Gesundheitsrisiko IVF: Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Spätfolge?

Birgt die Reproduktionsmedizin gesundheitliche Risiken? Viele Paare, die über eine künstliche Befruchtung nachdenken, wissen um die psychosozialen und finanziellen Belastungen einer IVF. Doch gibt es auch ein Gesundheitsrisiko IVF für die Frau?

Nachdem ich bereits der Frage nachgegangen bin, ob ob eine In vitro Fertilisation das Risiko einer Frau an Brustkrebs zu erkranken, erhöht, stelle ich dir jetzt eine Studie zu einem möglichen erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko vor.

Spätfolgen künstliche Befruchtung

Das Canadian Medical Association Journal berichtet von einer bevölkerungsbasierten Studie von Jacob Udell vom Institute for Clinical Evaluative Sciences an der Universität Toronto. Demnach erkrankten Frauen, die sich erfolglos einer Hormonbehandlung im Rahmen einer künstlichen Befruchtung unterzogen hatten, im Nachgang häufiger an einem Schlaganfall oder einer Herzinsuffizienz.

Bei einer In Vitro Fertilisation werden verschiedene Hormone eingesetzt, um die Anzahl der heranreifenden Eizellen im Zyklus zu erhöhen. Bei mehreren Eizellen stehen die Chancen auf eine bessere Auswahl unter den zur Verfügung stehenen Eizellen sowie auf die Möglichkeit mehrere Versuche durchzuführen besser.

Gesundheitsrisiko IVF: Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko

Die Studie von Jacob Udell und seinem Team verweist auf ihre Forschungsergebnisse, wonach eine Stimulation der Eierstöcke das Herz-Kreislauf-Risiko der Frauen in den folgenden Jahren erhöhen könnte.

Dem Forscherteam an der Universität Toronto in Kanada standen insgesamt Daten von 28.442 Frauen unter 50 Jahren zur Verfügung. Diese hatten sich alle im Zeitraum zwischen April 1993 und März 2011 in der Provinz Ontario einer künstlichen Befruchtung unterzogen.

Bei zwei Drittel dieser Frauen führte die Behandlung nicht zu einer Schwangerschaft, wobei die Frauen hierbei b is zu fünf Behandlungszyklen auf sich nahmen.

Weiterhin erlitten 2.686 Frauen während der folgenden 8.4 Jahre ein kardiovaskuläres Ereignis.

Dabei war die Anzahl der neu aufgetretenen Krankheitsfälle mit 1,08 Ereignissen pro 100 Patientenjahre nach einem negativen IVF Versuch höher als bei Frauen mit einer in eine Schwangerschaft mündenden Fruchtbarkeitstherapie.

Bei den erfolgreichen Fruchtbarkeitstherapien lag die Anzahl der neuen kardiovaskulären Krankheitsfälle bei 0,91 pro 100 Patientenjahre.

Gesundheitsrisiko IVF: Fazit zur kanadischen Studie

Die Studie lässt aufhorchen, auch wenn sie nicht zufriedenstellend beweisen kann, dass die Schlaganfälle und Herzinsuffizienzen tatsächlich die Folge der negativen Fruchtbarkeitstherapien sind. Immerhin bieten sich auch andere Zusammenhänge an, beispielsweise, dass die Fruchtbarkeitsstörung selbst dieses erhöhte Risiko verursacht hat. Eine andere einleuchtende Erklärung könnte weitere Größen wie zum Beispiel eine Adipositas als Auslöser sowohl für die Unfruchtbarkeit als auch das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko ansehen.

Sicherlich bedarf es aufgrund dieser Zweifel und Nachfragen weiterer Forschungsanstrengungen.

Trotzdem bleibt die Vermutung eines möglichen Zusammenhangs zwischen einem erhöhten Gesundheitsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei gescheiterten Fruchtbarkeitstherapien bestehen. Jede Hormonbehandlung bedeutet nicht nur hohe Kosten und eine Achterbahn der Gefühle, sondern kann auch als große Belastung für das Herz-Kreislauf-System angesehen werden.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur:

Jacob A. Udell MD MPH, Hong Lu PhD, Donald A. Redelmeier MD MSHSR: Failure of fertility therapy and subsequent adverse cardiovascular events. CMAJ 2017 March 13;189:E391-7. doi: 10.1503/cmaj.160744. PDF der Studie

Foto: Pixabay - Myriams-Fotos


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