| Gewechselt | Geschockt | Geatmet | Juli 2016

In meinem letzten ICSI-Tagebuch nach unserer gefailten ICSI im Frühjahr schrieb ich, erstmal machen, dann schreiben. Also haben wir gemacht, getan, und nun schreibe ich.

Sorry, ich hab nicht mehr Bildmaterial für Deko, das wird ein sehr textlastiger Artikel.
Wir haben uns zwei andere Kliniken angesehen und uns auf Basis unserer bisherigen Diagnostik nochmal beraten lassen. Auch haben wir versucht, ein klärendes Gespräch mit unserem Arzt in der alten Klinik zu führen. Das endete jedoch in einem ziemlichen Disaster.

Waren wir erst monatelang “ja noch so jung” und alles andere nicht “so dramatisch”, waren wir, insbesondere ich, nur noch “nicht die idealen Patienten”. Insbesondere mein Übergewicht machte der Herr Doktor für den letzten Fail verantwortlich. Unnötig zu erwähnen, dass ich durch die ganze Kinderwunsch-Sache von meinen ursprünglich mal knapp 40 verlorenen Kilos mindestens die Hälfte wieder zugelegt habe.
Und: Was er nun nach dem Patzer im Frühjahr anders machen würde, wisse er auch nicht. Höher dosieren und stimulieren, vielleicht.

Aber am meisten war für uns spürbar, dass es nicht mehr darum ging, eine “Schwangerschaft herzustellen”, wie er so gerne sagte, sondern seinen Arsch zu retten und nicht verklagt zu werden.

Das zum Glück, nachdem wir bereits Gespräche in zwei anderen Kliniken hatten – ich nenne sie mal “Fabrik” und “Manufaktur” – letztere bezeichnet sich auch selbst gern mal so.
Beide Kliniken hatten weitaus geringere Wartezeiten, das fand ich grundsätzlich schonmal positiv. Wir warteten in der alten Klinik oft über eine Stunde, und auch mal eine halbe Stunde auf eine Blutentnahme etc. – und trotz der langen Wartezeiten war unser Arzt immer unvorbereitet und wusste meist nicht mal, wie wir heißen, erzählte immer wieder die gleiche Geschichte über seine Ex-Freundin, die auch Inka hieß, blablabla.

Jedenfalls hilft es nicht, wenn man eine Klinik aufgrund der guten Lage wählt, die sich direkt zwischen unseren beiden Arbeitsplätzen befindet, und jeder von uns knapp 10 Minuten Anfahrt hat, wenn man dann über eine Stunde warten muss, und der Arzt dann immer noch nicht weiß, wer man ist und was gerade der Stand der Dinge ist.

Der Arzt in der “Fabrik”, einer der größten Kliniken in Hamburg, sagte uns, er würde im Prinzip nicht viel anders machen als die bisherige Klinik und schlug eine Gebärmutterspiegelung vor, um Einnistungsprobleme auszuschließen. Alles in allem war es ein gutes Gespräch, aber so richtig gut aufgehoben fühlten wir uns immer noch nicht.

In der “Manufaktur” warteten wir eine kleine Weile vor unserem Erstgespräch, dann jedoch hatte sich der Arzt unsere Unterlagen in Ruhe angesehen. Wir hatten dann die Wahl, zu welchem der Ärzte wir dauerhaft wechseln möchten – O-Ton: “Ich arbeite nachmittags, Frau B. vormittags, und Herr L. arbeitet immer!”
Da ich meinen nächsten Termin, Zyklusmonitoring, aus organisatorischen Gründen aber ohnehin bei Frau B. haben würde, haben wir uns dann mit Frau B. auch in Ruhe bekannt gemacht, bevor wir unsere Entscheidung trafen: Frau B. it is. Im Gegensatz zu fast allen anderen Ärztinnen, die ich im Kinderwunsch-Kontext getroffen habe, die immer irgendwie gestresst und emotional stark abgegrenzt wirkten, ist sie eine Wohltat für die geschundene Kinderwunschler-Seele. Ruhig, freundlich, in ihren Erklärungen genau auf der richtigen Spur zwischen wissenschaftlich-klar und laien-verständlich unterwegs. Und immer wenn wir denken, nun sind wir fertig, hat sie noch eine halbe Stunde Zeit, um mit uns weitere Themen durchzusprechen. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass ich nun lerne, mich in Geduld zu üben. Lieber noch ein paar Themen vorab klären, anstatt am Ende wieder von vorne anfangen zu müssen, weil wir einen “Fehler im System” nicht vorher gefunden haben.

