Glaube Teil 2 – Wertschätzung für andere Lebewesen

Wie wir mit dieser wunderbaren von Gott geschenkten Schöpfung umgehen und was ich mir für mich und unseren Bauernhof wünsche, darüber handelt dieser Beitrag.

  •   Kühe mit Hörner
  •   Die wieder von einem eigenen Stier besamt werden
  •   Wo die Kälber 14 -16 Wochen bei der Mutter saugen dürfen
  •   Ohne Euterprobleme zu haben (Zell zahl unter 100 000)
  •   8 Jahre ohne Antibiotika
  •   Kein Kraftfutter (Nur Heu, Gras, Weide, Ackerweide, Klee)
  •   Wo 65 Fleckvieh Kühe beste Heumilch geben

Völlig unmöglich, werden viele Berufskollegen jetzt denken. In der Landwirtschaftsschule haben wir etwas ganz anderes gelernt und viele Experten beraten uns auch ganz anders.

Ehrlich, das habe ich am Anfang auch gedacht, als ich Martin Ott zum ersten Mal in Salzburg bei einer Veranstaltung von BIO Austria im Grünauerhof reden hörte. Auch im Salzburger Bauer habe ich einen Beitrag dazu gefunden, genauso wie über die muttergebundene Kälberaufzucht in Überlingen. Dazu eine kleine Geschichte:

Die Hummel hat eine Flügelfläche von 0,7 Quadratzentimeter bei einem Gewicht von 1,2 Gramm Gewicht. Nach den aerodynamischen Gesetzen ist es völlig unmöglich, dass die Hummel fliegen kann. Größe, Gewicht und Form ihres Körpers, im Verhältnis zur Spannweite ihrer Flügel machen ein Fliegen nicht möglich. Das haben alle Experten und Wissenschaftler im Windkanal festgestellt.

Stell dir vor?? „Die Hummel weiß das nicht und fliegt einfach“ !!!

Also was TUN ???

Sofort in die Schweiz fahren und sich diesen Betrieb ansehen. Gesagt, getan. Am Samstag dem 09.02.2013 sind wir um 03.00 Uhr mit 5 Personen bei starkem Schneetreiben ca. 470 km in die Schweiz nach Rheinau gefahren. Herr Martin Ott hat sich ausnahmsweise von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr für uns und unsere Fragen Zeit genommen. Normalerweise macht er keine Führungen mehr. Ein großes Dankeschön dafür.

Herr Ott hat uns nicht nur seinen Betrieb gezeigt, sondern uns auch seine eigene Philosophie näher gebracht. Dass dies kein Einzelfall ist, davon konnten wir uns ebenfalls überzeugen. Mittlerweile haben in der Schweiz und im Allgäu schon über 65 Betriebe völlig auf Kraftfutter verzichtet. Am Sonntag haben wir den Betrieb von Mechthild Knösel in Überlingen am Bodensee besucht.

Sie hat Grauvieh und Brown Swiss ebenfalls mit Hörner und Muttergebunder Kälberaufzucht. Der Stalldurchschnitt liegt bei 5.500 kg ohne Kraftfutter und ohne Silage. In der Herde sind 60 Kühe mit Hörner und auch noch ein Stier. Wir haben hier auf diesem Hof sehr viele Ideen und Inspirationen für unseren Bauernhof bekommen. Mein Schwager durfte auch noch den Stallplan fotografieren. Vielen Dank an den Salzburger Bauer und Bio Austria welche uns immer wieder mal über unseren eigenen Tellerrand hinausblicken lassen.

Wie wir auch erfahren haben, verzichtet Martin Ott seit über 8 Jahre auf Antibiotika. Dass dies funktioniert, können meine Frau und ich bestätigen. In 7 Jahren wurde nämlich auch bei uns nur 2-mal in Notfällen Antibiotika verwendet und Trockensteller gibt es auch schon lange keine mehr. In 7 Jahren hatten wir nur 2-mal die Note 1, sonst immer S Qualität (Super- die beste Milchqualität, die man haben kann). Antibiotika frei funktioniert auch auf unserem Bauernhof sehr gut.

Daher die wichtigste Erkenntnis der Betriebsbesuche:

Es ist tatsächlich möglich einen Betrieb wie Herr Ott zu führen, doch dafür müssen wir nicht nur unseren Bauernhof auf eine völlig neue, andere Wirtschaftsweise umstellen, sondern vor allem unser Denken und die Einstellung zur Landwirtschaft.

Ich möchte betonen, dass diese Gedanken nur für unsere Familie gelten und für alle Bäuerinnen und Bauern die eine ähnliche Einstellung haben. Jeder Betrieb muss für sich selbst entscheiden, was stimmig für ihn ist und welche Wirtschaftsweise am besten zu seinem Standort passt.

An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.“ (William Shakespeare)

Martin Ott betreibt eine biologisch-dynamische Landwirtschaft, deren Gold vor allem ein guter Kompost ist. Gülle hat er nur, um einen schnell verfügbaren Dünger zu haben. Diese Gülle bereitet er aber auf, genauso wie seinen Mist. Er bringt die Gülle mit dem Schleppschlauchverfahren aus. Das Heu wird zwar belüftet, doch das wichtigste ist ein geeigneter dem Standort angepasster Pflanzenbestand und eine sorgfältige Heuwerbung.

Die Philosophie von Herrn Ott:

Es braucht wieder eine völlig neue Partnerschaft zwischen Mensch und Tier, wie er in seinem Buch „Kühe verstehen“ beschreibt. Er nimmt sich trotz seiner Aufgaben für jedes einzelne Tier sehr viel Zeit und ist schon mal 24 Stunden durchgehend im Stall, um seine Kühe zu beobachten und sie besser zu verstehen. Dadurch kann er ihnen auch geben, was sie brauchen. (Muascht halt Luaga – hat er uns gesagt).

