle, wie und unter welchen Umständen ein Iphone produziert wird, kaufen es aber trotzdem alle und erheben Steve Jobs zum Arbeitgebergott…

R: Nee, das sehe ich nicht so. Die Leute sehen wie gesagt nicht wirklich was dahinter steckt. Klar wissen die meisten, dass alles, was in der 3. Welt hergestellt wird, nicht unter besonders guten Arbeitsbedingungen zustande kommt. Der Fakt ist aber, dass wir selbst auch durch das gleiche System gefangen sind; und durch den Gedanken, dass ein IPhone unser Leben angeblich hundertmal leichter macht. Weil wir dann weniger auf das achten, was wirklich passiert und alle weiterhin schön abgelenkt sind. Deshalb denke ich nicht, dass einfach so gesagt werden kann: Wir sind alle schon „aufgeklärt“. Das ist zu leicht.

GI: Vielleicht kommen wir hier noch mal auf Dein Schlagwort „Matrix“ zurück. Für mich ist der Film Matrix neben „Avatar“ und „In Time“ einer der wichtigsten Massenaufklärungsfilme des Hollywood-Popcorn-Kinos, wenn man solche Filme denn nicht nur als Unterhaltung schaut, sondern die Metaphern verstehen will. Die Metapher „Matrix“ benutze ich gerne, um Menschen das „Konstrukt des einfachen Lebens“ zu erklären. Für mich umfasst sie unsere eingeschränkte Wahrnehmung von 9to5, Wochenende, Urlaub, Fußball, Essen, Schlafen, Sex… Was stellst Du Dir unter dieser Matrix vor?

R: Was ich mit Matrix meine, ist das, was uns als Wahrheit vorgegaukelt wird. Die oberflächliche Struktur die da steht und uns ein Bild vorspiegelt, welches es als richtige ECHTE Wirklichkeit gar nicht gibt. Die wahren Machthaber sind nicht die Leute, die die Macht haben, unsere Freiheit ist keine wirkliche Freiheit, usw. So lange aber jeder an diese vorgegaukelte „Matrix“ glaubt, wird auch nicht wirklich jemand aufstehen und sagen, dass es so nicht weitergehen kann.

GI: Wenn man sich dann auch noch das mehr-oder-weniger-Versagen von Blockupy Frankfurt oder der Occupy-Bewegung an sich anschaut könnte man verzweifeln. Ein Fukushima hat letztlich mehr bewirkt als über 30 Jahre AKW-Proteste! Die Meere werden trotz aller Demoss, Aktionen und NGO’s wechselweise noch immer zugemüllt oder leergefischt, Lebensmittel chemisch verseucht. Und trotz Peak-Oil und aufheizender Atmosphäre kaufen sich die angeblichen Leistungsträger -also die vermeintlichen Denkeliten dieser Gesellschaft- und alle die dazugehören wollen, SUV-Straßenpanzer statt Energiesparautos oder Elektrofahrräder. So etwas verursacht bei mir riesengroße Fragezeichen!

R: Da kann ich kurz drauf antworten: Die Leute in diesen Firmen und die Denkelite, die Politik und Wirtschaft bestimmen, sind nicht an einer heilen Welt für dich und mich interessiert. Das wurde schon Jahrhunderte lang bewiesen. Die richtige politische Agenda wird offensichtlich nicht demokratisch durch Wahlen bestimmt, sondern hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur DAS sollte schon zu denken geben…

GI: Wer oder was kann helfen? Die Gewerkschaften sind Kinder des Kapitalismus’, deren Lenker teilweise mit der Wirtschafts- und Geldelite verbandelt und in Deutschland sehr zurückhaltend, was Themen wie Generalstreik oder gar Systemkritik betrifft. Die meisten NGO’s reiben sich in ihren jeweiligen Fachbereichen auf und bekämpfen häufig nur Symptome, die doch letztlich alle die gleiche Ursache haben. Und die Parteien, nun ja, alle vier Jahre das gleiche visionslose und geheuchelte Spektakel einer angeblichen Alternativlosigkeit!

R: Das massive Erwachen der Leute kann nur helfen. Leute, die für sich kämpfen und aufstehen. Es gibt immer mehr Leute, die dazu bereit sind und realisieren, was passiert und was los ist. Es wird aber noch Zeit brauchen, immer mehr Menschen zu mobilisieren und darüber zu informieren, was wirklich geschieht und dass es bei sehr vielen Entscheidungen oft gegen Mensch und Natur geht. Die Masse ist groß, die die Macht an sich gezogen haben sind wenige. Ich sehe keine definitive Lösung über den politischen Weg wie wir ihn kennen!

GI:  Welchen möglichen Weg siehst Du dann?

