Getestet: “Face to Face”-Dating

Am Wochenende war ich auf einer Single-Veranstaltung. Auf einem Dating-Event. Auf einer Kennenlern-Party. Wie man es auch formuliert – es klingt schlimm. Nach Kurzarmhemd-Trägern, nach „Und was machst du so?“, nach Größenunterschied und “Ü-40″. Und genauso war es. Dabei war die Idee eigentlich nicht schlecht: Beim „Face to Face“-Dating kann man an einem Abend etwa 40 potenzielle Partner kennenlernen. Theoretisch.

Die Regeln sind kompliziert: Mit einem zuvor fest zugeteilten Menschen tingelt man im eineinhalb-Stunden-Rhythmus durch drei Bars. In jeder Bar trifft man auf jeweils zwei andere Paare, nach Ablauf der 90 Minuten trennt man sich, ein Paar bleibt, die anderen gehen in jeweils andere Bars, wo wieder zwei neue Paare warten. Ich bewundere die Veranstalter für die Logistik – so entstehen aus insgesamt rund 40 Paaren diverse Kombinationen, am Ende treffen sich alle Teilnehmer in einer letzten Location.

Das Ganze kostet nur zwölf Euro – im Vergleich zu klassischen Online-Partnervermittlungen, für deren Sechs-Monats-Verträge man teilweise mehr als 200 Euro zahlt, ein wahres Schnäppchen. Vor allem für die große Zahl an Kontakten. Theoretisch. Nur, leider, leider, Masse ist nicht alles und so steht und fällt der ganze Abend mit den Menschen. Beziehungsweise mit der Wellenlänge. Dem Funken. Dem Klick, der klicken muss.

Alles Floskeln, um die ich aber irgendwie nicht herumkam, an diesem Abend neben dem Halbitaliener Marco, der so wenig nach Halbitaliener aussah wie Rostbratwurst nach Pizza. Der selbst im Sitzen zu mir hochsehen musste, weil er so klein war. Der noch nie eine Freundin hatte und beruflich „Rechnungen ablegt“. Neben ihm Irene (oder so), der man ansah, dass sie sich für diesen Abend richtig in Schale geworfen hat. Aufgebrezelt. Schick gemacht. Ihr wisst schon.

Nach 90 Minuten ging es weiter zu Thorsten, der mich fragte, ob mir warm sei. Denn dann käme er besser nicht näher – „sonst wird es richtig heiß.“ Thorsten trug ein knallrotes Hemd und sah aus wie Bastian Pastewka. Was ok ist, wenn man Bastian Pastewka ist. Auch beliebt bei den Herren in der Runde: Hemden mit aufgedruckten Städtenamen. “St. Tropez” etwa. In der dritten Bar, und dieses Ende passt zum klischeehaften Verlauf des Abends, traf ich dann aber tatsächlich noch einen wirklich netten, witzigen, klugen Mann. Der mir diese Recherche versüßte und den Glauben an mögliche Dating-Event-Erfolge zurückgab.

Die dennoch unwahrscheinlich bleiben: Dieser einzig gute Mann hatte die ersten Runden heimlich ausgesetzt, war fast schon weg, als ich ihn traf. Auch Irene in ihren weißen Stiefeln versuchte mehrmals, ihm ihre Nummer mitzugeben. Am Ende ist doch alles Schicksal, es passiert, wenn man es am wenigsten erwartet, der richtige Moment kommt, alles hat einen Grund, Timing ist alles. Und so.



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