Es erscheint immer fragwürdiger, ob der wortgewaltige Chefverteidiger von Donald Trump, Rudy Giuliani, wirklich eine Hilfe ist bei den eskalierenden Kremlgate-Fiasko. Es scheint, als würde der quirlige Ex-Bürgermeister von New York bei jeder Wortmeldung alles schlimmer machen.
In einer neuen Interview-Offensive watete Giuliani tief in die neu aufgeflammte Debatte um das notorische Treffen im Trump Tower im Juni 2016 zwischen der Russenanwältin Natalia Veselnitskaya und Donald Trump Jr., Schwiegersohn Jared Kushner sowie dem damaligen Wahlkampfmanager Paul Manafort.
Ein Mittelsmann hatte das Meeting eingefädelt und versprochen, die umtriebige Russin hätte „Dreck" über Demokraten-Kontrahentin Hillary Clinton anzubieten.
Der Skandal war jetzt wieder hochgekocht, als Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen durchsickern ließ, Trump habe - entgegen aller bisherigen Beteuerungen - vorab über das brisante Meeting Bescheid gewusst. Ausgegraben wurde auch ein damaliger Video-Clip, in dem Trump bei einem Wahlkampfauftritt „baldige Enthüllungen über Hillary ankündigt. Das war zwei Tage vor dem Trump-Tower-Treffen.
Anstatt die Granate zu entschärfen, zündete Giuliani die nächste: Er plauderte aus, dass es knapp vor dem Russentreffen zu einer Strategiebesprechung unter den Top-Leuten des Wahlkampfes gekommen war. Giuliani sagte, dass Trump daran nicht teilgenommen hätte. Und weiter: Er wäre an der „Transaktion" mit den Russen nicht beteiligt gewesen...
Die Verwirrung war perfekt, besonders auch wegen der Klassifikation des Treffens als „Transaktion". Bisher hat es seitens des Weißen Hauses geheißen, Veselnitskaya hätte nichts Substanzielles zu sagen gehabt und das Treffen wäre reine „Zeitverschwendung", so Trump Jr., gewesen.
Giuliani wollte in seinem Redeschwall in TV-Studios auch nicht mehr explizit dementieren, dass Trump wirklich nichts gewusst hätte über die Kontakte.
Der Jurist sagte nur, dass sich Trump während des Gesprächs nicht im Trump-Tower aufgehalten hätte, ein völlig irrelevantes Detail.
Giuliani ging dafür in die Offensive und verteidigte Trump so vehement, als wollte er präventiv mögliche drohende Bombenenthüllungen gleich vorneweg relativieren. „Kollusion", also die mögliche Koordination zwischen Team Trump und Moskau, wäre ja eigentlich gar kein Verbrechen, sagt er plötzlich.
Dabei hatte Trump in bisher 72 Tweets die letzten Monate gebetsmühlenartig beteuert, dass es „keine Kollusion" jemals gegeben hätte.
Zu einem ähnlichen Giuliani-Blitzkrieg war es bereits im Frühjahr gekommen:Damals hatte er verkündet, Trump hätte Anwalt Cohen die Schweigegeldzahlung an Pornostar Stormy Daniels zurückerstattet. Damals hatte Giuliani präventiv gehandelt: Denn es hatte sich abgezeichnet, dass die Zahlung bekannt werden würden.
Jetzt könnte es ähnlich sein: Der Fürsprecher des Präsidenten will offenbar mit den riskanten Wortmeldungen bezüglich weit schwerer, möglicherweise anrollenden Enthüllungen den Boden für Trumps Verteidigung aufbereiten.
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