Die Anerkennung der Würde und Wertschätzung seiner Rinder ist der wahre Erfolgsfaktor auf diesem Betrieb. In seinem Buch schreibt er auch: „ Die hohe Kunst der Kuhfütterung ist vergleichbar mit dem, was die Wiener Hofreitschule beim Pferd entwickelt hat“ Darin liegt das größte Geheimnis dieser Betriebe. – Ich weiß, da ist noch ein weiter Weg vor uns.

Die Kuh ist das einzige Tier auf Erden, welches durch seine naturnahe Bewirtschaftung den Boden sogar verbessert, indem es den Dünger produziert, den die Pflanzen auf genau diesem Standort für ihr Wachstum benötigen. Vorausgesetzt es sind nicht zu viele Kühe.

Die Kuh- und Rinderherden bilden die Grundlage für die Kornkammern dieser Welt, sofern sie im passenden Gleichgewicht sind. Kuh – Standort – und Pflanze entwickeln eine Symbiose. Dazu passt der Spruch von BIO Austria: „Wir schauen aufs Ganze“

Einfach mal zum Nachdenken:

  • Die Kuh produziert wertvollsten Dünger als Grundlage für das Grünland und den Ackerbau
  •  Schenkt uns jedes Jahr ein Kalb und
  •  Gibt uns als Zusatzleistung und Bonus noch ihre wertvolle Milch

Was machen wir, wie gehen wir mit der Kuh um???

Nur eine Frage, über die es sich nachzudenken lohnt.

Was können wir TUN um der Kuh für ihre Leistungen zu danken ?

  • Höchste Wertschätzung und Respekt der Kuh gegenüber, ich bin mir sicher, dann bekommen wir diese Wertschätzung auch für unsere Produkte
  • Ihnen ihre Hörner lassen, mit denen sie nicht nur entgiften, sondern auch untereinander kommunizieren, aber auch über ihre Hornspitzen das Sonnenlicht aufnehmen können, welches für eine bessere Verdauung sorgt und sich auch in den Milchkristallen nachweisen lässt.
  • Indem wir für eine längere Zeit nach der Geburt die Kälber bei der Mutter trinken lassen und dadurch einen Sozialkontakt erlauben. Vergessen wir nicht, die Kuh produziert die Milch für das Kalb, nicht für uns Menschen. Seien wir dankbar, dass dennoch genügend Milch für uns bleibt. Viele Betriebe, die sich für eine muttergebundene Kälberaufzucht entschieden, haben auch keine Saugprobleme und wesentlich gesündere Kühe und Kälber
  • Indem wir gänzlich auf Antibiotika und Kraftfutter verzichten. Die Kuh ist ein Wiederkäuer und kein Schwein.
  • Indem wir es den Tieren in unserem Stall so angenehm wie möglich machen und sobald die Möglichkeit besteht, sie auf die Weide lassen.
  • Indem wir noch achtsamer mit unseren Kühen umgehen und somit Unfällen besser vorbeugen.

Dazu eine wahre Geschichte:

Als Jugendlicher  bin ich von einem Jungstier mit Hörnern angegriffen worden, sodass ich ins Krankenhaus transportiert wurde. Ich lag für einige Momente in einer Box zwischen 3 Stieren und hatte das große Glück, dass keiner auf mich drauf sprang. Jetzt haben wir uns wieder für Kühe mit Hörner entschieden, denn die Kühe können nichts dafür, dass ich damals so unachtsam war. 

Als Nebenerwerbsbauern produzieren wir derzeit ca. 170.000 Liter BIO Heumilch und haben innerhalb von 7 Jahren die Milchleistung von 4.500 kg auf 6.700 kg gesteigert. Nach der Ausbildung zum Kuhpraktiker und dem ersten Stallseminar auf unserem Hof, war dies für meine Frau und mich nicht mehr stimmig und wir haben nach anderen Lösungen gesucht.

Mit den Infos von BIO Austria, dem Salzburger Bauer ,den Betriebsbesuchen in der Schweiz und im Allgäu wissen wir jetzt, dass eine neue Partnerschaft zwischen Mensch und unseren Tieren möglich ist. Nun geht es aber darum, diese Erkenntnisse, bestmöglich auf unserem Bauernhof umzusetzen.

Ob dies am Beginn wirtschaftlich und gewinnbringend ist, kann ich nicht sagen und hängt von vielen anderen Faktoren ab, darf aber auch keine Rolle spielen. Auf Dauer und langfristig gedacht, ist unsere Familie der Überzeugung, dass eine biologisch- dynamische Wirtschaftsweise für unseren Bauernhof und Standort der passende Weg ist.

Zuerst muss ich die Menschen, die Tiere, den Boden, die Natur und die Umwelt wertschätzen, bevor wir für unsere Produkte diese Wertschätzung erfahren dürfen. (Helmut Mühlbacher)

Als Bauer weiß ich:

Ich muss erst säen, bevor ich ernten kann

Und ich kann nur das ernten, was ich vorher gesät habe,

bzw. ich muss das ernten, was ich gesät habe.

Für andere Betriebe, passen sicher andere Wege. Niemals würde ich sagen, dass unser Weg der einzig richtige ist. Es wäre aber schön, wenn andere Bäuerinnen und Bauern auch mit uns ein Stück dieses Weges gehen wollen, da wir Gemeinsam viel mehr erreichen können. Wir stehen erst am Beginn und kennen den Weg noch nicht, dafür motiviert uns aber das Ziel umso mehr.

Sonnige Grüße Helmut

Glaube Teil 2 – Wertschätzung für andere Lebewesen

 


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