Ghana mit neuen Augen sehen

Ghana mit neuen Augen sehenIm Oktober konnte ich gleich nochmals nach Ghana reisen, nachdem ich im September für eine Konferenz dort war (s. hier). Diesmal begleitete ich eine Gruppe von zehn Leuten aus der Schweiz. Es war für mich eine spannende und lehrreiche Erfahrung; ich war noch nie Reiseleiter und wusste nicht, worauf ich mich da eigentlich eingelassen hatte. Da die Vorbereitungen etwas harzig liefen, dachte ich vor der Abreise manchmal , dass ich die ganze Übung doch besser nie ins Leben gerufen hätte.

Und dann standen wir am 6. Oktober alle am Flughafen in Zürich — eine Gruppe, die sich so noch nie getroffen hatte; die meisten kannten sich nicht.

Während zehn Tagen fuhren wir von Accra (Ghana) zuerst ein paar touristischen Sehenswürdigkeiten im Süden des Landes nach, dann Richtung Norden, wo wir ein verschiedene Wycliffe-Leute besuchten, bis wir schliesslich in Ouagadougou landeten — in Burkina Faso also, wo ich 12 Jahre lang gelebt hatte.

Für mich war es einfach schön, wieder mal in Afrika zu sein, und zwar ausserhalb einer Hauptstadt. Bemerkenswert war, wie die Reiseteilnehmer all die Dinge und Sachen und Leute kommentierten, die wir zu sehen bekamen. Es war offensichtlich: Die sie waren sich gewöhnt, ihr Umfeld zu verstehen, das Gesehene und Gehörte einordnen zu können. Bestimmt war dies da und dort auch auf der Reise möglich, aber oft wurde gesagt, dass Afrika irgendwie schon ganz anders sei. Ich sagte mir, dass dies als Erkenntnis vielleicht gar nicht so schlecht ist. Mit diesem Wissen (oder genauer: Wissen, dass man nicht wirklich weiss) ist man jedenfalls weniger schnell im Erteilen von Ratschlägen.

Ich selber musste mich fragen, ob ein solcher Kurzbesuch überhaupt Sinn macht. 2200 Kilometer fuhren wir in diesen zehn Tagen! Da kann man die Dinge gezwungenermassen nur oberflächlich sehen. Jemand kommentierte, dass eine solche Reise etwas Voyeuristisches an sich hätte, und ich musste zugestehen, dass dies irgendwo stimmt. — Eine nächste Reise würde ich entschleunigt anbieten: weniger Kilometer, weniger verschiedene Orte, länger verweilen. Ich würde jeder Person empfehlen, an wenigstens einem Tag auf das Fotografieren zu verzichten und nur zu schauen (eine Auswahl meiner Fotos hier :-) ). Das Motto wäre “Mit leerem Tagebuch hin, mit vollem zurück.”

Ob es je dazu kommen wird?



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