Glanzparaden und Skandale

Toni Schumacher (geb. 1954) war deutscher Nationaltorwart

Foto: 1. FC Köln

Er war ein Typ im Tor: Harald "Toni" Schumacher. Auf dem grünen Rasen stand er zwischen den Pfosten des 1. FC Köln und hütete den Kasten der deutschen Nationalmannschaft. Außerhalb machte Schumacher vor allem mit seiner Enthüllungsautobiografie "Anpfiff" Schlagzeilen. Heute wird er 60 Jahre alt.

Glanzparaden und Skandale

Geboren und aufgewachsen ist Schumacher als echtes Arbeiterkind in Düren. Bei seinem Heimatverein Schwarz-Weiß probiert sich der kleine Harald auf allen Positionen aus und stellt sich schließlich zwischen den Pfosten. Dort macht seine Sache so gut, dass der große 1. FC Köln bei dem Teenager anklopft. Mutter Schumacher öffnet die Tür und vertröstet die Talentscouts: Erst soll der Harald mal eine anständige Lehre machen. Die Kölner nicken verständig, warten ab und stehen zwei Jahre später wieder auf der Matte. Diesmal schlägt Schumacher, der frisch gelernte Kupferschmied, ein und unterschreibt seinen ersten Profivertrag.

In Köln gibt es schon einen Harald (Konopka) und kurzerhand macht man den jungen Torhüter zum Toni. Die Bundesliga-Karriere startet auf der Ersatzbank. Aber Schumacher ist ambitioniert, um nicht zu sagen: verbissen ehrgeizig. Er trainiert hart (und wie in seiner gesamten Karriere ohne Rücksicht auf Verletzungen). Bald erarbeitet er sich einen Stammplatz, den er lange innehat. 422 Mal läuft er für den FC auf - das ist Vereinsrekord. Es sind goldene Jahre für den 1. FC Köln und seinen Keeper: Dreimal holen sie den DFB-Pokal, zweimal werden sie Deutscher Meister. 1978 gewinnt die Geißbock-Elf das Double (unter dem Trainer Hennes Weisweiler). Toni steigt zum Nationaltorhüter auf. Aber auf international läuft es nicht ganz so gut: Schumacher ist so etwas wie der Vize-Toni: Im UEFA-Pokalfinale scheitern der FC und er an Real Madrid und mit der DFB-Auswahl verliert er zwei Weltmeisterschaftsendspiele (in Spanien 1982 und in Mexiko 1986). Noch mehr verliert er in der Nacht von Sevilla: seinen guten Ruf. Bei einer waghalsigen Abwehraktion trifft er den französischen Stürmer Patrick Battiston so hart, dass der zwei Zähne und das Bewusstsein verliert. Schumacher entschuldigt sich nicht. Nach dem Abpfiff bietet er gewollt lässig an, die Jacketkronen zu bezahlen. Ein ungeheurer Hass entlädt sich auf den "hässlichen Deutschen". Erst im Nachhinein söhnen sich die beiden Fußballer aus. Seinen größten Skandal landet Schumacher allerdings nicht auf dem Platz, sondern am Schreibtisch. Scham- und schonungslos schreibt er über Missstände im Profifußball: Er enthüllt den alltäglichen Dopingeinsatz und prangert faule und selbstgefällige Kollegen (Olaf Thon zum Beispiel). Auch die Nationalmannschaftskameraden müssen Peinliches aus dem Trainingslager lesen: "Nicht selten wurde um 20.000 bis 30.000 Mark gepokert. Andere bumsten bis zum Morgengrauen und kamen wie nasse ­Lappen zum Training gekrochen. Wieder andere gossen reichlich Whisky in sich rein, schlimmer als Quartalssäufer." Diese brechend ehrliche Analyse in bestem Stammtischplauderton kommt nicht gut an (das Buch ist trotzdem bis heute ein Hochgenuss). Beim 1. FC Köln und bei der Nationalmannschaft wird er vor die Tür gesetzt. Nach einem traurigen Intermezzo auf Schalke (Abstieg) startet Toni Schumacher in der Türkei noch einmal durch, ehe er als spielberechtigter Torwarttrainer in Dortmund die Handschuhe an den Nagel hängt. Ein Skandälchen gibt es auch über den Trainer Schumacher zu berichten: Bei Fortuna Köln hat er kein Glück - und wird in der Halbzeitpause gefeuert. Dafür gibt es ein Happy-End in der Beziehung zum geliebten FC. Seit 2012 ist er dort wieder willkommen und verantwortet als Vizepräsident den Aufgabenbereich Sport. Und wieder bewahrheitet sich das kölsche Grundgesetz: Et hätt noch emmer jott jejange!

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