Gestatten, Walter – Seite 94 – Teil 1 – Samstag, Walter

Von Pascalw @pwiederkehr

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Samstag, Walter
Nottingham

Bienen im Kopf, summ summ, sie lassen mich nicht in Ruhe, bereiten mir Kopfschmerzen, ich glaube ich habe ausversehen einen Bienenstock verschluckt und die Königin bläst zum Angriff. Ständig frage ich mich warum, es so schief gehen konnte, warum bin ich gescheitert, nein ich bin ja nicht gescheitert, der Auftrag ist endgültig beendet, das letzte Opfer ist tot, erstochen wie ein Schwein. Nicht einmal der Regenbogen am Himmel stört mich heute, die Bienen des Grauens beinträchtigen mich zu sehr. Ich glaube ich werde verrückt, völlig gaga, so viel Erfahrung habe ich, oder ich glaube sie gehabt zu haben, dutzende Morde, erfolgreich ausgeführte Aufträge, glückliche Zeiten, viel Geld, eine wunderschöne, grosszügige Wohnung mit wahnsinns Ausblick in New York, ich war zufrieden, ohne Regenbögen sogar sehr zufrieden, jetzt schaue ich verängstigt hinter mich, vermute in jeder Person die Polizei. Ich lasse das Radio laufen, damit ich nichts verpasse, gerade singt John Fogerty von Creedence Clearwater Revival: „I see the bad moon arising, I see trouble on the way, I see earthquakes and lightning, I see bad times today“ Erschreckend passend, „Bad Moon Rising“, ist das nur Zufall? „Der sehe den dunkeln Mond erwachen, Ich sehe Ärger auf dem Weg, Ich sehe Erdbeben und Blitzschlag, Ich sehe schlechte Zeiten kommen.“ Das Fahndungsfoto in der Zeitung war äusserst schlecht, trotzdem habe ich Angst, dass mich jemand erkennen könnte. Warum starrt mich die nette Frau an der Kasse im Supermarkt so lange an? Findet sie mich attraktiv oder erkennt sie mich? Was ist mit dem Sicherheitsmann am Eingang? Ich werde noch total paranoid. Schlimmer kann es kaum werden. Kurz nach dem schlecht ausgeführten dritten Mord bin ich wie ein irrer gefahren, einfach raus aus London, weg vom Tatort, weg von mir selbst. Könnte meine Seele aus meinem Körper entweichen, sie hätte es gestern getan. Ich sitze in meinem Wagen auf einem Rastplatz zwischen Nottingham und Sheffield, esse weissen Toast mit Schmelzkäse und trinke Cola, nicht sehr gesund, noch weniger nahrhaft, aber ich traue mich gerade nicht in ein Restaurant zu gehen.

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