Zeit ist überhaupt etwas, das es in unserer alten Klinik nicht gab. Es ging darum, möglichst schnell und zackzack eine Schwangerschaft herzustellen.
Nicht in unserer neuen Klinik. Am 9. Mai hatten wir unseren ersten Termin zum Gespräch. Am 17. Mai hatten wir meinen ersten Ultraschall für’s Zyklusmonitoring und Christoph musste ein weiteres Spermiogramm abgeben. Und natürlich die gesamte Hormon-Blut-Gedönsdiagnostik nochmal von vorne.

Am 7. Juni dann der Schock im Gespräch. Es konnten praktisch kaum Spermien gefunden werden beim letzten Spermiogramm. Es wurde uns empfohlen, ein weiteres Spermiogramm anfertigen zu lassen und ggf. bei einem guten Ergebnis direkt einfrieren zu lassen, also folgte wieder eine Wartezeit und am 23. Juni musste Christoph dann gleich zwei Proben abgeben, im Abstand von 1,5 Stunden.

O(H)G(O)TT!

Währenddessen waren meine Blutwerte, genauer mein Nüchternblutzucker auffällig und mir wurde zum ersten Mal erklärt, warum ein OGTT (Oraler Glucosetoleranztest) Sinn machen würde – inklusive Messung meiner Insulinwerte, und bei entsprechendem Ergebnis mit Metformin zu behandeln.

Wohlgemerkt: Metformin wurde mir auch in der alten Klinik schonmal angetragen, allerdings von der agressiven Vollkornbrot-Müsli-Ärztin, die Christoph ja sogar indirekt unterstellte, dass er mich zu unserer Ernährungsform nötigen würde. Auch wurde immer wieder der OGTT in den Raum geworfen, jedoch ohne sinnvolle und für mich verständliche Erklärung zum Thema. Die Vollkornbrot-Müsli-Ärztin ist übrigens mittlerweile nicht mehr in der Klinik tätig. Sagt halt auch schon was aus, nicht wahr?!

3 Wochen weitere Tests und warten.

Ich hatte immer große Angst vor dem OGTT, weil ich ja nunmal weiß, was Zucker mit mir macht. Und auch wenn ich nicht wirklich viel drauf gebe, was andere von mir denken, ich konnte mir weitaus nettere Dinge vorstellen als im Wartezimmer einen Zuckercrash zu haben.
Am 16. Juni wurde ich mitsamt meines übrigens gar nicht soo schrecklich schmeckenden Glucosedrinks im Aufwachraum geparkt und konnte so in Ruhe vor mich hin crashen. Und dank Zugang musste ich mich auch nur einmal pieksen lassen. Awesome. Menschlich.

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Und wir hofften darauf, dass das schlechte Spermiogramm ein Ausreisser nach unten war, aufgrund des Reise-Stresses und relativ kurzer Karenz von nur zwei Tagen.

Dann Gespräch am 30. Juni. Gute Nachricht: Das zweite Spermiogramm war das beste von allen bisher und es konnte ausreichend eingefroren werden.
“Schlechte” Nachricht: Es sieht so aus, dass ich eine Insulinresistenz habe. Einstieg in Behandlung mit Metformin, Überweisung an Diabetologie, um Diabetes Typ 2 auszuschließen.
Gute Nachricht: Es ist jetzt nichts aussergewöhnliches und Metformin scheint ja, abgesehen von Nebenwirkungen die mich bisher zum Glück nicht quälen, ein ganz gut verträgliches Medikament zu sein. Trotzdem: Mindestens 4 Wochen Einstellung auf Metformin, bevor wir weitermachen können. Und eine weitere Blutentnahme: Die genetische Diagnostik in der alten Klinik war unvollständig und so wurde nochmal was zum Thema Gerinnung getestet. Genaueres lasse ich mir dann mal erklären, wenn die Ergebnisse vorliegen.

Fazit: Wir gehen davon aus, dass wir nicht vor Oktober in die nächste ICSI starten können, denn unseren Urlaub möchten wir definitiv nicht in einer Kinderwunschklinik verbringen.

Falls Ihr übrigens auf der Suche nach Empfehlungen für Kinderwunschkliniken in Hamburg seid, könnt Ihr mir gern eine Mail schicken, oder eine Nachricht auf Facebook.
Öffentlich kann und will ich mich nicht dazu äussern, in welcher Klinik wir waren und in welche wir jetzt gewechselt sind. Fakt ist, ich hatte im Laufe meiner Suche mit sämtlichen Hamburger Kliniken Kontakt und kann sicherlich zu allen eine grobe Einschätzung geben.

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