Der Künstlername G.L.C. - ein schmuckes (und hart langweilendes) Gangsta-Akronym, ein Cover wie hingekotzt vom bekifften Praktikanten und ein Albumtitel, der den Gesamtpathos der letzten zweite Rapdekaden zusammenfasst - keine guten Vorzeichen, eigentlich.
Was aber G.L.C. alias Gangsta L. Crisis hier in den Ring wirft, überrascht. Eine slicke, runde Produktion, flankiert mit Texte mit Inhalt und Kante. Abgerundet wird der Sud durch die Unterstützung einige Schwergewicht der US-Szene. Klar, Jugendfreund und (Industriebüro)Türöffner Kayne West darf nicht fehlen, er ist gemeinsam mit dem inzwischen auch scheinbar unumgänglichen T Pain auf einem Track zu finden, call it Pop-Managementmove.
Aber auch weniger merkantile Collabos mit Hochgeschwindigkeitssilbenspucker Twista oder dem Urgestein Sir Mix-A-Lot (!!!) und Bun B. finden ihren Weg auf diese Rillen und mit John Legend entsteht ein wundervoll gefühlvoller Song über das dem Alkohol Zusprechen und das Vergessen wollen (Pour Another Drink) - kann ich jedem mit unstillbarer Blutung im Brustbereich und anhaltendem Kopfchaos sehr ans geplagte Herz legen!
Dieses Album bietet sich aber auch an um mal wieder ne Anekdote zu untersuchen. G.L.C. hatte vor 6 (!!!) Jahren einen nahezu perfekten Traumstart in die Oberliga. Auf der ersten Single von Kanyes Übererfolg "The College Dropout" gefeaturet, einen 16er zum Besten gegeben, der viele andere Karrieren sofort spriessen lassen hätte und bei ihm - nüchts.
Auf Kanyes zweitem Sturmlauf "Late Registration" ein Déjà-Vu-Moment und alles wieder von vorne - der Erfolg jedoch blieb aus, es folgten Umnengen von gelobten Mixtapes, aber keine Platte! Sechs Jahre nach dem ersten Zeichensetzen setzt G.L.C. setzt endlich an zum großen Sprung - mit massig Emi-Distribution-Deal-Knete im Rücken. In Zeiten der Industrieagonie eher ne Seltenheit und bei bei einem Künstler ohne vorherige Großverkäufe natürlich auch ein Wagnis, aber klar is ne gute Geschichte irgendwie, der letzte Aufrechte, der Versöhner usw.
Also ich muss sagen, auch wenn manche Titel etwas zu sehr politiert wurden, etwas weniger Glätte mehr gewesen wäre und einige Ecken durchaus drin hätten bleiben können - dies ist mehr als nur ein solides Album. Ein MC, dessen Organ mich in sehr angenehme Weise an Outkasts ATLiens-Zeiten erinnert, und mit Ehrlichkeit und Integrität überzeugt - Werte, die in den Sphären der Industrieproduktion selten geworden ist.
G.L.C. verbindet Popappeal mit teilweise drastischer Strassendokumentation, Clubgewubber mit dem rohen Cornertalk und Herzblutlyrics mit Radiotauglichkeit. Ein Spagat, dem ihm zuerst einmal jemand nachmachen sollte. Mir persönlich deutlich lieber als Mister West, dessen himmelschreieende Arroganz mich mehr als einmal zum Fremdschämen und Kotzen brachte.
Daher ist es auch sehr erfreulich, dass G.L.C. sich nicht für ein glattes Cover aus der Retorte entscheiden hat, sondern ein völlig unfertiges wählte und auch die erwartbare massive Collaboration mit dem Jugendfreund verzichtete. Und manchmal muss manches eben reifen. Kein Song zuviel, wenig Industrieüberzuckerung und ordentlich Bums. Passt! Trotz Coververgehen und Künstlername. Käuflich erwerbbar hier (CD / MP3).
Als Appetizer hier das - bei der ökonomisch soliden Deckelung naürlich dick produzierte - Video zur ersten Single, am Mic, der Spätzünder G.L.C. und nicht T Pain und seine Klonfreunde, sondern die beiden Veteranen Bun B. und Sir Mix-A-Lot.