Ghost in the Shell

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Ghost in the Shell

6Sci-Fi

Wenn ein Kult-Manga, der schon zwei nicht minder kultige Animes nach sich gezogen hat, eine Realverfilmung bekommt, sind die Erwartungen entsprechend hoch. Ghost in the Shell wird somit zum Scheitern verurteilt, ohne einer reellen Chance für sich selbst zu stehen. Zu unrecht, wie sich zeigt.

Major (Scarlett Johansson) ist die erste ihrer Art: ein menschliches Gehirn, das in einen künstlichen Körper transplantiert wurde, ein maschineller Körper mit einem humanoiden Geist und Erinnerungen. Ausgebildet und programmiert darauf ein perfekter Soldat zu sein, ist sie der Spezialeinheit von Aramaki (Takeshi Kitano) unterstellt, wo sie mit ihrem Kollegen Batou (Pilou Asbaek) die gefährlichsten Verbrecher des Landes jagt. Die natürlich auch, so wie die meisten Menschen dieser Zukunft, ihre Körper mit technischen Verbesserungen und Implantaten aufrüsten.

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Überhaupt ist die Zukunft in Ghost in the Shell eine entmenschlichte Zivilisation – oder vielmehr eine, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz gerade am verschwimmen und verschwinden sind. Die Stadt an sich ist ein gigantischer Moloch an Überbevölkerung und penetranten Dauerwerbungen, ähnlich wie schon in Blade Runner nur um ein vielfaches verstärkt und übertrieben. Wenngleich auch in Ghost in the Shell die Zukunft der Menschheit wieder einmal düster, beige und frei von jeglichen Farben und Kontrasten erscheint.

Gerade die visuelle Gestaltung des Films lässt eher zu wünschen übrig. Wo der Animationsfilm mit starken Kontrasten und nuancierter Farbenpracht gespielt hat, vor allem um die Gefühlslage der Protagonisten (sogar bis hin zu kleinen Nebenfiguren) visuell darzustellen, bleibt die Realverfilmung dem gegenwärtigen Trend verhaftet die menschliche Zukunft bar jeder Farbpalette darzustellen und Regisseur Rupert Sanders scheint wohl der Meinung zu sein, dass eine dunkle Bildgestaltung für eine düstere Geschichte zwingend notwendig ist. An sich ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Realverfilmung von Ghost in the Shell versucht eigene Wege zu gehen (im Gegenteil, das sollte sogar begrüßt werden), doch dafür bietet er, zumindest in der Komposition seiner Bilder, zu wenig eigenständiges oder wirklich neues und originelles. Die besten Einstellungen sind schlichtweg abgedunkelte Kopien aus dem Anime, während anderen Aufnahmen (wie der Kamerafahrt durch die Stadt, die ebenfalls von dem Anime inspiriert ist, aber einen feinen Unterschied aufweist, der dem ganzen eine andere Stimmung verleiht) die nötige Sensibilität vermissen lassen und dadurch oft andere emotionale Reaktionen im Zuschauer evozieren.

Kurz gesagt, es ist eigentlich vorwiegend die Optik von Ghost in the Shell die enttäuscht und nicht zu überzeugen weiß. Was gerade deshalb schade ist, weil die Geschichte, die die Realverfilmung erzählt, an sich interessant und spannend ist, geht es doch um profunde menschliche Thematiken wie die Frage nach der eigenen Identität, der Gewichtung von Erinnerungen und ob wir ein Produkt daraus und aus unserer Vergangenheit sind. Es geht um Menschsein und darum, was, in einer hochtechnisierten Welt mit scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten, ethisch und moralisch erlaubt und vertretbar ist, um den Menschen immer effizienter und gottähnlicher zu machen.

Wenn man es schafft weniger auf die visuellen Mängel und unoriginelle Inszenierung zu achten und sich stattdessen mehr auf die Figuren und die Handlung konzentriert, dann weiß Ghost in the Shell (der streng genommen, und das darf man ebenfalls nicht außer Acht lassen, kein Remake des Animes ist, sondern Teile des Mangas von Shirow Masamune adaptiert) durchaus zu überzeugen und zu gefallen. Er ist weit davon entfernt ein Meisterwerk zu sein und wird niemals den Kultstatus und kulturellen Rang des Animes erlangen, dafür fehlt es ihm einfach an einer originellen Bildsprache und der Fähigkeit des Regisseurs die Handlungen der Figuren mit subtilen Gesten anzureichern und selbst den kleinsten Nebenfiguren in kürzester Zeit eine eigene Geschichte zu verpassen, die sie glaubhaft und lebensecht macht. Trotzdem, wenn man seine vorbehalte Beiseite lässt und Ghost in the Shell einfach seine Geschichte erzählen lässt, losgelöst und ohne mit dem Anime verglichen werden zu müssen, und den Fokus mehr auf die Figuren legt, dann ist er unterhaltsam und ein gelungener, wenngleich nicht großartiger, Sci-Fi Film, der durchaus für sich selbst stehen kann.

Regie: Rupert Sanders, Drehbuch: Jamie Moss, William Wheeler, Ehren Kruger, basierend auf dem Manga von Shirow Masamune, Darsteller: Scarlett Johansson, Pilou Asbæk, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt, Filmlänge: 107 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 03.08.2017


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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