Mit Jon Jones & Michaela geht's los. Wunderschöner Auftakt, voll Gefühl, Sinn und kraftvoller Stimme. Erstklassige Ergänzung der Akkord-Gitarre.
Götz Bornemann fällt aus, dafür springt Tom Rippahn ein. Dieses Schwergewicht spielt seine sonnendurchtränkte Regenwettermusik. Die Seele baumelt an der Trockenleine und der Wind ist voller Süße und trunken vor Bewegung. Lieder in deutscher Sprache zum Träumen und Nachdenken. Dazu eine verzerrte elektrische Gitarre, manchmal die Harp und eben einfach ‚ne dicke Portion Tom Rippahn! Im dritten Song wird‘s englisch und auch darin überzeugt der Mann. Und dann kommt eine Hammer Version von „Who‘ll stop The Rain“. Der Abend kommt hervorragend in die Spur. Auch der „Purple Rain“ hilft dabei.
Slavko & Filip Hilvert betreten die Bühne und die haben die ‚Twobags‘ voll gepackt mit kraftvollem, bodenständigem Blues. Vater & Sohn, Harp & akustische Gitarre, eine kleine verbale Einführung und schon sind wir „Down in Mississippi“ und die Luft bleibt stehen. Slavko hat eine Fertigkeit die Harp zu spielen, das dir kalt und heiß wird. Mann-oh-Mann, wo treibst du dich rum, dass wir so wenig von dir hören. Glücklich all die, die eine CD von dir besitzen und sich zu helfen wissen! Die Stimme klingt nach Hitze und Durst und ist doch unvergleichlich kraftvoll geblieben in all den Jahren. Aber diese Harp, sie ist zärtlich, verfüherisch, erfahren, magisch von Schwärze und Silber. . . einfach tief beindruckend. Und der Sohnemann legt dem Papa einen präzisen, glassklaren Beat zu Füssen, auf dem dieser nach Lust und Laune wandern kann. So geht‘s von Mississippi nach Alabahma, immer der Bluesnase nach. Die Besucher folgen auf Schritt und Tritt. Leitet uns heute ein very special spirit? - Baby, please don‘t go, yeah man, you got it!
Roland Scull schliesst sich an. Ein Mann, Stimme und akustische Gitarre sind eine Einheit. Lange, ruhige Wellen rollen uns in die Ohren. Klassiker werden neu vorgestellt und präsentieren sich frisch, erwecken Reiselust - Zeit zum relaxen. Man spürt, dass der Berliner Kerl erst am Nachmittag von einem 4-wöchigem Engagement aus Ägypten zurück ist. Let‘s Try To Set The Night On Fire! Das Publikum steht voll hinter ihm.
Darin D‘Onofrio eröffnet nach der ersten Pause den zweiten Set. Mit schnellem Rhythmus folgt er dem langjährigen Freund Chris Jones. Darin hat eine feine Stimme, die in gewisser Weise an große Sänger der West-Coast erinnert, aber er ist ein waschechter East-Coaster und im Vergleich mit anderen seiner Zunft auch ein ‚homeland bound‘. Rock fundiert spielt er heute auf, um gleich danach auch seine lyrische Seite zu zeigen. Dazu gehört auch Neil Youngs ‚Old Man‘ mit deutlich durchgedrückem Gaspedal - sehr interessant! Und auch die Verwendung von Flageolots klappt vorzüglich.
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Jon Jones kommt jetzt solo und zeigt gleich seine Stimmgewalt. Doch damit nicht genug, beim folgenden Lied darf Chris Sohn Daniel den Gesangspart übernehmen. Ein beeindruckend starkes Duett ‚Mad World‘ begeistert das Publikum. Es folgt ein Song von Lacy Younger, die hier im vergangenen Jahr kräftig abgeräumt hat und heute eigentlich anderswo in Deutschland sein sollte. Diesmal gibt Daniel seine Stimme dazu, erneut hochkarätig, erneut begeisterter Applaus! Es bleibt langsam und gefühlvoll, aber mit vollem Tiefgang und einem gelungenen humoristischem Ende. Und weiter geht die Familien-Feier. Jons Nichte Emily aus Irland und der Neffe Christopher jr. bringen auch ihre Stimmen ein für „Halleluja“ - die Herzen fangen Feuer, thunder and glory beim Kommisse-Publikum!!!
