Giant Rooks: Unausweichlich

Giant Rooks: UnausweichlichGiant Rooks
Support: Albert af Ekenstam
Milla, München, 8. April 2017
Man möchte nun wirklich nicht ständig auf dem Alter der Jungs herumreiten und tut dies wahrscheinlich auch nur, weil man mutmaßlich als Einziger mit weit weit über dreißig im Publikum steht. Aber nach zwei Dritteln der ausverkauften Show schicken sich die Giant Rooks an, einen Song von Bob Dylan zu covern. Nicht Coldplays "Yellow" oder "I Will Wait" von Mumford und seinen Söhnen, sondern "I Shall Be Released" also, einen Song, den der frisch geehrte Nobelpreisträger schrieb, als noch nicht einmal der Rezensent auf der Welt war. Und zwar als durchaus mutige Mixtur aus Reggae und Bluesrock. Nicht das Naheliegende jedenfalls, sondern gern auch mal das Unerwartete. Ein großes Risiko gehen sie damit dennoch nicht, denn wie alle Stücke zuvor gelingt dem Quintett aus Hamm auch dieses mit einer Reife, die staunen macht. Wie Sänger Frederik Rabe seine Mitmusiker Finn Schwieters (Gitarre), Jonathan Wischniowski (Keyboard), Luca Göttner (Bass) und Finn Thomas (Drums) im Stile eines erfahrenen Bandleaders durch den Abend führt und selbst noch Gitarre und Percussions bewältigt, ohne die Konzentration vermissen zu lassen, wie er die großen Gesten nicht nur vorsichtig probt, sondern schon wie selbstverständlich ins Repertoire übernommen hat, das nötigt selbst dem abgebrühtesten Konzertjunkie einigen Respekt ab.

Noch vor einigen Monaten tourten die Jungs im Vorprogramm von The Temper Trap und Rabe verkaufte am Merchandising-Stand türkisfarbene Socken für Von Wegen Lisbeth - daß sie nun mit nur einer einzigen EP schon als Headliner auf Reise geschickt wurden, erstaunt trotzdem kaum. Sind doch die Songs von "New Estate" (Haldern Pop Recordings, 2017) allesamt hochfeine Indiepop-Perlen, die auch live schon sehr erwachsen und ausproduziert klingen. Den Rest füllt die Band mit älterem Material und ein, zwei Neuankömmlingen, die laut Selbstauskunft auf einem Kurzurlaub in Schweden entstanden sind. Ihre Affinität zu Skandinavien hatten sie ja schon mit einem ihrer ersten Tracks unterstrichen - auch das wunderbare "Småland" gehörte natürlich mit auf die Setlist dieses Abends. Und auch wenn dieser dann irgendwann mangels weiterer Lieder zu Ende gehen musste, kann man sich nur wiederholen: Sollten sich die fünf in der nächsten Zeit keine groben Schnitzer erlauben, dann ist eine Blitzkarriere eigentlich unausweichlich.
09.04.  Wien, B72
10.04.  Leipzig, Täubchenthal
11.04.  Bochum, Bahnhof Langendreer
12.04.  Köln, Gebäude 9

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