Gesund Essen – Vegane Kinderernährung

Von Beatrice Schmidt
Vegane Kinderernährung – Gesund oder Gefährlich?

Gelegentlich hören wir in der Presse Horrorgeschichten von vegan ernährten Kindern, die mit schweren Hirnschäden ins Krankenhaus eingeliefert wurden und gerade so dem Tod von der Schippe gesprungen sind. In einigen Teilen Amerikas droht Eltern die Kindesentziehung, wenn diese ihre Kinder komplett frei von tierischen Nahrungsmitteln ernähren. Und auch in Deutschland gibt es Fälle, in denen durch die vegane Kinderernährung das Kindswohl so stark gefährdet ist, dass die Kinder in die Obhut des Jugendamtes genommen werden.

Auf der anderen Seite gibt es viele Beispiele dafür, dass sich die kleinen Veganer gut entwickeln und sich bester Gesundheit erfreuen. Diese Botschaft ist jedoch nicht so medienwirksam, wie die Gruselgeschichten der Negativ-Beispiele. Auch wird nicht oder nur sehr selten erwähnt, dass so ziemlich alle Kinder und Jugendlichen unter zum Teil erheblichen Vitalstoffmangel leiden. Ursache ist hier unsere allgemeine Fehlernährung. Was wir jedoch nicht schönreden können ist, dass die meisten der publizierten Horrorfälle leider der Wahrheit entsprechen.

Bringt die vegane Kinderernährung das Kind in Gefahr?

Ich möchte an dieser Stelle zwei Gremien zitieren:

Amerikanische Gesellschaft für Ernährung (ADA):

„Die ADA ist der Ansicht, dass eine gut geplante vegetarische Ernährungsform, einschließlich komplett vegetarischer oder veganer Ernährungsformen, gesund sind, ernährungsphysiologisch bedarfsgerecht sind und gesundheitliche Vorteile in der Prävention und der Behandlung bestimmter Krankheiten bieten. Eine gut geplante vegetarisch Ernährungsform ist für Menschen aller Altersstufen geeignet, einschließlich Schwangere, Stillende, Kinder, Kleinkinder, Heranwachsende und Sportler.“

Unabhängige Ärztekommission PCRM, USA:

„Vegane Ernährung, die keinerlei tierliche Produkte enthält, ist sogar gesünder als vegetarische Ernährung. Vegane Ernährung enthält kein Cholesterin und sogar weniger Fett, gesättigte Fettsäuren und Kalorien als vegetarische Ernährung, weil sie keine Milchprodukte und Eier enthält. Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass die gesundheitlichen Vorteile zunehmen, wenn die Menge der Nahrung aus tierlichen Quellen in der Ernährung verringert wird, was die vegane Ernährung zu gesündesten überhaupt macht.“

Was aus beiden Zitaten hervorgeht ist, dass eine vegane Kinderernährung gut geplant und durchdacht sein muss. Daraus ergibt sich, dass der Gesundheitswert einer veganen Kinderernährung maßgeblich von den Eltern und deren Wissen um gesundes Essen abhängig ist. Um hier ganz offene Worte zu finden: Ein Pudding-Veganer, der sich überwiegend von Fertig- und Halbfertigprodukten sowie Fast-Food ernährt, sollte die Finger davon lassen sein Kind ebenso zu ernähren. Wenn diese Erwachsenen durch ihre Ernährungsweise sich selbst in einen Mangelzustand bringen, ist das ihre eigene Angelegenheit. Jedoch das Kind dadurch zu gefährden, ist eine ganz anders, denn in diesem Fall ist die gesunde körperliche und geistige Entwicklung mit Sicherheit gefährdet. Was nicht heißen soll, dass ich es toll finde, wenn Kinder mit Junk-Food aus tierischen Produkten vollgestopft werden. Auch das ist ungesund, hat jedoch andere Folgen.

Es gibt drei hauptsächliche Nahrungsbestandteile, die zu massiven Problemen führen können, wenn sie nicht in ausreichender Menge zugeführt werden. Diese sind Eiweiß, Eisen und Vitamin B12. Kommt es hier zu einem Mangel, sind die Schäden gravierend: Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsstörungen, Verzögertes Wachstum bis hin zu schweren irreparablen Hirnschädigungen sind die Folge.

Eiweiß

Vegane Eiweißlieferanten gibt es unglaublich viele. Die Natur hält hier einiges für uns bereit. Wichtig ist, dass die verschiedenen eiweißhaltigen Lebensmittel miteinander kombiniert werden. Dadurch erhöht sich die sogenannte Biologische Wertigkeit. Das Bedeutet, dass das aufgenommene Eiweiß durch die Kombination verschiedener Lebensmittel erhöht werden kann. Hervorragende Eiweißlieferanten finden sich in meinem Blog-Beitrag: Hochwertige pflanzliche Eiweißlieferanten.

Den täglich benötigten Eiweißbedarf, kann man der Liste Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (Proteine) entnehmen.

Eisen

Eisen ist unter anderen an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt und am Transport von Stoffwechselprodukten. Die roten Blutkörperchen transportieren Sauerstoff in alle Zellen des Körpers. Kommt es im Körper zu einer Eisen-Unterversorgung, kann es zu einer Blutarmut und somit zu einer Sauerstoffunterversorgung des Körpers kommen sowie zu einer Stoffwechselstörung. Hierzu gehört auch der Gehirnstoffwechsel.

