Unter blauem Himmel und Sonne verliessen wir Anchorage, begleitet von Dave, unserem zweiten Warmshower Host in der Stadt. Parallel zum Glenn Highway verlief ein Veloweg (der im Winter zum Langlaufen und Hundeschlitten fahren benutzt wird), was es uns ersparte, den starken Verkehr unmittelbar neben uns ertragen zu müssen. Das Land war flach und mehrheitlich bewaldet, an einer Stelle sahen wir eine Menge tote Bäume in auf einer grossen, sumpfigen Wiese. Das hatten wir schon auf der Busfahrt zum Denali NP gesehen und gemäss dem Fahrer hatte ein Erdbeben vor zehn Jahren die Bäume gekillt, indem es den Boden absenkte, was das Eindringen von Salzwasser ermöglichte. Die Bäume haben das nicht überlebt. Interessanterweise stehen sie nun, da sie tot sind, unter Schutz.
Viel mehr gibt es von dem Abschnitt nach Palmer sonst nicht zu sagen. Mit 65.8 km in 3:52 Stunden war dieser erste Tag nach einer langen Velo-Pause gemütlich kurz gehalten. Wir schlugen im Kepler Bradley Lake Park unsere Zelte auf und bezahlten sage und schreibe $ 18 für ein Stück nicht sehr ebenes Gras, einen Tisch mit Bänken und ein ToiToi-Klo (d.h. Dave bezahlte). Dass es für so einen Preis nicht einmal einen Wasserhahn gab, fanden wir doch eher erstaunlich und so verbrachte ich einige Zeit damit, Wasser aus dem See zu filtern. Weil es so schön warm und sonnig war, nahmen Martina und ich anschliessend ein ganz kurzes Express-Bad. Das Wasser war nicht gerade warm, wir schafte es aber, so um die 20-30 Sektunden drin zu bleiben. Hat aber mega gut getan.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Dave, er kehrte nach Anchorage zurück und wir fuhren weiter nach Osten. Nach Palmer nahm der Verkehr etwas ab und die Landschaft wurde interessanter, hügeliger und stieg langsam zu einem Pass an. Wir fuhren durch das Matanuska Susitna Tal, das zwischen den Talkeetna und den Chugach Mountains verläuft. Immer mal wieder hatten wir coole Aussicht auf das breite Bett des Matanuska Rivers, was mit den noch weissen oder weiss-fleckigen Bergen im Hintergrund ein geniales Bild abgab, so wie man sich Alaska eben vorstellt. Was mir auch auffiel, war, dass die Bäume hier nicht so hellgrün gefärbt waren wie vor knapp zwei Wochen als wir in Anchorage angekommen waren, nun war die Farbe dunkler und sah schon eher nach Sommer denn nach Frühling aus. Je weiter in die Höhe wir kamen, umso heller wurde das Grün jedoch wieder, ganz offensichtlich war die Jahreszeit hier noch nicht so weit fortgeschritten.
Der Vormittag war noch sehr warm gewesen, im Laufe des Tages zogen aber immer mehr Wolken auf und wir befürchteten Regen. Dazu blies ein zügiger Wind, zu unserer Freude für einmal von hinten. Nach 69.6 km und 4:55 Stunden erreichten wir die Long Lake State Recreation Site, wo wir zu campen planten. D.h. wir kamen zu einem See, der wohl der Long Lake sein musste und wir sahen, dass da im Wald zwei Zelte standen, wie ein offizieller Zeltplatz sah das aber nicht aus und ein entsprechendes Schild gab es auch keines. Etwas ratlos wanderten wir herum und schauten uns das an und fragten schlussendlich jemanden, was hier der Deal sei. Das sei tatsächlich ein Campground, ein ganz kleiner eben. Aber man könne hier überall, wo es Platz hat, ein Zelt aufstellen. Ok, so machten wir dass dann auch. Das Wasser filtern ersparte uns jener Herr netterweise, er hatte einen grossen Tank und konnte uns Wasser abgeben. Ausserdem durften wir unter seinem Tarp kochen und essen, was gemütlich war, da es am Abend regnete.
Da wir am Morgen auch einen Kaffee bekamen, fuhren wir nicht sehr früh los. Landschaftlich sollte das ein sehr schöner Tag werden, oder besser, hätte werden sollen. Es regnete mit nur wenigen und kurzen Unterbrüchen und wir bekamen all die coolen Berge nie zu Gesicht und der Gletscher sah mit den grauen Wolken darüber etwas langweilig aus. Dafür durften wir über eine Menge Hügel klettern, bzw. es war einer jener Pässe, die man nur nach einer Menge Auf und Ab erreicht. Wo genau der höchste Punkt war, war nicht so klar und wegen der Nässe und Kälte gingen wir der Frage auch nicht weiter nach. Angeblich waren wir da aber irgendwo auf rund 3‘000 Fuss, also etwas über 900 Meter hoch gewesen.
