halbes Leid. So sagt das alte Sprichwort und das stimmt auch oft. Wie ich schon in meinem ersten Artikel zu Sri Lanka geschrieben habe war der Start nicht gerade optimal. Ich saß nun also in Kandy, in den Bergen und überlegte, wohin ich mich als nächstes aufmachen sollte. Dann kam eine SMS von einem Freund aus Israel. Ich hatte Ihn und seine Freunde in Hampi kennen gelernt und sie waren zwei Tage nach mir nach Sri Lanka gekommen. Der Inhalt der SMS war relativ simpel: „Haben günstiges Hostel am Strand gefunden, ist nicht Gokarna aber gut. Wann kommst du?“
Ich hab natürlich nicht lange überlegt und hab mich am nächsten morgen gleich auf den Weg nach Hikkaduwa an der Süd-Ostküste gemacht. Das Glück war auch mal wieder auf meiner Seite, denn in meinem Guesthouse in Kandy hatte ich eine deutsche Familie kennen gelernt, die auch auf dem Weg in den Süden war und einen eigenen Kleinbus mit Fahrer gemietet hatte. Also hab ich gefragt ob sie mich mitnehmen können, was sie netterweise auch taten. Dadurch habe ich noch eine schöne und vor allem bequeme Tour durch die Insel bekommen. Das war wirklich sehr wohltuend, denn die Natur und Landschaft in Sri Lanka ist traumhaft. Vorbei an Teeplantagen, über hohe Berge und dichte Wälder bis zu den paradiesischen Stränden an der Küste und das alles nur in ein paar Stunden.
Foto by Rose Barel
Als ich am Abend in Hikkaduwa ankam begrüßte mich die ganze Truppe und siehe da, da waren noch andere Backpacker, die frisch aus Indien gekommen waren und so verbrachten wir den ersten Abend damit, über Sri Lanka zu lästern, was zugegeben wirklich nicht ganz fair war. Wir saßen also in einer großen Gruppe zusammen und packten unsere Indiengeschichten aus. Außenstehende müssen wohl gedacht haben, dass wir Flüchtlinge oder Vertriebene im Exil sind, die ihrer alten Heimat nachtrauern. Aber uns hat das in diesem Moment geholfen und zwar sehr, auch wenn es wie bereits gesagt nicht ganz fair war.
So verbrachte ich fast 2 Wochen, Tag ein, Tag aus im selben Rhythmus. Mittags aufstehen (warum erst mittags erkläre ich gleich), dann etwas surfen, am Strand rumhängen, 1h Yoga im Sonnenuntergang, Abendessen und dann…
…man mag es kaum glauben und wir wollten es am Anfang auch irgendwie nicht wahrhaben – Party und noch mal Party – und das bis in den frühen Morgen. Als wir die ersten zwei Abende auf die Partys gingen, fühlten wir uns wie Außerirdische auf einem anderen Planeten. Laute Musik (soweit man das als Musik bezeichnen darf) und sehr viel Alkohol. Das war etwas, was wir von Indien nicht mehr gewöhnt waren. Partys in Indien gibt’s fast nur in Goa (und Goa ist nicht Indien!!!) und die Abende in Indien enden meist gemütlich und auch früh. Aber wir sind ja „jung und flexibel“, also passten wir uns der Situation einfach an und machten den Schabernack mit und ich muss zugeben, dass wir doch so einigen Spaß hatten.
Die restlichen Tage verbrachte ich damit mein Visa abzuholen und in der Nähe vom Flughafen am Strand noch etwas zu entspannen. Ich hätte sicherlich mehr aus meinem Aufenthalt in Sri Lanka machen können, auch wenn das ein erhebliches Loch in mein Budget gerissen hätte, da es wirklich sehr teuer ist. So habe ich Erfahrungen gesammelt und auch gemerkt wie schwer es für mich ist von Mama India los zu kommen.
Irgendwann werde ich Indien verlassen müssen, um den Rest der Welt zu sehen. Denn es ist ja eine Weltsafari und keine Indiensafari.