R: Ein massives Auferstehen der Massen mit oder ohne Gewalt (das letzte am liebsten). Massen, die die Macht in die eigene Hand nehmen und sie aus den Händen der gewählten Politiker entreißen, die eh nur die Marionetten der wirklich Mächtigen und Reichen sind.

GI: Aber warum ist die Angst vor kollektivem Widerstand und Aktivismus in der Bevölkerung so groß, obwohl viele schon fast alles verloren haben? Wir leben hier in Deutschland glücklicherweise ja nicht mehr in Zeiten, in denen Dissidenten aufs Schafott kommen, Aktivisten gefoltert werden oder Streikende in Gefängnissen herumvegetieren müssen. Liegt es an der fehlenden Zivilcourage, an der „eindoktrainierten“ Ellenbogenmentalität oder will jeder nur noch sein schönes Leben zu Ende leben… es könnte ja alles doch viel schlimmer sein? 

R: Da komme ich wieder zurück auf das, was ich vorher schon gesagt habe: die Leute realisieren noch nicht genügend, was im Wesentlichen abgeht. Es wird durch die Medien noch immer ein Eindruck vermittelt, dass es nicht so schlimm ist, dass ein Aufschwung kommen wird, usw. Das ist etwas, was der Durchschnittsbürger, wenn er sonst keine Infos hat, glauben will. Was auch sonst? Er hält sich daran fest. Ich kann das durchaus verstehen. Ich denke, den Fehler bei den Menschen anzulegen ist völlig falsch. Es gibt genügend Vorbilder für Zivilcourage und Beispiele, wo Menschen für einander einstehen. Der große Push wird auch erst dann kommen, wenn man bei den meisten wirklich ans Eingemachte geht. Wenn bei der Mehrheit der Bevölkerung kein Essen mehr auf den Tisch kommt, kein Benzin mehr bezahlt werden kann, usw. An dem Punkt sind wir noch nicht, wir bewegen uns aber langsam darauf zu. Ich bin mir sicher, dass es dann ganz anders aussehen wird. Man ist ja auch schlau genug, um zu wissen, dass wenn man die Bevölkerung an so einen Punkt bringt, die Gefahr zu groß wird, dass sie sich wehrt. Das hat alles schon Hand und Fuß, was die Machtelite sich da ausgedacht hat… leider.

GI: Momentan lese ich das recht erschreckende Buch „0,1 % Das Imperium der Milliardäre“. Es geht  darin um den exorbitanten Reichtum und die damit einhergehende Machtposition einiger weniger Tausend Erdenbewohner. Während sich Millionen von Hartzler bis auf die Unterwäsche ausziehen müssen, leben die wirklich Ultra-Reichen im Verborgenen, niemand kennt deren genaue Vermögenswerte. Steht eine neue Art Faschismus an: „Financial Fascism“? Eine Refeudalisierung Europas?

R: Das hat schon vor einem Jahrhundert oder länger angefangen und wird ganz konsequent weitergeführt. Die Weltbank (die geführt wird durch die vier, fünf mächtigsten Banken der Welt) verleiht seit Jahrzehnten strukturell Geld an Länder, die sich nicht mehr retten können. Dieses geliehene Geld können diese Länder meist nicht zurückzahlen wodurch die als Rückhalt dienenden Rohschätze des Landes (Öl, Metalle, usw.), Land, Besitzungen des Staates verscherbelt werden und die Länder damit letztendlich auch ihre Macht verlieren. Dann ist ein Land in Händen von Bankern und deren Schergen. So ziehen die 0,1% immer mehr Macht und Besitz an sich, bis man letztlich die totale Kontrolle haben wird. In Europa sind Spanien, Griechenland, Island, Irland ebenfalls alle in solch einer Situation. Man ist nicht mehr autonom als Staat. Selbst WENN die Politiker eines Landes das Beste für ihre Bevölkerung wollen würden, ist es zu spät. So ein Land kommt in den Griff privater Firmen. Refeudalisierung wie im Mittelalter. Mit dazu gehörigen Lehnsherren und den Menschen als Sklaven. Der Faschismus ist daher schon längst angekommen und wird jetzt etwas subtiler in unsere Gesellschaft eingeflochten, als noch vor 80 Jahren. Big Brother ist schon längst hier…

GI: Ich hätte gerne Deine Kurzmeinung zu verschiedenen Nachrichtenmeldungen der letzten Zeit:

- „Tödliche Attacke im Jobcenter“ (Rheinische Post)

R: Tja, sollte nicht passieren. Ich verstehe, dass Leute frustriert sind, aber dafür sollte keiner sterben müssen, der nicht an der Ursache schuld ist. Ich kenne den Fall jetzt nicht genau, aber ich bin mir sicher das hier nicht David Rockefeller getötet wurde…

- „Hakenkreuz und Tränengas bei Besuch der Freundin Griechenlands“ (Die Welt)

R: ich kann mir den Frust der Leute da vorstellen. Sie wissen, dass sie diejenigen sind, sie leiden werden und Sanktionen auferlegt bekommen. Da gehts dem Bürger an die Wäsche und nicht denen, die die eigentlich verantwortlich gemacht werden sollten. Dass sich das gegen Deutschland -als politische Handpuppe Nr.1 in Europa- richtet, ist ja auch nicht so abwegig. Und dass man ein Hakenkreuz rausholt, um anzudeuten, dass das alles faschismus-ähnlich ist, damit hat man wohl auch nicht ganz unrecht. Wenn es sich gegen deutschen Bürger richtet aber eher nicht, die sind ja genau so im gleichen Boot wie die Griechen, werden es nur etwas später spüren.

