Glamour pur im Casino

Von Mirco Rehmeier @MircoRehmeier

Casino, das bedeutet auf Italienisch eigentlich nichts anderes als „kleines Haus“. Jeder, der schon einmal in einem der luxuriösen Casinos dieser Welt gewesen ist, wird aber sicherlich bestätigen können, dass es sich hierbei um alles handelt, aber nicht um ein kleines Haus. So irreführend die direkte Übersetzung des Namens auch sein mag, Tatsache ist, dass die bekanntesten Casinos weltweit nicht nur luxuriöse sondern auch in jeder Hinsicht „große“ Institutionen sind, die ein wenig nach ihren ganz eigenen Vorschriften leben. 

Das erste Casino soll es schon im 17. Jahrhundert in Venedig gegeben haben, das damals im Palazzo Dandolo untergebracht war und hauptsächlich als Vergnügungsstätte für die Oberschicht galt. Daran hat sich im Vergleich zu heute auch nicht viel verändert. Wenn man von den herkömmlichen Spielbanken im Gewerbegebiet absieht, und nur die namhaften, großen Casinos auf der ganzen Welt betrachtet, dann ist nicht zu verleugnen, dass es sich dabei noch immer um leicht elitäre Einrichtungen handelt. Ab Erreichen der Volljährigkeit darf diese in der Regel zwar jeder betreten, gleichzeitig wird aber auf ein gewisses Erscheinungsbild geachtet. Der gewisse Luxus liegt darin versteckt, dass man nicht einfach in jedem beliebigen Aufzug in ein Casino gehen kann. Es gibt regelrechte Dresscodes und „Casino-Knigge“, die hier angewendet werden.

Doch nicht nur sie Bekleidung des Personals und der Besucher strahlt Luxus aus. Auch die Architektur und das Design dieser Casinos deutet darauf hin, dass man es mit herrschaftlichen Einrichtungen zu tun hat. Man denke nur an das berühmte Casino in Monte Carlo, die wohl bekannteste aller Spielbanken weltweit, deren Architekt Charles Garnier auch für den Bau der weltberühmten und nach ihm benannten Opéra Garnier in Paris verantwortlich war. Wer schon einmal vor diesem imposanten und geschichtsträchtigen Gebäude gestanden hat oder durch ihr marmor- und goldverziertes Atrium geschlendert ist, wird das Gefühl gehabt haben, es mit einem Palast zu tun zu haben und nicht mit einer Spielbank. Doch das Geheimnis an diesem eindeutigen Luxus ist, dass niemand es anzweifelt, dass ein Casino eben in genau so ein Umfeld gehört. Das luxuriöse Ambiente nährt den Traum eines jeden Besuchers, vielleicht beim nächsten Spiel den ganz großen Gewinn zu landen.

Schließlich ist das Glücksspiel im Casino ebenfalls mit Reichtum verbunden. Wer kein Geld zu setzen hat, geht auch nicht ins Casino. Hier treffen sich vor allem diejenigen, denen es nichts ausmacht, wenn auch mal ein Spiel nicht so endet wie gewünscht. Diese Dekadenz spiegelt sich in der prunkvollen Architektur der größten Casinos der Welt wider. Da schon das allererste Casino der Geschichte in Venedig in einem Palast untergebracht war, sah man es als passend an, diese Tradition so fortzuführen, um weiterhin diejenigen anzusprechen, die den Luxus zu schätzen wissen.

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Casinos seit dem 18. Jahrhundert vermehrt in Kurbädern errichtet wurden. In vergangenen Jahrhunderten waren es vor allem die wohlhabenden Bürger, die sich Reisen an diese Orte leisten konnten, um sich zum Beispiel im Sommer am Meer zu erholen. Sie brachten viel Geld mit, und das ließen sie im Casino. Auch in Deutschland setzte sich dieser Trend durch, und so wurde die erste Spielbank im Kurort Bad Ems eröffnet. Seit 1720 können sich die Kurgäste dort beim Glücksspiel vergnügen, und die Traditionseinrichtung kann sich damit brüsten, so illustre Gäste wie König Wilhelm von Preußen, Zar Alexander II von Russland oder Richard Wagner empfangen zu haben.

In der heutigen Zeit ist diese Vorstellung eines luxuriösen Casinos nicht mehr so sehr gegeben, denn gerade die Beispiele aus Hochburgen wie Las Vegas lassen vermuten, dass sich der Trend etwas von der Oberschicht wegbewegt hat. Doch gerade Otto Normalverbraucher scheint sich heute besonders von der Glitzerwelt der Spielbanken angezogen zu fühlen und genießt es, sich zumindest einen Abend lang zu fühlen wie einst die oberen Zehntausend.