Glasgesichter (eBook) von Cordula Hamann

Von Buecherdiebin
"Er schüttelte den Kopf über so viel Gewalt in dieser Stadt und wechselte den Sender, bis er Musik hörte. "Was gibt es nur für grausame Menschen!", murmelte er und war wieder einmal froh, dass er seinen einsamen Rückzugsort hatte, in dem kleinen Brandenburger Dorf, in dem die Welt noch in Ordnung war."

Glasgesichter


Autor: Cordula HamannVerlag: Mira TaschenbuchSeiten der Printausgabe: 352Preis: 9,99 €Hier kaufen: Mira Taschenbuch

Klappentext

Ein schlechter Scherz - oder tödliche Gefahr? Die Galeristin Andrea Wahrig erhält eine anonyme Morddrohung, als sie die spektakulären Bilder eines jungen Berliner Künstlers ausstellen will ... Gesichter, farbenfroh gemalt auf Glas, im Todeskampf verzerrt - die spektakuläre Bilderserie des jungen Künstlers Maximilian Ross soll der Galerie von Andrea Wahrig den Durchbruch bringen. Da erhält sie einen anonymen Brief: "Sagen Sie die Ausstellung ab oder jemand, den Sie lieben, wird sterben." Andrea glaubt zunächst an einen schlechten Scherz. Bis ihre Mutter verschwindet. Und urplötzlich weigert sich auch Maximilian, seine Bilder auszustellen. War die Drohung etwa von ihm? Hat er etwas mit dem Verschwinden von Andreas Mutter zu tun? Fieberhaft beginnt Andrea nachzuforschen. Während sie dem grausamen Geheimnis des Künstlers immer näher kommt, liegen Pinsel und Farben schon bereit, für das nächste gläserne Totenbild ...

Inhalt in eigenen Worten

Jeder kennt die farbenfrohen Glasmalereien, die man in Kirchen findet. Glasbilder wie diese malt der junge und vielversprechende Künstler Maximilian Ross, dessen Werke die Galeristin Andrea Wahrig  in ihrer Galerie präsentieren möchte. Doch die Werke des Berliners werden nicht von biblischen Motiven getragen, sondern von angstverzerrten Schreckensfratzen. Doch Maximilian macht einen Rückzieher, möchte seine Glasgemälde nicht ausstellen. Die plötzliche Meinungsänderung des Künstlers geht damit einher, dass Andrea Drohbriefe bekommt. Sie solle die Ausstellung absagen, sonst werde ihrer Mutter etwas passieren. Die Galeristin begibt sich auf die Suche nach dem untergetauchten Ross und zögert eine Reaktion auf den Brief heraus. Und eines Tages macht sich Wahrigs Mutter auf den Weg nach Hause, kommt dort jedoch nie an....

Meinung

SPANNUNGDer Einstieg in den Roman fiel mir schwer. Nach einem sehr spannenden Prolog wurden wir in das eher langweilige Leben einer jungen Galeristin geworfen, die sich über Geldnöte und das mangelnde Vertrauen ihres Vaters in ihre Arbeit beklagt. Der erste Teil des Romans wirkt daher etwas langweilig und langatmig, was womöglich den Leser abschrecken könnte weiter zu lesen. Dann jedoch gelingt Cordula Hamann eine 180°-Wende, denn der Roman nimmt an Fahrt auf. Nach etwa einem Viertel des Buches fällt es nur noch schwer, dieses aus der Hand zu legen.  Die Gedanken des Lesers werden immer wieder in neue, ganz andere Richtungen gelenkt. Ohne aber, dass es verwirrend wirkte. Ich persönlich hatte erst ziemlich zum Schluss (etwa bei 90% des Buches) eine Ahnung, wie alles zusammenhängt und vor allem, in welcher Beziehung der junge Künstler zum Serienmörder steht. Es fällt einem regelrecht wie Schuppen von den Augen, die Lösung setzt sich wie ein Puzzle ganz allmählich zusammen. Man fiebert regelrecht mit und möchte schneller, immer schneller lesen - die Lösung scheint zum Greifen nahe. 
PERSONENAndrea Wahrig erschien mir eher oberflächlich. Ich konnte keine rechte Beziehung zu dieser Figur herstellen. Es handelte sich um eine x-beliebige Frau, die durch Zufall in eine dramatische Geschichte verwickelt wurde. Ein bisschen spannender finde ich da schon ihren Verehrer Oleg, über den wir leider nicht wirklich viel erfahren. Maximilian Ross, der Künstler, wird hingegen sehr detailreich und lebendig beschrieben. Man fühlt mit ihm, als er sich endlich verliebt und die Beziehung eine Krise erfährt. In dem Roman geht es vor allem um die Aufarbeitung seiner Geschichte. Das führte meiner Meinung nach dazu, dass Cordula Hamann vor allem auf seine Ausgestaltung Wert legte und dabei die anderen Personen ein bisschen zu kurz kamen. 
PERSPEKTIVE & SPRACHEDie auktoriale Erzählperspektive finde ich klug gewählt für diesen Roman. Sie gestattet es uns, sowohl die Sicht des Mörders, die Sicht Andreas und auch die Sicht Maximilians nach zu empfinden und in deren Leben einzutauchen.  Eine persönlichere Erzählperspektive hätte dies nicht hergegeben. Die Szenenwechsel zwischen der Galeristin, dem Künstler und dem Mörder empfinde ich ebenfalls als gelungen. Das Verbrechen wird von vielen Seiten belichtet, sodass man als Leser immer ein Stückchen näher an die Wahrheit heranrückt. Leider war die Sprache nicht immer so gewählt, dass der Roman wirklich greifbar und lebendig wurde. Dennoch wusste die Autorin, wie sie ideal Spannung erzielen und aufbauen konnte. Vor dieser Leistung zücke ich meinen Hut.
IDEEDie Idee ist definitiv das Stärkste an diesem Buch. Je näher man der grausamen Wahrheit kommt, umso mehr rollen sich einem die Fußnägel - sozusagen. Denn hinter den Entführungen steht ein wirklich dramatisches Schicksal und der Versuch, damit umzugehen. Die Glasbilder sind der zentrale Punkt der Geschichte und wenn man einmal versteht, welche Geschichte sich dahinter verbirgt, bekommt man Gänsehaut. Genauo diese Wirkung sollte ein guter Thriller auf den Leser haben!
KAUFEMPFEHLUNGDas Buch würde ich definitiv jenen empfehlen, die sich ein Buch für langweilige Stunden und Nervenkitzel wünschen, dabei aber keinen Wert auf eine tiefgründigere Nebenhandlung legen! 
FAZIT Bei Glasgesichter handelt es sich um einen Roman mit einer unglaublich guten und soliden Storyidee. Allein die Sprache wirkt manchmal zu platt, als dass man sich dauerhaft emotional auf die Handlung und die Protagonisten  einlassen könnte.  Dennoch ist die Handlung so spannungsgeladen, wie man es sich von einem Thriller wünscht! 

Vielen Dank an Bloggdeinbuch.de und Mira Taschenbuch für das Rezensionsexemplar!