- „Je empörter die Menschen gegen Lohnraub, Entlassung und Armut protestieren, um so brutaler schlägt die Polizei zu. Und zwar europaweit, beklagt die Menschenrechts-organisation Amnesty International“ (Junge Welt)

R: Die Polizei ist leider die Schlägertruppe der herrschenden Macht und wird auch so eingesetzt. Ich bin mir aber auch sehr sicher, dass es genügend Leute bei der Polizei gibt, die eigentlich auch nur das gleiche wie die Demonstranten wollen. Ich werde nie sagen, dass jeder Polizist pauschal ein „Bastard“ ist, weil das faktisch nicht so ist. Wenn sich das alles mal wirklich krasser hochschaukelt, wird es auch Polizisten geben, die an der richtigen Seite auftauchen. Nicht umsonst werden für bestimmte Anti-Protest Aktionen ausgewählte Einheiten eingesetzt (s. EUROGENDFOR). Die sind halt skrupelloser und lassen sich durch die Befehl und Gehorsam lenken und auch  ausnutzen. Man sollte sich eigentlich als Polizist mal erinnern und Lektionen daraus  ziehen, was mit der SA passiert ist. Die „Nacht der langen Messer“ ist ein deutliches Vorbild dafür, was die Konsequenz sein kann, wenn man sich auf der falschen Seite zusammentut.

- „Die Krankmeldungen der Beschäftigten in Deutschland haben einer DAK-Studie zufolge 2011 den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Sorge bereitet den Experten dabei die Zunahme von psychischen Erkrankungen.“ (Süddeutsche Zeitung)

R: Finde ich nicht komisch. Mehr Stress, mehr Sorgen, höherer Druck, weniger Leute, die die Arbeit machen müssen für wenig Geld. Dieses System ist, wie gesagt, nicht ausgerichtet, pro-Mensch zu sein.

GI: Macht Dir die zuletzt bekannt gewordene und an Ausmaß immer mehr zunehmende Zusammenarbeit der Verfassungsschutzbehörden mit der NPD und dem NSU oder die Durchsetzung von Behörden und der Polizei mit Nazigönnern oder gar Ku-Klux-Klan-Mitgliedern Angst? Dieses strukturelle und systemimmanente Problem prallt irgendwie an den meisten Politikern ab und auch Medien und Bevölkerung scheinen leider ehr gelangweilt…

R: Nicht mehr Angst als schon da war. Wie gesagt, der Faschismus ist schon lange hier und nur weil jetzt herauskommt, dass es in der Leitung des Verfassungsschutzes oder bei der Polizei nun auch offiziell Nazi-Sympathisanten gibt, macht mir das nicht mehr Angst. Lass es mich mal so sagen, es war zu erwarten. Letztendlich ist es ein Staatsapparat, der seit Ende des Zweiten Weltkrieges auch ein Auffangbecken für Alt-Nazis war, welche eine nicht so prominente Rolle im Dritten Reich hatten. Die sind ja damals auch nicht alle plötzlich vom Erdboden verschwunden.

GI: Zum Abschluss etwas Amüsantes: sind Dir die Songs „Porn From Spain“ und der zweite Teil dazu, von der Band CALLEJON unter mithilfe von K.I.Z. und Mille von Kreator, bekannt und nimmst Du die Anspielung auf Euren Bandnamen mit… Humor?

R: Ach weißt du, erstens muss ich sagen, dass es weitaus wichtigeren Sachen auf der Welt gibt. Zweitens ist es so, dass wir uns bei der ersten Version gedacht haben, lass die Kiddies mal machen. Allerdings fragt man sich bei einer zweiten Version schon, was das eigentlich soll, vor allem, weil die Band bei der ersten Version erklärt hat, dass es nicht über uns als Band handele sondern über Leute „so wie wir“ (???), was immer das auch heißen sollte. Drittens ist es anscheinend der größte Hit der Band, da sollte man eigentlich Tantiemen bekommen, die man dann wieder für etwas Gutes spenden kann. Viertens ist die Band eh Scheiße…

GI: Ein klares Statement! Danke Rob für das Interview!

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