Gestatten, Walter – Seite 89 – Teil 1 – Freitag, Lea

Von Pascalw @pwiederkehr

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Diese Finger waren für intelligente Recherchen, diese Augen für spannende Einblicke und der Rest als Repräsentant für hochstehenden Journalismus geschaffen. Für nichts anderes, dachte Lea und schlug dann mit der Faust leicht an die Fensterscheibe. Sie fasste einen Entschluss. Nebenbei konnte sie ja irgendwas über die Hochzeit zusammensuchen, von ihrem Fall wollte sich Lea jedoch nicht abdrängen lassen. Er gehört mir, sagte sie zu laut, einige Kollegen drehten verwundert den Kopf. Ein böser Blick genügte. Ich muss meine Zunge in den Griff kriegen, dachte sie und ging an ihren Computer. Im Newsticker von Reuters erschien gerade die Meldung über einen Mord an einem Auslandschweizer in England. „Schaffner der London Underground tot in Wohnung gefunden.“ Armer Auslandschweizer, aber Mord weicht keinen Nationalitäten aus, wobei zur Unterhaltung konnte sie ja noch weiterlesen. Zeit hatte Lea jetzt ja genug. „Der leblose Körper eines Schweizers wurde in der Nacht auf heute Körper in seiner Wohnung im Quartier Hammersmith in London gefunden. Nach ersten Befunden der Gerichtsmedizin sei der Mann an einer Stichverletzung in den Hals erlegen. Die Polizei geht von kaltblütigem Mord aus“, las Lea und runzelte die Stirn. Die Überschrift hatte assoziiert, dass der Mord etwas mit seiner Anstellung bei der Londoner Underground zu tun hat, im Text stand davon jedoch nichts. Soll ich das jetzt melden, damit wieder eine hysterische Redaktionssitzung einberufen werden kann? Nö, ohne mich, das soll jemand anderes melden, ich ganz bestimmt nicht. Soll Max doch wie von einer Tarantel gestochen durch die Büros hetzen und alle anschreien, mein unschuldigstes Gesicht wird ihn schon ablenken, niemand hat den Ticker gelesen, schade oder? Egal, wenn die Verbindung zwischen den beiden Mordopfern nicht auf der Bankenbranche wächst, dann muss die Verbindung in der Schulzeit wurzeln, ich bräuchte also nur eine Zeitmaschine und viel Geld um die Zeitmaschine zu bauen, vielleicht kann mir CERN helfen. Die können ja immer helfen, schwarze Löcher erzeugen, den Teilchenbeschleuniger reparieren und so weiter. Moment, es wird wohlmöglich einfacher als gedacht, eine Zeitmaschine brauche ich gar nicht, ich muss nur eine alte Lehrerin oder einen alten Lehrer finden die redselig ist und gerne Anekdoten aus der guten alten Zeit erzählt. Hoffentlich lebt überhaupt noch jemand der damals Primarlehrer war.

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