Schon lange haben wir den Ruf der Berge vernommen. Wir haben die Monate, Tage und Stunden gezählt bis wir unsere Reise antreten und unserem Sohn die „richtigen Berge“ zeigen konnten. Denn bislang kannte er nur die kleinen und großen Anstiege des Rheinlands. Je mehr wir uns der österreichischen Grenze näherten, desto aufgeregter wurden wir: Die Silhouetten der Berge wurden immer deutlicher und es dauerte nicht lange bis unser Kleiner vollkommen aus dem Häuschen einen Berg nach dem anderen entdeckte. Mit stand zwar die Fahrt zu unserer Unterkunft ziemlich bevor – wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann sind es Serpentinen – aber meine Vorfreude besiegte die aufkommende Übelkeit und so krochen wir mit unserem Auto immer höher die Berge hinauf bis wir an unserer Unterkunft, dem Alpengasthof Rossmoos ankamen.
Urige Unterkunft
Gemietet haben wir uns ein Appartement, bestehend aus einem Wohn-Essraum, einem Schlafzimmer, einem WC, einem Badezimmer und einem Balkon. Man mag es kaum glauben, aber wir haben uns unendlich über eine Kochnische und einen Esstisch nach vier Tagen im Hotel gefreut. So schön Frühstücksbuffets und Mahlzeiten im Restaurant auch sind, sie sind mit unserem Sohn immer auch stressig. Nachdem wir unser Sammelsurium aus dem Auto im Zimmer verstaut hatten, haben wir uns auch direkt an den Esstisch gesetzt und uns mit Blick ins Dorf „Alpbach“ gestärkt. Denn wir konnten es kaum erwarten, in unsere Wanderschuhe zu schlüpfen, unseren Sohn in der Kraxe zu schultern, die uns Freunde ausgeliehen hatten, und loszustiefeln. Vollkommen planlos folgten wir einfach dem Schild „Schatzberg“ direkt vor dem Alpengasthof. Hätten wir gewusst, wie weit und hoch der Anstieg ist, hätten wir vielleicht eine andere Route eingeschlagen, aber wenn man einmal Blut geleckt hat, dann ist der Ehrgeiz eben auch geweckt.
Mit der Kraxe unterwegs
Unser Sohn bestand darauf, dass ich die Kraxe schultere, und so kam ich in den Genuss, mit Last den ersten Berg zu besteigen. Die rund dreizehn Kilogramm sind zwar schon eine ziemliche Zusatzbelastung, ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich es mir anstrengender vorgestellt habe. Bergab durfte dann auch der Vater tragen, ganz zu meiner Freude, denn ich bin definitiv ein Bergaufgänger. Bergab würde ich am liebsten rollen oder sonstwas, runter laufen mögen meine Knie nicht so sonderlich. Was bestimmt auch an mangelnder Technik liegt. Wie dem auch sei, die erste Wanderung war einfach nur schön. Sowohl der Weg als auch die Landschaft, aber vor allem das Berg-Erlebnis zu dritt und ein Sohn, der die Kraxe genauso feiert wie wir. Unserem Wanderurlaub stand also wirklich nun gar nichts mehr im Wege. Erschöpft und glücklich kamen wir am Abend wieder an unserer Unterkunft an uns genossen auf der Hängebrücke am hauseigenen Spielplatz sitzend den Ausblick. Wären wir nicht so müde gewesen, hätten wir ewig dort sitzen können.
Atemberaubender Weitblick
Neben dem Spielplatz gibt es im Alpengasthof Rossmoos auch ein Spielzimmer für die Kleinen mit überdimensional großen Duplosteinen, Memoryspielen, Magnet-Tetris und Mäuse-Dart. Nach jeder Mahlzeit wollte unser Sohnemann mindestens zehn Minuten spielen. Wohl seine Art des Verdauungsspaziergangs.
Spiel, Spaß und Spannung
Abgesehen von den immer freundlichen und herzlichen Gastgebern und der Kinderfreundlichkeit, haben wir uns sehr über den Wellness-Bereich gefreut. Zwar nicht, um zu relaxen und zu saunieren, sondern uns morgens im Fitness-Raum auszutoben. Klingt komisch, wenn wir doch ohnehin den ganzen Tag wandern wollten. Aber es ist wirklich eine Wohltat für den Rücken und die Beine, sich auf dem Laufband oder dem Ergometer ohne Zusatzbelastung aufzuwärmen. Unser Sohn, der uns beim Sporteln immer lautstark anfeuert, saß mit Karli auf dem Boden oder tupfte uns die Schweißperlen von der Stirn. Denn klimatisiert war der Raum nicht, sodass wir unsere Anstrengung nicht verbergen konnten. Neben dem Fitness-Raum gab es im Wellness-Bereich diverse Saunen und einen Ruheraum sowie eine angrenzende Terrasse mit Blick ins Tal.
Morgendliches Aufwärmprogramm
Von Rossmoos hat man einen wunderbaren Blick nach Alpbach. Das Dorf liegt ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß und fünf Autominuten entfernt. Neben zahlreichen Restaurants und Cafés gibt es hier auch eine Bäckerei und einen Spar-Markt, in dem wir uns als Selbst-Verpfleger eingedeckt haben. Wobei wir uns fast ausschließlich von Müsli mit Obst, Nudeln und Gösser Radler ernährt haben. Im Ort gibt es aber auch einen kleinen Spielplatz, der es unserem Sohn irgendwie angetan hat, sodass wir hier bei jedem Dorfbesuch eingekehrt sind.
Das schönste Dorf Österreichs
Dabei war der Spielplatz wirklich ziemlich unspektakulär, wer es etwas aufregender mag, der sollte ins Lause-Land in luftigen Höhen fahren. Hoch geht es mit der Gondel. Wer will, kann sich auf dem Abenteuer-Spielplatz austoben oder einfach nur das Panorama genießen. Wem der Sinn nicht nach Gondel steht, der kann auch einfach ins benachbarte Reith fahren und in den mitten im Ort gelegenen Badesee springen. Oder aber sich für rund 40 Minuten ins Auto setzen und in Innsbruck ein bisschen Stadtluft schnuppern. Da der Vater mal eine Zeit lang in der Stadt gewohnt hat, sind wir natürlich an einem Tag nach Innsbruck ausgeflogen und haben uns vom Vater durch die Stadt führen lassen. Ganz zu unserer Freude – Vorsicht Ironie – fand an diesem Tag ein „Hamburg-Fest“ statt. Mit Hamburger-Currywurst-Duft und Fischbrötchen-Geruch in der Nase haben wir das Festareal unter „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“-Gesinge fluchtartig verlassen und uns den schönen touristischen Attraktionen zugewendet.
Abstecher nach Innsbruck
Der Trip nach Innsbruck war schön und unsere Beine haben uns einen Tag Auszeit vom Bergsteigen sehr gedankt, doch die Wanderungen waren einfach unübertrefflich. Am besten gefallen hat uns die Wanderung über den Steinweg am Gratlspitz. Wir sind kaum einer Menschenseele begegnet – dafür aber umso mehr Kühen – sind an Felswänden entlang geklettert und haben auf einer von blühendem Klee und Schmetterlingen heimgesuchten Wiese mit Blick auf die Alpen gepicknickt. Das war auch unsere letzte Wanderung bevor wir nach fünf Tagen schon wieder die Heimreise angetreten haben. Aber für uns steht fest: Wir kommen wieder. Und jedem, egal ob mit oder ohne Kind, der Lust auf Urlaub in den Bergen hat, ob aktiv oder erholsam, dem können wir nur empfehlen, sich den Alpengasthof mal genauer anzuschauen.