Um 19 Uhr stoppten wir bei der Eureka Lodge (ziemlich weit oben auf dem Pass) und überlegten uns, ob wir um Erlaubnis zum campen fragen sollten, waren aber nicht so überzeugt von der Location und wollten nicht, dass möglicherweise unser Zelt weggeschwemmt würde. Wir wussten, dass etwa 15 km weiter eine State Recreation Site mit Zeltplatz liegen sollte und es nun eigentlich abwärts gehen sollte. Beides stimmte. Wir kamen nun schnell voran und als wir das Namensschild des Little Nelchina Rivers sahen, war auch klar, dass der Campground in der Nähe sein musste. Wieder gab es aber kein Schild weit und breit. So kehrten wir nach dem nächsten Hügel wieder um und zwiegen auf eine anonyme Dirt Road ab und tatsächlich, da standen zwischen Bäumen zwei Häuschen, die wir als Klos erkannten. Es gab auch Campsites und wir fanden sogar eine, die nicht aussah, als würde sie demnächts überschwemmt werden (86.4 km, 6:50 Stunden). Mit dem Tarp, den wir bisher meist zum Zudecken der Velos gebraucht hatten, spannten wir nun ein Dach und genossen so den Konfort eines realtiv trockenen Aussenbereiches. Ein anderes Problem stellte sich jedoch. Obwohl wir gleich neben dem Fluss zelteten, hatten wir kein Wasser. Der Fluss war braun und wir nicht motiviert, diese Brühe zu trinken. Was dann? Die „Lösung“ waren die Pfützen in der Strasse des Parks. Obwohl zwar nicht wirklich sauber, so war jenes Regenwasser, das aus dem Wald dort hineinfloss, immer noch um Längen klarer als das im Fluss. Filtern war jedoch keine Option, das Filterelement hätte viel zu oft geputzt werden müssen. Aber wir hatten ja immer noch unsere Chlortropfen und überraschenderweise schmeckte das bräunliche Pfützenwasser gar nicht schlecht.
Wir waren erst nach 20 Uhr angekommen und mit allem, was es zu tun gab (Site aussuchen, Camp aufstellen, Wasser beschaffen, kochen, essen, Tagebuch schreiben etc.) war es fast Mitter“nacht“ bis wir ins Bett kamen. Nacht in Anführungszeichen, da es natürlich nicht dunkel wurde, aber als am Morgen darauf um 7 Uhr der Wecker piepte, entschieden wir uns kurzerhand, erst eine Stunde später aufzustehen. Was sich durchaus auch lohnte, denn kurz vor 10 Uhr brach die Sonne durch die Wolken und unsere Stimmung hob sich. Nach nicht ganz 20 km kamen wir zu einem kleinen Road House mit Namen Grizzly Country, wo wir Kaffee bekamen, was v.a. Martinas Stimmung gleich nochmals anhob. Der Herr, der das Lädeli führte, war sehr sympatisch und für uns war es spannend, etwas über das nicht immer leichte Leben der Locals hier zu erfahren, z.B. wie es die Leute hierher verschlagen hatte. Sehr oft beginnen solche Stories mit „20 years ago...“ oder sogar „30 years ago...“. Oft war es das Militär, das die Leute hergeschickt hatte oder sie kamen als Missionäre oder auch durch irgendwelche Zufälle im Leben. Und öfter bleiben wir länger hängen als geplant, einfach weil 10-15 Minuten Pause nicht reichen um all die Fragen zu stellen, die einem im Kopf herumturnen.
Das Wetter blieb den ganzen Tag über eher zweifelhaft und unsicher, wir wurden aber nicht mehr verregnet. Meist, nicht immer, ging es bergab, selten steil, landschaftlich hübsch aber nicht überwältigend. Das Tal war nun meistens weit offen, und die Berge nur noch am Horizont erkennbar und Tundra um uns herum. Tundra heisst Wald, auf dieser Höhe aber keine hohe Bäume, die dicht beieinander wachsen, wie z.B. in Oregon oder Washington. Die Spurce Trees, eine Nadelbaum-Art, halten Distanz zueinander, haben nur ganz kurze Äste und sind eher mickrig. Dazwischen sahen wir immer mal wieder einen See oder Weiher oder Fluss. Auf diesem Abschnitt blieb einiges an Zeit, die Strasse genauer zu studieren. Wie bei uns in den Bergen heisst es auch hier öfters, es gäbe neun Monate Winter und drei Monate Strassenbau bzw. -reparatur. Ganz offensichtlich ist das Klima hier nicht asphaltfreundlich und die zahlreichen feinen Risse im Belag machen es allerlei Grünzeug leicht, sich ihren angstammten Lebensraum wieder zurückzuerobern. Dann gibt es auch jene hardcore Pflänzchen, die keine Risse brauchen und sich ihren Weg ans Tageslicht mit brachialer Gewalt, oder auch mit viel Geduld, langsam aber sicher selber aufbrechen.
