“G.I.Joe: Die Abrechnung” von Jon M. Chu

Erstellt am 29. März 2013 von Denis Sasse @filmtogo

© Paramount Pictures Germany GmbH / D. J. Cotrona, Dwayne Johnson und Adrianne Palicki in “G.I. Joe: Die Abrechnung”

Schon seit mehreren Jahren hat es sich die Spielzeugschmiede Hasbro auf den Kinoleinwänden gemütlich gemacht. Dank eines Regisseurs wie Michael Bay wurden die „Transformers“-Filme zu finanziellen Kassenschlagern, auch wenn sie qualitativ wenig zu bieten hatten außer die Bay-typischen Bombast-Explosionen, leicht bekleidete Mädchen und in den Sonnenuntergang fliegende Militärhubschrauber. Wenn man zum ersten Mal Megan Fox sieht, wie sie sich aufreizend, einem Porno gleich, über ein Motorrad hievt, beginnen erste Zweifel an Hasbro aufzusteigen. Was genau hat diese Spielzeug zentrierte Firma nur vor? Mit „Battleship“ schien man vor einem Jahr eindeutig zu versuchen, einen Rekrutierungsfilm für die Marine zu inszenieren. Und während 2009 „The Rise of Cobra“, die erste Verfilmung des „G.I.Joe“-Actionfranchise, noch eher als Actionkomödie daherkam – nicht zuletzt machte sich das durch Darsteller Marlon Wayans („Scary Movie“) bemerkbar – zielt nun auch die Fortsetzung „G.I.Joe: Die Abrechnung“ offenbar darauf ab, zukünftige Soldaten zu gewinnen, sich mit Patriotismus als Retter der gesamten Welt darzustellen, dabei gezielt klar zu machen, dass ein jeder Bürger zum Helden erhoben werden kann, wenn er denn nur für sein Vaterland eintritt.

Das war wohl auch für Channing Tatum zu viel des Guten, der seine Hauptrolle aus dem ersten Teil nach etwa einer halben Stunde an Dwayne Johnson abtritt und den Serientod stirbt um damit dem Hasbro-Universum zu entfliehen. Dwayne Johnson übernimmt als Roadblock das Kommando über die verbliebene G.I.Joe Einheit, die nach einem Angriff der Cobra-Organisation ordentlich minimiert wurde. Überbleibsel sind lediglich Lady Jaye (Adrianne Palicki), Flint (D. J. Cotrona) und Snake Eyes (Ray Park), die jedoch tatkräftige Unterstützung von Joe Colton (Bruce Willis) bekommen, dem Mann nach dem die G.I. Einheit benannt wurde. Sie müssen es mit Zartan (Arnold Vosloo) aufnehmen, der sich in der Gestalt des US-Präsidenten (Jonathan Pryce) im Weißen Haus niedergelassen hat und sich die führenden Regierungen der Welt zu Untertan machen will. Er erhält hierfür wiederum Hilfe von Snake Eyes’ größten Widersacher Storm Shadow (Byung-Hun Lee) und dem explosiven Firefly (Ray Stevenson). Während die verbliebenen G.I.Joes unter Kontrolle gehalten werden müssen, bastelt Cobra an tödlichen Satelliten, die stärker noch als Atombomben die Hauptstädte der Welt anvisieren. Nachdem London mit einem einzigen Knopfdruck ausgelöscht wird, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit um die übrige Welt vor dem Vernichtungsschlag Cobras zu bewahren.