Gute Eisenlieferanten sind: Topinambur, Schwarzwurzel, Spinat, Löwenzahn, Petersilie, Brunnenkresse, Hülsenfrüchte, Pilze, Weizenkeime, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen

Allgemein bekannt ist inzwischen auch, das Vitamin C-haltige Nahrungsmittel die Eisenaufnahme fördern (umgekehrt fördert Eisen im Übrigen auch die Aufnahme von Vitamin C). Gute Lieferanten sind hier: Goji Beeren, schwarze Johannisbeere, Hagebutte, Sanddorn, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Paprika, Rosenkohl, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Spinat, Mangold und Lauch, zu kombinieren, da dadurch die Eisenaufnahme im Darm verbessert wird.

Den täglich benötigten Eisenbedarf, kann man der Liste Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (Eisen) entnehmen.

Vitamin B12

Dieses Vitamin kommt überwiegend in tierischen Nahrungsmitteln vor. Es gibt aber auch reichlich pflanzliche Nahrungsmittel, in denen dieser wichtige Vitalstoffenthalten ist. Insbesondere in der Kinderernährung empfiehlt es sich aber einen sicheren Weg zu gehen und die Nahrung zusätzlich mit B12 anzureichern. Das Thema Vitamin B12 behandelt ein ganzer Artikel hier im Blog. Er trägt den Titel „Vitamin B12-Mangel bei Veganern“. Vitamin B12 ist unter anderen an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt, ebenso an der Bildung der DANN und somit am Zellwachstum und der Zellteilung. Es ist wesentlicher Bestandteil bei der Bildung der Hülle der Nervenfasern und ist zudem auch noch Zuständig für die Aufnahme von Folsäure in die Zellen.

Den täglich benötigten Vitamin B12, kann man der Liste der Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (Vitamin B12) entnehmen.

Vegane Babys?

Um es vorweg zu nehmen: Es gibt keine veganen Säuglinge. Der Mensch ist ein Säugetier. Mit der Aufnahme der Muttermilch, nimmt das Baby ein tierisches Produkt zu sich. Das ist richtig und elementar wichtig für die Entwicklung des heranwachsenden Menschleins. Kann das Kind nicht mit Muttermilch ernährt werden, gibt es jede Menge Alternativen, darunter auch veganes Milchpulver. Diese sind komplett auf die Bedürfnisse der Kinder in diesem Alter abgestimmt.

Der erste Brei

Ebenso, wie bei Mischkostbabys muss der Brei gut durchdacht zusammengestellt sein. Stück für Stück werden neue Nahrungsmittel eingeführt und auf Verträglichkeit getestet. Wie auch bei der Mischkost, startet die vegane Kinderernährung mit Brei aus Pastinaken, Kürbis, Karotten oder Kartoffeln. Alles angereichert mit einen Schluck Muttermilch oder einem guten pflanzlichen Öl. Später kommen Nüsse und Samen hinzu und alles was die Natur an pflanzlichen Nahrungsmitteln bereithält. Babynahrung sollte grundsätzlich in Bio-Qualität sein. Da diese Nahrungsmittel weitaus weniger mit Pestiziden, Medikamenten und Co belastet sind.

Ab dem Kleinkindalter

Ab sofort ist in der veganen Kinderernährung vermehrt auf die Versorgung mit Vitamin B12 zu achten. Bis zum Abstillen ist die Versorgung mit diesem Vitamin über die Muttermilch weitestgehend abgesichert. Da diese nun entfällt, muss eine andere Quelle her.

Langsam aber sicher isst der Sprössling bei den Eltern mit und wird komplett abgestillt. Spätestens um den dritten Geburtstag herum ist es vorbei mit der guten Muttermilch. Das Kind ist dem Säuglingsalter entwachsen und benötigt diese Nahrungsquelle nicht mehr. Das Kleinkind isst immer mehr das, was auch die Großen essen. Prinzipiell kann man von nun an kaum noch über die vegane Kinderernährung sprechen, sondern kann allgemein die Formulierung vegane Ernährung verwenden. Neben Obst und Gemüse, sollten spätestens jetzt auch Hülsenfrüchte eingeführt werden. Diese versorgen den Körper mit wichtigem Eiweiß.

Das Kleinkind wird zum Kindergartenkind und dann zum Schulkind. Äußere Einflüsse werden verstärkt und unter Umständen ist der Widerstand von Außenstehenden immer größer. Obwohl das Kind gut versorgt und gesund ist, müssen sich Eltern immer wieder für das rechtfertigen was sie tun.

Entspricht die Ernährung jedoch allen Kriterien einer vollwertigen Kost, ist alles im grünen Bereich. Sicherheitshalber ist es empfehlenswert ein bis zweimal im Jahr den Vitamin B12 Spiegel durch eine Untersuchung messen zu lassen, um auf der wirklich sicheren Seite zu sein.

Vegane Kinder auf Widerstand

Mögen die Kinder sich nicht vegan ernähren, dann können wir es (ganz salopp gesagt) nicht ändern. Was nicht heißen soll, dass es plötzlich in einem Veganer-Haushalt tierische Produkte gibt. Jedoch haben Eltern kaum Einfluss darauf, was die Kids bei Freunden essen oder sich von ihrem eigenen Taschengeld im Supermarkt kaufen. Hier heißt es entspannen, nicht missionieren, sondern einfach nur leben und leben lassen. Wenn es für das Kind, ebenso wie für die Eltern, der richtige Weg ist, kommt es ohnehin irgendwann zur veganen Ernährung. Bis dahin heißt es: Tolerant sein und nicht die Nerven verlieren