Um 17 Uhr erreichten wir Glennallen und unser erste Stopp war ein überrasched grosser Supermarkt. Dann suchten wir einen Ort zum übernachten und fanden den im Milepost (der Reisebibel des amerikanischen Nordens) erwähnten Northern Nights Campground. Für $ 15 pro Site durfte man dort sein Zelt aufstellen. Gar kein so schlechter Preis, in Kalifornien hatten wir auf einigen Hiker/Biker Sites mehr bezahlt, vom Kepler Bradley Park gar nicht erst zu reden. Und da auch wir ab und zu Glück haben, gab es an jenem Abend (je Montag und Freitag) gratis Desserts, von der Eigentümerin selber gemacht. Das relativierte den Preis gleich nochmals. Wir nutzten die Gelegenheit und stellten sicher, dass keine Reste übrig blieben und sparten damit gleich die Zeit und das Benzin zum selber kochen. Nach vier Tagen auf den Rädern leisteten wir uns auch die $ 3 für eine heisse Dusche.
Am Morgen gab es Kaffee und auch das Wifi funktionierte wieder. Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Zeltplatz, wo wir ausser den Betreibern etliche nette Leute trafen. Kurz nach Glennallen bogen wir dann auf den Richardson Highway ab und etwa 15 Meilen später auf den Tok Cutoff. Der Richardson-Abschnitt war flache Tundra gewesen, kurz nach der Abzweigung in Richtung Tok wurde es wieder hügeliger. Damit kamen auch gute Aussichten wieder, wie jener Vista Point über dem Copper River mit den Wrangell Mountains weit im Hintergrund. Dort trafen wir auf eine Gruppe Franzosen und siehe da, irgendwie brachte ich sogar noch ein paar französische Sätze zusammen. So improvisiert und stotternd.
Während der Vormittag sehr sonnig gewesen war, zogen am Nachmittag z.T. sehr dunkle Wolken auf und wir sahen uns konstant von Regenschauern in der Nähe und Ferne bedroht. Da wir des öftern über Hügel drüber mussten, sahen wir auch den Copper River im Laufe des Tages immer wieder. Diese weiten, naturbelassenen Flussbetten mit sumpfigen Wiesen und Wäldern ringsum gefallen mir sehr und ich hielt immer Ausschau nach Bären oder anderem Getier, wir sahen aber nichts. Einzige Abwechslung waren die Baustellen, d.h. Schotterabschnitte, wo wir, wenn sie nass waren, fast kleben blieben, und wenn sie trocken waren, von Fahrzeugen eingestaub wurden (2002 hatte ein starkes Erdbeben grossen Schaden angerichtet, die Reparaturen sind noch nicht abgeschlossen). Seit wir uns auf dem Tok Cutoff befanden, hatte es nicht mehr viel Verkehr. Vor allem kaum mehr PWs, hier waren Wohnmobile und –wagen in klarer Überzahl, und meistens waren das rieisge Dinger, so fast in der Grösse von Reisecars. Auf einem dieser Schotterstücken steuerte plötzlich ein Auto direkt auf mich zu und der Fahrer streckte mir eine Visitenkarte entgegen. Wir sollen doch bei der Red Eagle Lodge stoppen, entweder zum schwatzen oder übernachten, es seien noch 9 Meilen. Ich fragte nah dem Preis einer Campsite und die Antwort war sehr ok: 13.-.
Es war noch früh am Nachmittag, so um die 16 Uhr, als wir im "Dorf" (besser gesagt verstreute Ansammlung von Häusern) Chistochina und kurz darauf bei der Red Eagle Lodge ankamen, aber der Ort gefiel uns aber gleich (76 km, 4:39 Stunden). Auf einer grossen Wiese waren diverse grössere und kleinere Cabins verstreut und wir durften uns alles anschauen. Die einen Hüttchen waren mit eigenem Bad und Küche ausgestattet, andere nur mit einem grossen Bett. Es gab da auch ein neues, schönes Bath House, mit Duschen, Toiletten und Waschküche und im Hauptgebäude hat es einen gemütlichen Aufenthaltsraum. Der Preis zum campen hier war noch besser als im Northern Nights und die Duschen waren gratis. Wunderbar. Für $ 5 pro Person gäbe es auch Frühstück, wurde uns gesagt und da das ein sehr guter Preis war, buchten wir das gleich mit. Als wir später gemütlich auf dem Sofa sassen, begannen wir uns zu wundern, warum wir eigentlich nicht zwei Nächte blieben. Wir mussten uns ja nicht beeilen um dringend irgendwo hinkommen. Wir checkten den Wetterbericht und fanden heraus, dass für den kommenden Tag Regen angesagt war. Perfekt! Nicht, dass wir eine Ausrede zum bleiben brauchten, aber einen sonnigen Tag mit rumhängen zu verschwenden wäre etwas hohl gewesen. So passte das aber tiptop. Wir änderten die bestellte Frühstücks-Zeit von 7.30 auf 9.30 Uhr und freuten uns auf einen Tag für bloggen, lesen, entspannen und rumhängen.