Channing Tatum mit Dwayne Johnson

„G.I.Joe: Die Abrechnung“ ist sicherlich alles andere als eine Glanzleistung für Regisseur Jon M. Chu, dessen bisherige Werke zwei „Step Up“-Filme wie auch die Dokumentation „Justin Bieber: Never Say Never“ beinhalten. Dieser erste Ausflug in gänzlich andere Gefilde disqualifizieren den Mann für weitere Engagements, ein denkbar schlechter Start, den Chu dort hingelegt hat. Der Film zeichnet sich durch einzelne Ideen aus, die wahllos aneinandergereiht wurden um somit das Gefühl eines roten Fadens zu erzeugen. Dieser ist niergends auffindbar. Der Filmstart beschäftigt sich ausgiebig mit Channing Tatum, versucht noch einmal ein wenig Sympathien für den einstigen Hauptdarsteller aufzubauen bevor man ihn in die Luft sprengt. Hier ist vermutlich der stärkste Ansatz einer Fortsetzung zu erkennen, Tatum als Symbol für die G.I.Joe, als erkennbarstes Überbleibsel aus Teil 1. Vermutlich hätte es viele Zuschauer wenig interessiert, wäre dieses, den Film in die Länge ziehende Storyelement fallen gelassen worden, manch einer mag sich eher dadurch verwirrt fühlen, dass eine Hauptfigur getötet und danach nicht wieder erwähnt wird. Auch wenn Bruce Willis am Ende den Überlebenden ihre Heldenmedaillen verleihen darf – eine solche Auszeichnung von einer Actionfilm-Ikone angesteckt zu bekommen, soll schon etwas bedeuten – werden die gefallenen Kameraden nicht mehr genannt. Diese verschwinden als G.I.Joe-Wolke in der Vergessenheit. Noch viel stärker trifft es London, eine Stadt die dem Erdboden gleich gemacht wird, danach aber auch nicht weiter Erwähnung findet.

Auch Bruce Willis scheint nur engagiert worden zu sein um dem Film eine Prise Actionsalz hinzuzufügen, darf dann aber allenfalls seine heimische Küche als megalomanes Waffenarsenal offenbaren, ein paar Mal eine Waffe abfeuern um dann mit seinen Freunden, im Hintergrund stehenden Veteranen, die schon in „Battleship“ eingesetzt wurden um die ewige Treue zur Armee zu symbolisieren, den Guten zum Sieg zu verhelfen. Dwayne Johnson gibt sein Bestes, mit seiner markanten Mimik die dämlichen Drehbuchzeilen wegzuwischen, die er offenbar gezwungen wurde aufzusagen. Auch ihm wird dieser Normalo-Heldenstatus aufgedrückt. Trotz aufgepumpter Hercules-Optik darf er zu Beginn mit seinen beiden Kindern knuddeln, das heitere Familienleben, zu dem er später zurückkehrt, sehnlichst von seinen Kindern erwartet, die den Papa-Superhelden in die Arme schließen, weil er etwas Großartiges vollbracht hat. Am angenehmsten ist es noch Ray Stevenson als Firefly zuzusehen. Der irische Darsteller zeigte schon in „Punisher: War Zone“ dass er Spaß am Zuschlagen hat, nimmt es hier sogar mit Dwayne Johnson höchstpersönlich auf, liefert sich mit diesem nette Schlagabtäusche, leider immer etwas hektisch von Kameramann Stephen F. Windon eingefangen. Das ist dann keine Wohltat für die Actionsequenzen, die oftmals total chaotisch daher kommen, nur von Rückblenden überschattet werden, die noch viel chaotischer und wahllos eingesetzt werden, um Figuren plötzliche Sinneswandel widerfahren zu lassen.

Jonathan Pryce (links) als US-Präsident, Luke Bracey (mitte) als Cobra Commander und Ray Stevenson (rechts) als Firefly

Am schlimmsten ist dann aber doch diese Liebe zu den Waffen, die von jeder Figur hier zelebriert wird. Feuerwaffen in allen erdenklichen Größen, je mehr Durchschlagskraft dahinter steckt, desto besser. Da erfreut sich Dwayne Johnson schon zu Beginn im Konkurrenzkampf mit Channing Tatum an einer Kanone, die selbst seine Muskeln erst einmal gestemmt bekommen müssen, mit der er dann aber ein kleines, harmloses Sahnetörtchen dem Erdboden gleich machen kann. Was dann ein Bruce Willis alles in seiner Küche versteckt, würde die amerikanische Waffenlobby vermutlich auf Lebzeiten mit Glücksgefühlen durchziehen. Komm zur Army, greif zur Waffe, bekämpfe die Feinde, bekomm eine Medaille, werde ein Held, so könnte man die Grundaussage von „G.I.Joe: Die Abrechnung“ zusammenfassen.

Mit Schrecken erwartet man den von Hasbro geplanten „Monopoly“-Film. Der kleine harmlose Monokel-Mann mit riesiger Kanone in der Hand, auf Kriegspfaden gegen unwirtliche Wohnungsmieten. Das ist es was man inzwischen aus dem Hause Hasbro zu sehen bekommt.


“G. I. Joe: Die Abrechnung“