Gesundheit ist Pflicht

Wir wollen nun nicht der WHO Definition folgen,
die "Gesundheit" als eh alles, also körperliches, seelisches, soziales und was-weis-ich-noch-alles Wohlbefinden definiert 
(Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.
sondern einmal überlegen, wie sehr wir heute wieder Dr. med. Wilhelm Diwokfolgen, der in seinem Buch "Gesundheit ist Pflicht - Ein Wegweiser für gesunde Lebensgestaltung" das Gesunderhalten des eigenen Körpers bereits 1940 zur idividuellen Pflicht erklärt hat.

Erstmals hörte ich den Begriff aus dem Munde des Herrn Karl(http://www.liesing.at/8e/herrkarl.htm).

Natürlich macht es Sinn, sich so zu verhalten, dass man seinen Körper durch adäquate Behandlung so weit "gebrauchsfähig" hält, dass einem das "Weiterleben"selbst nicht allzu beschwerlich fällt, jedoch steckte in diesem Konzept damals, in den unseeligen "1000 Jahren", noch etwas ganz anderes:
Dies wurde in der deutschen Ärztezeitung 1996 (http://www.aerzteblatt.de/archiv/3607/Der-Arzt-im-Nationalsozialismus-Der-Weg-zum-Nuernberger-Aerzteprozess-und-die-Folgerungen-daraus) aufden Punkt gebracht:
Der Arzt als Werkzeug des Staates
"Gesundheit ist Pflicht!" Dies stand im Einklang mit dem von der Gesundheitsführung verlangten Leistungsfanatismus, war jedoch ein Verrat an dem ärztlichen Grundwert "salus aegroti suprema lex". Das System wurde während des Krieges mit Hilfe der Vertrauensärzte, der Betriebsärzte und der Aufhebung der freien Arztwahl für Werktätige in rüstungswichtigen Betrieben perfektioniert. Dem Arzt als "Gesundheitsführer" oblag die Überprüfung der Leistungsfähigkeit und der "biologischen Tauglichkeit", die Leistungssteigerung durch Gesundheitsaufklärung und Ansporn zur sportlichen Leibeserziehung, aber auch dieEinsparung von Krankengeldern und Renten durch möglichst langen Einsatz von leistungseingeschränkten Kranken in entsprechenden Verwendungen.
 
Und wer steht heute hinter den medialen und rechlichen Gesundheits- und Screeningkampagnen? Es sind dies nur selten humanistisch bewegte oder gar ärztliche Kreise, es sind meist wieder wirtschaftliche Erwägungen.

Die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialversicherungsanstalt_der_gewerblichen_Wirtschaft) war dann auch die erste Gruppierung, die seit Jänner 2012 mit dem Vorsorgeprogramm „Selbständig Gesund“ das Erreichen von Gesundheitszielen nit der Reduktion von Selbstbehalten belohnt.

Nochmals, natürlich macht es auch aus ärztlicher Sicht Sinn, uns alle zu einem Verhalten zu motivieren, dass unser Leben weniger beschwerlich macht und uns bis ins hohe Alter selbstständig leben läßt.
Wenn sich das aber in eine Gesundheitsdiktatur entwickelt, die abweichendes Verhalten bestraft und die allfällig erzielbare Gesundheitssteigerung nur zur Gewinnmaximierung im Produktionsprozess einsetzt, dann sollte den Anfängen gewehrt werden.

Alkohol-, Nikotinmißbrauch, Übergewicht, fehlende körperliche Fitness, ..etc. stellen selbstverständlich kein medizinisch wünschenswertesVerhalten dar; 
dass in vielen Fällen dieses Verhalten aber nur eine Ventilfunktion gegen gesellschaftliche Mißstände (z.B.: Druck am Arbeitsplatz) darstellt wird in dieser Diskussion ausgeblendet. 
Dabei hat sicher auch geholfen, dass die Universitätsklinik für Arbeitsmedizin in Wien sang- und klanglos abgeschafft wurde.

Ein möglichst hoher Grad an individueller Gesundheit ist anzustreben, jedoch nicht primär um ein Maximum an ökonomischer Ausbeutbarkeit zu ermöglichen sondern primär für ein Maximum an individuellem Wohlbefinden.

Gesundheit sollte somit ein Wunsch und keine Pflicht sein.

Bildnachweis: http://www.booklooker.de/B%FCcher/Dr-med-Wilhelm-Diwok+Gesundheit-ist-Pflicht/id/A019bElA01ZZd


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