Genau das taten wir denn auch nachdem wir so lange und so viel gegessen hatten, dass wir bis zum Abendessen nichts mehr brauchten. Der Wetterbericht hatte auch ziemlich gestimmt und da Regen aus einem warmen Haus heraus gesehen viel mehr Spass macht als live miterlebt, war die Welt für uns in Ordnung. Das änderte sich auch am folgenden Morgen nicht, da der Himmel zwar mehrheitlich bewölkt war, es aber auch dabei blieb. D.h. die Welt war i.O. was die Luftfeuchtigkeit betrifft, bald begann es aber zu winden und das selbstverständlich genau von da, wo wir hinwolten. Nicht patagonisch oder sonst irgendwie grenzwertig, aber konstant und stark genug um uns zu verlangsamen und zu nerven. Dafür sahen wir ab und zu die Sonne und sogar einen Schwarzbären, der ein paar hundert Meter vor uns über die Strasse rannte. Rings um uns herum war Wald, hier recht dicht und mit hohen Bäumen. Und immer mal wieder mussten wir ein Hügeli erklimmen. Mittagspause machten wir bei den Midway Services, einem kleinen Laden, wo es gratis Kaffee gab und wo Velofahrer gratis in einem Bus schlafen dürfen. Sehr nette Leute dort. Wir wollten aber weiter, da wir es sonst am folgenden Tag nicht bis nach Tok geschafft hätten. Etwa noch 25 km blieben bis zur Mentasta Lodge, wo wir neben einem Gebäude campen durften (73.7 km in 5:40 Stunden), worüber sich die lokalen Mücken natürlich freuten.
Martina dagegen freute sich auf den Kaffee am Morgen und so dauerte es etwas länger als sonst bis wir loskamen. Aber hier, wo es nie dunkel wird und man nicht um eine bestimmte Zeit ankommen muss, sind auch unsere morgentlichen Abfahrtszeiten relativ geworden. Was macht es schon, ob wir um halb neun oder um halb zehn bereit sind? Der Wind war auch schon wieder wach, aber viel schwächer als tags zuvor. Die Sonne und die Wolken stritten sich um die Vorherrschaft am Himmel, die Wolken behielten aber meist die Oberhand. Trotzdem war es überraschend warm, schon in der Nacht war es nicht kalt geworden und wir haben, wie schon so oft hier, in unseren Schlafsäcken geschwitzt. Wir hatten gerade einen Hügel erklommen und waren schon ziemlich feucht von so’nem blöden Nieselregen und stoppten um das Regenzeug anzuziehen. Nicht, dass wir gefrohren hätten solange wir pedalten, mit nassen Kleidern wäre aber die nächste Pause sehr unangenehm geworden. Ich war gerade dabei, etwas aus einer Tasche zu graben als ich Martina leise rufen hörte: „Lueg, lueg, luuuueg!“ Da vorne spazierte gerade eine Elchmutter mit Baby über die Strasse!
Erst ein Bär, jetzt ein Elch, scheint als seien wir tatsächlich in Alaska angekommen. Die drei einheimischen Velofahrer, die wir bald darauf trafen, erwähnten einen weiteren Elch, den sie vor kurzem gesehen hatten. Und der war sogar noch dort und solange wir genügend Abstand hielten, liess er sich von unserer Anwesenheit nicht stören. Als wir aber nochmals stoppten als wir näher waren, verschwand er in die Büsche. Jener erste Regenschauer hatte keine Ewigkeiten gedauert und bald drang die Sonne wieder durch. Am Nachmittag wurde der Himmel aber wieder bedrohlich dunkel und wir suchten uns einen Pausenplatz im Wald in der Hoffnung etwas vor dem kommenden Regen geschützt zu sein. Diese Strategie ging nur mittelmässig auf, da wir aber eh nur noch je eine Tortilla und nur noch einen kläglichen Überresten Bohnen hatten, waren wir mit dem Essen durch bis es zu regnen anfing. Wir sassen noch eine Weile zerknautscht unter den Spruce Trees, mussten aber irgendwann ja doch wieder in den Regenhinaus. Wrrrrr.
Immerhin, die letzten rund 20 km vor Tok waren topfeben und wir kamen zügig voran. Als wir dort ankamen, schien auch wieder die Sonne. Wir hatten hier einen Couchsurfer Host kontaktiert, der zwar selber nicht zu Hause war, seine Nachbarn führen die Gäste aber jeweils in den zur Verfügung stehenden Wohnwagen ein (81.8 km, 4:50 Stunden). Die Deutsche Radler-Familie, von denen wir schon verschiedentlich gehört hatten, war auch da. Sie waren vor zwei Tagen angekommen und hatten nun für ihre letzte Nacht ihr Zelt aufgestellt und uns das Bett im Trailer überlassen. Das war mega nett. Und natürlich war es auch cool, wieder einmal andere Ciclistas zu treffen, und dann sogar noch welche mit knapp einjährigem Kind. Da war nun für Unterhaltung gesorgt. Ausserdem wohnte da auch noch eine riesige Armee grosser Mücken, die nichts unversucht liessen, auch noch zu ihrem Abendessen zu kommen.
Am Morgen darauf packen unsere neuen Freunde ihre Sachen zusammen. Sie wollten weiter in Richtung Beaver Creek. Wir legen hier einen Pausentag ein um all die üblichen Arbeiten wie waschen, einkaufen, tanken, bloggen etc. zu erledigen bevor wir das erste Mal seit langen wieder eine Schotterstrasse in Angriff nehmen, hier den Dalton Highway nach Dawson City in Kanada.