Doch nun kommt einer, der das toppen kann: Julian Dawson - nur seine Stimme, keine Verstärkung, keine Tricks - 100% Mensch, 100% professionel, 100% to iluminate the dark und immer mit einem gewissen Schalk im Gepäck, was für ein wunderbarer britischer Entertainer! Aber selbstverständlich hat er die beiden Gitarren nicht nur getragen, damit die Hände nicht leer sind, nein, er lässt sie erlingen, sanft, leise und gemeinsam mit den wunderbaren Stimmen des gesamten Publikums. Das dankt es ihm mit fetten Applaus. Dieser große Mann zeigt sich so einfühlsam, kein Wunder, dass auch Wolfgang Niedecken so gerne mit ihm arbeitet. Und Mister Dawson wäre nicht Mister Dawson, hätte er nicht auch eine Überraschung dabei, ein ganz neuer Song und den begleitet er auf dem Banjo, wow. Jon Jones wird von Julian auf die Bühne gebeten und gemeinsam gibt es einen ersten Vorboten der mitternächtlichen Session. Und ein weiteres Mal wird es ganz ruhig und intensiv. Der Abschluss spiegelt den Anfang ein unglaublich starker Auftritt, Julian Dawson.
Den dritten Set beginnt Robert Carl Blank. Das Mikro wird an die Seite gerückt, die Gitarre Natur und ab geht‘s unter die Haut. Meine Güte, dieser Mann wird auch stetig besser; und gut war der schon immer. Diese akustische Gitarre mit dem kleinen Korpus wird unter ihm eine ganz große. Auch wenn sie ihm bei „Words“ mit ihren Saiten beredt zu Seite steht. Der Fuss unterstütz Gesang und ihr Spiel, die rechte Schlaghand klopft und streichelt ihren Körper und einmal mehr ist ein begeistertes Publikum auf der anderen Seite und doch so nah, großartig, Gevatter Blank! Und dann darf die Dobro, diese umgebaute Felge, ebenfalls ran. Und mit der macht‘s Robert Carl gleichfalls toll: virtuoses Melodie Spiel, garniert mit Flageolots, Beat mit dem Fuss, einfach stimmig. Bisweilen klingt‘s nach hawaiian hillbilly und indischer Polka, nach world wide whistleblow und Kopf Kino Soundtrack. Auch Robert Carl Blank überrascht mit einem brandneuem Song, einem Walzer - gewagt, gewagt und gewonnen. Und wieder ist die Zeit verflogen wie im Flug, und irgendwie scheint auch die Schwerkraft verschwunden zu sein - Danke, Robert Carl Blank, bis bald, Dein dankbares Publikum.
It‘s M.E. sind dran. Sie sind einige von den wenigen, die seit dem ersten Mal dabei sind. Und sie bringen einen ganz andren Schwung auf die Bühne: Gesang und Boogie-Woogie-Piano, rollin‘ and tumblin‘ vom Feinsten. Martina hat eine wunderbar kräftige Farbe in der Stimme, die vorzüglich zu dieser Musik passt. Da wackeln die Köpfe und wippen die Beine im Publikum, das kommt an zu dieser Stunde. Und auch die „Mississippi Witch“ wird mit offenen Armen vom Publikum aufgenommen. Ebenso das balladeske „Watchin‘ The Rain“, dem eher ein Debussy als Pate diente denn ein Scott Joplin; einmal mehr sehr überzeugend, Ecki am Piano.Und einmal mehr hat das Publikum Lust mit Klatschen dabei zu sein, ab gemacht, liebe Gemeinde. Auf geht‘s zur Erbauung! Ein weiterer Set der rasent schnell vorüber zieht.
Paul Joses & Stefan Kießling kommen jetzt, da wir scharf auf Mitternacht zugehen. Der kleine, unglaublich lebendige Schotte und der kühle Norddeutsche sind ein eingespieltes Team. Sie haben sich heute einen Bouzouki-Spieler an ihre Seite geholt, Peter Kerling. Sie präsentieren uns Lieder ihrer aktuellen CD, alles eigenes Material. Paul singt mit einem warmen schottischen Akzent, die beiden Saitenmänner lassen vom Beginn an keinen Zweifel an ihrem Können. Paul versprüht in den deutschen Ansagen zwischen den Songs einen ganz eigenen Charme, den das Publikum gerne annimmt. Ihre Lieder erzählen von den ganz alltäglichen Ereignissen in Zweisamkeiten und natürlich auch vom schottischen Whisky. Aber die drei geben sich auch den Raum für instrumentale Solostücke. Es steckt viel schottische Folklore in ihren Vorträgen, das macht Spass beim Zuhören, mal ganz abgesehen von der Bühnenpräsenz des Herrn Joses. Und dann gibt‘s einen guten Grund für eine kleine Unterbrechung, Paul Joses ist gerade 60 geworden - herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle and many more years to come, Paul.
Sonja, Wullie & Jürgen bilden den Abschluss des offiziellen Teils des Abends. Ein weiteres Mal ganz persöhnliche Freunde von Chris Jones, die uns mit Klassikern die späte Stunde verschönen. Rein optisch erinnert der spielende Wullie am stärksten aller heute aufgetretener Künstler an Chris. Die Art, wie er die Gitarre hält und bewegt erinnert oft sehr an den Meister. Ihr Set geht nahtlos über in die mehrstündige Session. Aber genug geschrieben für heute. Diese Session bleibt einfach für‘s live Dabei-sein und genießen.