Tschüss Family Pedaleros, war cool, euch zu treffen. Viel Glück auf eurer Reise und hoffentlich sehen wir uns in den Rockies nochmals.
Tote Bäume, im Hintergrund die Chugach Mountains.
Viel mehr gibt es von dem Abschnitt nach Palmer sonst nicht zu sagen. Mit 65.8 km in 3:52 Stunden war dieser erste Tag nach einer langen Velo-Pause gemütlich kurz gehalten. Wir schlugen im Kepler Bradley Lake Park unsere Zelte auf und bezahlten sage und schreibe $ 18 für ein Stück nicht sehr ebenes Gras, einen Tisch mit Bänken und ein ToiToi-Klo (d.h. Dave bezahlte). Dass es für so einen Preis nicht einmal einen Wasserhahn gab, fanden wir doch eher erstaunlich und so verbrachte ich einige Zeit damit, Wasser aus dem See zu filtern. Weil es so schön warm und sonnig war, nahmen Martina und ich anschliessend ein ganz kurzes Express-Bad. Das Wasser war nicht gerade warm, wir schafte es aber, so um die 20-30 Sektunden drin zu bleiben. Hat aber mega gut getan.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Dave, er kehrte nach Anchorage zurück und wir fuhren weiter nach Osten. Nach Palmer nahm der Verkehr etwas ab und die Landschaft wurde interessanter, hügeliger und stieg langsam zu einem Pass an. Wir fuhren durch das Matanuska Susitna Tal, das zwischen den Talkeetna und den Chugach Mountains verläuft. Immer mal wieder hatten wir coole Aussicht auf das breite Bett des Matanuska Rivers, was mit den noch weissen oder weiss-fleckigen Bergen im Hintergrund ein geniales Bild abgab, so wie man sich Alaska eben vorstellt. Was mir auch auffiel, war, dass die Bäume hier nicht so hellgrün gefärbt waren wie vor knapp zwei Wochen als wir in Anchorage angekommen waren, nun war die Farbe dunkler und sah schon eher nach Sommer denn nach Frühling aus. Je weiter in die Höhe wir kamen, umso heller wurde das Grün jedoch wieder, ganz offensichtlich war die Jahreszeit hier noch nicht so weit fortgeschritten.
Matanuska River und Talkeetna Mountains.
Der Vormittag war noch sehr warm gewesen, im Laufe des Tages zogen aber immer mehr Wolken auf und wir befürchteten Regen. Dazu blies ein zügiger Wind, zu unserer Freude für einmal von hinten. Nach 69.6 km und 4:55 Stunden erreichten wir die Long Lake State Recreation Site, wo wir zu campen planten. D.h. wir kamen zu einem See, der wohl der Long Lake sein musste und wir sahen, dass da im Wald zwei Zelte standen, wie ein offizieller Zeltplatz sah das aber nicht aus und ein entsprechendes Schild gab es auch keines. Etwas ratlos wanderten wir herum und schauten uns das an und fragten schlussendlich jemanden, was hier der Deal sei. Das sei tatsächlich ein Campground, ein ganz kleiner eben. Aber man könne hier überall, wo es Platz hat, ein Zelt aufstellen. Ok, so machten wir dass dann auch. Das Wasser filtern ersparte uns jener Herr netterweise, er hatte einen grossen Tank und konnte uns Wasser abgeben. Ausserdem durften wir unter seinem Tarp kochen und essen, was gemütlich war, da es am Abend regnete.
Da wir am Morgen auch einen Kaffee bekamen, fuhren wir nicht sehr früh los. Landschaftlich sollte das ein sehr schöner Tag werden, oder besser, hätte werden sollen. Es regnete mit nur wenigen und kurzen Unterbrüchen und wir bekamen all die coolen Berge nie zu Gesicht und der Gletscher sah mit den grauen Wolken darüber etwas langweilig aus. Dafür durften wir über eine Menge Hügel klettern, bzw. es war einer jener Pässe, die man nur nach einer Menge Auf und Ab erreicht. Wo genau der höchste Punkt war, war nicht so klar und wegen der Nässe und Kälte gingen wir der Frage auch nicht weiter nach. Angeblich waren wir da aber irgendwo auf rund 3‘000 Fuss, also etwas über 900 Meter hoch gewesen.
Long Lake im Nebel.
Matanuska Glacier, ebenfalls neblig.
Um 19 Uhr stoppten wir bei der Eureka Lodge (ziemlich weit oben auf dem Pass) und überlegten uns, ob wir um Erlaubnis zum campen fragen sollten, waren aber nicht so überzeugt von der Location und wollten nicht, dass möglicherweise unser Zelt weggeschwemmt würde. Wir wussten, dass etwa 15 km weiter eine State Recreation Site mit Zeltplatz liegen sollte und es nun eigentlich abwärts gehen sollte. Beides stimmte. Wir kamen nun schnell voran und als wir das Namensschild des Little Nelchina Rivers sahen, war auch klar, dass der Campground in der Nähe sein musste. Wieder gab es aber kein Schild weit und breit. So kehrten wir nach dem nächsten Hügel wieder um und zwiegen auf eine anonyme Dirt Road ab und tatsächlich, da standen zwischen Bäumen zwei Häuschen, die wir als Klos erkannten. Es gab auch Campsites und wir fanden sogar eine, die nicht aussah, als würde sie demnächts überschwemmt werden (86.4 km, 6:50 Stunden). Mit dem Tarp, den wir bisher meist zum Zudecken der Velos gebraucht hatten, spannten wir nun ein Dach und genossen so den Konfort eines realtiv trockenen Aussenbereiches. Ein anderes Problem stellte sich jedoch. Obwohl wir gleich neben dem Fluss zelteten, hatten wir kein Wasser. Der Fluss war braun und wir nicht motiviert, diese Brühe zu trinken. Was dann? Die „Lösung“ waren die Pfützen in der Strasse des Parks. Obwohl zwar nicht wirklich sauber, so war jenes Regenwasser, das aus dem Wald dort hineinfloss, immer noch um Längen klarer als das im Fluss. Filtern war jedoch keine Option, das Filterelement hätte viel zu oft geputzt werden müssen. Aber wir hatten ja immer noch unsere Chlortropfen und überraschenderweise schmeckte das bräunliche Pfützenwasser gar nicht schlecht.
Wir waren erst nach 20 Uhr angekommen und mit allem, was es zu tun gab (Site aussuchen, Camp aufstellen, Wasser beschaffen, kochen, essen, Tagebuch schreiben etc.) war es fast Mitter“nacht“ bis wir ins Bett kamen. Nacht in Anführungszeichen, da es natürlich nicht dunkel wurde, aber als am Morgen darauf um 7 Uhr der Wecker piepte, entschieden wir uns kurzerhand, erst eine Stunde später aufzustehen. Was sich durchaus auch lohnte, denn kurz vor 10 Uhr brach die Sonne durch die Wolken und unsere Stimmung hob sich. Nach nicht ganz 20 km kamen wir zu einem kleinen Road House mit Namen Grizzly Country, wo wir Kaffee bekamen, was v.a. Martinas Stimmung gleich nochmals anhob. Der Herr, der das Lädeli führte, war sehr sympatisch und für uns war es spannend, etwas über das nicht immer leichte Leben der Locals hier zu erfahren, z.B. wie es die Leute hierher verschlagen hatte. Sehr oft beginnen solche Stories mit „20 years ago...“ oder sogar „30 years ago...“. Oft war es das Militär, das die Leute hergeschickt hatte oder sie kamen als Missionäre oder auch durch irgendwelche Zufälle im Leben. Und öfter bleiben wir länger hängen als geplant, einfach weil 10-15 Minuten Pause nicht reichen um all die Fragen zu stellen, die einem im Kopf herumturnen.
Das Wetter blieb den ganzen Tag über eher zweifelhaft und unsicher, wir wurden aber nicht mehr verregnet. Meist, nicht immer, ging es bergab, selten steil, landschaftlich hübsch aber nicht überwältigend. Das Tal war nun meistens weit offen, und die Berge nur noch am Horizont erkennbar und Tundra um uns herum. Tundra heisst Wald, auf dieser Höhe aber keine hohe Bäume, die dicht beieinander wachsen, wie z.B. in Oregon oder Washington. Die Spurce Trees, eine Nadelbaum-Art, halten Distanz zueinander, haben nur ganz kurze Äste und sind eher mickrig. Dazwischen sahen wir immer mal wieder einen See oder Weiher oder Fluss. Auf diesem Abschnitt blieb einiges an Zeit, die Strasse genauer zu studieren. Wie bei uns in den Bergen heisst es auch hier öfters, es gäbe neun Monate Winter und drei Monate Strassenbau bzw. -reparatur. Ganz offensichtlich ist das Klima hier nicht asphaltfreundlich und die zahlreichen feinen Risse im Belag machen es allerlei Grünzeug leicht, sich ihren angstammten Lebensraum wieder zurückzuerobern. Dann gibt es auch jene hardcore Pflänzchen, die keine Risse brauchen und sich ihren Weg ans Tageslicht mit brachialer Gewalt, oder auch mit viel Geduld, langsam aber sicher selber aufbrechen.
Überlebenskampf Highway gegen Pflänzchen.
Endlose Tundra.
Um 17 Uhr erreichten wir Glennallen und unser erste Stopp war ein überrasched grosser Supermarkt. Dann suchten wir einen Ort zum übernachten und fanden den im Milepost (der Reisebibel des amerikanischen Nordens) erwähnten Northern Nights Campground. Für $ 15 pro Site durfte man dort sein Zelt aufstellen. Gar kein so schlechter Preis, in Kalifornien hatten wir auf einigen Hiker/Biker Sites mehr bezahlt, vom Kepler Bradley Park gar nicht erst zu reden. Und da auch wir ab und zu Glück haben, gab es an jenem Abend (je Montag und Freitag) gratis Desserts, von der Eigentümerin selber gemacht. Das relativierte den Preis gleich nochmals. Wir nutzten die Gelegenheit und stellten sicher, dass keine Reste übrig blieben und sparten damit gleich die Zeit und das Benzin zum selber kochen. Nach vier Tagen auf den Rädern leisteten wir uns auch die $ 3 für eine heisse Dusche.
Am Morgen gab es Kaffee und auch das Wifi funktionierte wieder. Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Zeltplatz, wo wir ausser den Betreibern etliche nette Leute trafen. Kurz nach Glennallen bogen wir dann auf den Richardson Highway ab und etwa 15 Meilen später auf den Tok Cutoff. Der Richardson-Abschnitt war flache Tundra gewesen, kurz nach der Abzweigung in Richtung Tok wurde es wieder hügeliger. Damit kamen auch gute Aussichten wieder, wie jener Vista Point über dem Copper River mit den Wrangell Mountains weit im Hintergrund. Dort trafen wir auf eine Gruppe Franzosen und siehe da, irgendwie brachte ich sogar noch ein paar französische Sätze zusammen. So improvisiert und stotternd.
Auf dem Tok Cutoff, im Hintergrund die Wrangell Mountains.
Während der Vormittag sehr sonnig gewesen war, zogen am Nachmittag z.T. sehr dunkle Wolken auf und wir sahen uns konstant von Regenschauern in der Nähe und Ferne bedroht. Da wir des öftern über Hügel drüber mussten, sahen wir auch den Copper River im Laufe des Tages immer wieder. Diese weiten, naturbelassenen Flussbetten mit sumpfigen Wiesen und Wäldern ringsum gefallen mir sehr und ich hielt immer Ausschau nach Bären oder anderem Getier, wir sahen aber nichts. Einzige Abwechslung waren die Baustellen, d.h. Schotterabschnitte, wo wir, wenn sie nass waren, fast kleben blieben, und wenn sie trocken waren, von Fahrzeugen eingestaub wurden (2002 hatte ein starkes Erdbeben grossen Schaden angerichtet, die Reparaturen sind noch nicht abgeschlossen). Seit wir uns auf dem Tok Cutoff befanden, hatte es nicht mehr viel Verkehr. Vor allem kaum mehr PWs, hier waren Wohnmobile und –wagen in klarer Überzahl, und meistens waren das rieisge Dinger, so fast in der Grösse von Reisecars. Auf einem dieser Schotterstücken steuerte plötzlich ein Auto direkt auf mich zu und der Fahrer streckte mir eine Visitenkarte entgegen. Wir sollen doch bei der Red Eagle Lodge stoppen, entweder zum schwatzen oder übernachten, es seien noch 9 Meilen. Ich fragte nah dem Preis einer Campsite und die Antwort war sehr ok: 13.-.
Es war noch früh am Nachmittag, so um die 16 Uhr, als wir im "Dorf" (besser gesagt verstreute Ansammlung von Häusern) Chistochina und kurz darauf bei der Red Eagle Lodge ankamen, aber der Ort gefiel uns aber gleich (76 km, 4:39 Stunden). Auf einer grossen Wiese waren diverse grössere und kleinere Cabins verstreut und wir durften uns alles anschauen. Die einen Hüttchen waren mit eigenem Bad und Küche ausgestattet, andere nur mit einem grossen Bett. Es gab da auch ein neues, schönes Bath House, mit Duschen, Toiletten und Waschküche und im Hauptgebäude hat es einen gemütlichen Aufenthaltsraum. Der Preis zum campen hier war noch besser als im Northern Nights und die Duschen waren gratis. Wunderbar. Für $ 5 pro Person gäbe es auch Frühstück, wurde uns gesagt und da das ein sehr guter Preis war, buchten wir das gleich mit. Als wir später gemütlich auf dem Sofa sassen, begannen wir uns zu wundern, warum wir eigentlich nicht zwei Nächte blieben. Wir mussten uns ja nicht beeilen um dringend irgendwo hinkommen. Wir checkten den Wetterbericht und fanden heraus, dass für den kommenden Tag Regen angesagt war. Perfekt! Nicht, dass wir eine Ausrede zum bleiben brauchten, aber einen sonnigen Tag mit rumhängen zu verschwenden wäre etwas hohl gewesen. So passte das aber tiptop. Wir änderten die bestellte Frühstücks-Zeit von 7.30 auf 9.30 Uhr und freuten uns auf einen Tag für bloggen, lesen, entspannen und rumhängen.
Genau das taten wir denn auch nachdem wir so lange und so viel gegessen hatten, dass wir bis zum Abendessen nichts mehr brauchten. Der Wetterbericht hatte auch ziemlich gestimmt und da Regen aus einem warmen Haus heraus gesehen viel mehr Spass macht als live miterlebt, war die Welt für uns in Ordnung. Das änderte sich auch am folgenden Morgen nicht, da der Himmel zwar mehrheitlich bewölkt war, es aber auch dabei blieb. D.h. die Welt war i.O. was die Luftfeuchtigkeit betrifft, bald begann es aber zu winden und das selbstverständlich genau von da, wo wir hinwolten. Nicht patagonisch oder sonst irgendwie grenzwertig, aber konstant und stark genug um uns zu verlangsamen und zu nerven. Dafür sahen wir ab und zu die Sonne und sogar einen Schwarzbären, der ein paar hundert Meter vor uns über die Strasse rannte. Rings um uns herum war Wald, hier recht dicht und mit hohen Bäumen. Und immer mal wieder mussten wir ein Hügeli erklimmen. Mittagspause machten wir bei den Midway Services, einem kleinen Laden, wo es gratis Kaffee gab und wo Velofahrer gratis in einem Bus schlafen dürfen. Sehr nette Leute dort. Wir wollten aber weiter, da wir es sonst am folgenden Tag nicht bis nach Tok geschafft hätten. Etwa noch 25 km blieben bis zur Mentasta Lodge, wo wir neben einem Gebäude campen durften (73.7 km in 5:40 Stunden), worüber sich die lokalen Mücken natürlich freuten.
Martina dagegen freute sich auf den Kaffee am Morgen und so dauerte es etwas länger als sonst bis wir loskamen. Aber hier, wo es nie dunkel wird und man nicht um eine bestimmte Zeit ankommen muss, sind auch unsere morgentlichen Abfahrtszeiten relativ geworden. Was macht es schon, ob wir um halb neun oder um halb zehn bereit sind? Der Wind war auch schon wieder wach, aber viel schwächer als tags zuvor. Die Sonne und die Wolken stritten sich um die Vorherrschaft am Himmel, die Wolken behielten aber meist die Oberhand. Trotzdem war es überraschend warm, schon in der Nacht war es nicht kalt geworden und wir haben, wie schon so oft hier, in unseren Schlafsäcken geschwitzt. Wir hatten gerade einen Hügel erklommen und waren schon ziemlich feucht von so’nem blöden Nieselregen und stoppten um das Regenzeug anzuziehen. Nicht, dass wir gefrohren hätten solange wir pedalten, mit nassen Kleidern wäre aber die nächste Pause sehr unangenehm geworden. Ich war gerade dabei, etwas aus einer Tasche zu graben als ich Martina leise rufen hörte: „Lueg, lueg, luuuueg!“ Da vorne spazierte gerade eine Elchmutter mit Baby über die Strasse!
Herzige Tiere...
... und schöne Landschaften.
Erst ein Bär, jetzt ein Elch, scheint als seien wir tatsächlich in Alaska angekommen. Die drei einheimischen Velofahrer, die wir bald darauf trafen, erwähnten einen weiteren Elch, den sie vor kurzem gesehen hatten. Und der war sogar noch dort und solange wir genügend Abstand hielten, liess er sich von unserer Anwesenheit nicht stören. Als wir aber nochmals stoppten als wir näher waren, verschwand er in die Büsche. Jener erste Regenschauer hatte keine Ewigkeiten gedauert und bald drang die Sonne wieder durch. Am Nachmittag wurde der Himmel aber wieder bedrohlich dunkel und wir suchten uns einen Pausenplatz im Wald in der Hoffnung etwas vor dem kommenden Regen geschützt zu sein. Diese Strategie ging nur mittelmässig auf, da wir aber eh nur noch je eine Tortilla und nur noch einen kläglichen Überresten Bohnen hatten, waren wir mit dem Essen durch bis es zu regnen anfing. Wir sassen noch eine Weile zerknautscht unter den Spruce Trees, mussten aber irgendwann ja doch wieder in den Regenhinaus. Wrrrrr.
Immerhin, die letzten rund 20 km vor Tok waren topfeben und wir kamen zügig voran. Als wir dort ankamen, schien auch wieder die Sonne. Wir hatten hier einen Couchsurfer Host kontaktiert, der zwar selber nicht zu Hause war, seine Nachbarn führen die Gäste aber jeweils in den zur Verfügung stehenden Wohnwagen ein (81.8 km, 4:50 Stunden). Die Deutsche Radler-Familie, von denen wir schon verschiedentlich gehört hatten, war auch da. Sie waren vor zwei Tagen angekommen und hatten nun für ihre letzte Nacht ihr Zelt aufgestellt und uns das Bett im Trailer überlassen. Das war mega nett. Und natürlich war es auch cool, wieder einmal andere Ciclistas zu treffen, und dann sogar noch welche mit knapp einjährigem Kind. Da war nun für Unterhaltung gesorgt. Ausserdem wohnte da auch noch eine riesige Armee grosser Mücken, die nichts unversucht liessen, auch noch zu ihrem Abendessen zu kommen.
Ronja scheint Velos zu mögen.
Am Morgen darauf packen unsere neuen Freunde ihre Sachen zusammen. Sie wollten weiter in Richtung Beaver Creek. Wir legen hier einen Pausentag ein um all die üblichen Arbeiten wie waschen, einkaufen, tanken, bloggen etc. zu erledigen bevor wir das erste Mal seit langen wieder eine Schotterstrasse in Angriff nehmen, hier den Dalton Highway nach Dawson City in Kanada.
Ronja, Gregor und Lea aus Deutschland.
Tschüss Family Pedaleros, war cool, euch zu treffen. Viel Glück auf eurer Reise und hoffentlich sehen wir uns in den Rockies nochmals.